Fusel-Felsen war einmal: Die Helgoländer „Klippen Kulinarik“ ist mit acht verschiedenen Gastronomie-Konzepten am Start
von Angelika Fischer
„Ein schroffer karger Fels mitten im Meer, notdürftig mit Erde bedeckt, so dass Rüben und Kartoffeln eben gedeihen.” Mit diesen Worten beschrieb einst der deutsche Dichter Friedrich Hebbel die Insel Helgoland. Indirekt umriss er damit gleichzeitig die gastronomische Herausforderung, der sich die auf der Insel ansässige Tourismunswirtschaft zu stellen hat: Das Felswatt und das Meer bieten Fisch und Krustentiere in bester Qualität, aber alles Weitere muss importiert werden – von wo auch immer…
Impulse waren mehr als notwendig
Heute braucht die Insel-Gastronomie dringend neue Impulse. So lautet das Ergebnis einer Gästebefragung, die im vergangenen Sommer durchgeführt wurde. Eine größere Vielfalt an Speisen, ein zeitgemäßeres Ambiente und Sitzplätze mit Meerblick – das waren die am häufigsten geäußerten Wünsche.
Mit Klippen Kulinarik wird mutig umgesteuert
„Dem wollen wir Rechnung tragen und haben in der neu gegründeten Helgoland Kulinarik und Event GmbH alle gastronomischen Aktivitäten auf der Insel gebündelt“, erläuterte Hotelier und Gastronom Detlev Rickmers zum Saisonstart. „Der Begriff ‚Klippen-Kulinarik‘ bildet das Fundament für die Gastronomie-Outlets unseres eigenen Unternehmens. Hier wollen wir für die unterschiedlichsten Ansprüche unsere regionalen Wurzeln mit der kulinarischen Vielfalt der Welt kombinieren. Um die Insel-Gastronomie auf ein zeitgemäßes Niveau anzuheben, haben wir eine Angebotspalette geschaffen, die in ihrer unterschiedlichen Ausrichtung sowohl den Tagesgästen mit kurzer Verweildauer, als auch den Übernachtungsgästen entgegen kommt. Diese verfügen ja über mehr Zeit, möchten abends ausgehen und eine vielfältige Inselküche von einfach bis gehoben zur Auswahl haben.“
Zusammen mit Detlev Rickmers, dessen Familie seit mehreren hundert Jahren auf der Insel lebt, engagieren sich die Kurverwaltung, die Reedereien, die gesamte Inselwirtschaft sowie last, but not least, gastronomische Berater wie Otto Koch für den Aufschwung und den Wandel.
„Obwohl ich natürlich auch so einiges von Gastronomie verstehe, bin ich doch in erster Linie Hotelier“, sagt Detlev Rickmers. „Von daher bin ich sehr froh darüber, dass wir mit Otto Koch einen ausgewiesenen Gastronomie-Experten für die Neukonzeptionierung der Insel-Gastronomie gewinnen konnten, der nicht nur seine Erfahrung und sein Know-how einbringt, sondern mindestens ebensoviel Liebe und Begeisterung für dieses einzigartige Fleckchen auf der Erde. Wir sind alle beide mit Herzblut bei der Sache, und unsere Ideen ergänzen sich hervorragend!“
Mit diesen Angeboten startet die Klippen Kulinarik
Von den insgesamt acht gastronomischen Angeboten der „Klippen Kulinarik“ ist die Mehrzahl bereits realisiert und zum Beginn der Sommersaison gestartet:
„Rickmers Galerie Restaurant“ im Traditionshotel Rickmers Insulaner an der Hafenpromenade bietet eine authentische internationale „Hafenküche“ – klassisch-maritime Gerichte, die modern interpretiert werden.
Das neue „Maxses Dining Room“ im Hotel auf den Hummerklippen trägt den Namen des ehemaligen britischen Gouverneurs Sir Maxse, der von 1863 bis 1881 dem kulturellen Leben auf der Insel neue Impulse gab. Die klassische englische „Tea Time“ mit Sandwiches, Scones und Clotted Cream wird hier zelebriert, darüber hinaus stehen Roastbeef, Lammbraten und Yorkshire-Pudding auf der Karte – aber auch ein original Wiener Schnitzel als Hommage an Sir Maxses Ehefrau: die Wiener Burgschauspielerin Auguste Rudloff, die Ihre Kollegen während der Sommerpause zu Gastspielen in das Helgoländer Insel-Theater holte.
Das Asia-Restaurant „Lung Wai“ im Hotel Helgolandia spannt den Bogen von der Nordsee bis nach Asien: erstens ist der Name Helgoländer Friesisch und heißt „Langer Weg“, zweitens ist es der Name eines Künstlers aus Hong Kong, dessen Werke an den Wänden präsentiert werden. Die Küche bietet eine breite, asiatisch inspirierte Palette – zum Beispiel indisches Curry, Fischbällchen mit Gurken-Relish, diverse Salate und Dim Sum.
„Rickmers Seafood“ und das „Hafeneck“ liegen beide in der Hummerbuden-Reihe an der Hafenstraße. Während im „Seafood“ feine Helgoländer Spezialitäten rund um Hummer und Knieper (das heißt „Kneifer“ und ist der Name für den Helgoländer Taschenkrebs) im Mittelpunkt stehen, richtet sich das Angebot im „Hafeneck“ an den schnellen Gast, der ein leckeres Fischbrötchen oder eine Tüte Fish & Chips entweder vor Ort oder „to go“ verzehren möchte.
Die elektrobetriebene „BewegBar“ rollt auf vier Rädern über die Insel und hat im Angebot die „Seven C‘s“: Cakes, Coffee, Canapés, Cold Drinks, Crabs, Caviar und Champagner. Sie macht an insgesamt sieben Punkten auf der Insel Halt – immer dort, wo die Sonne gerade scheint, der Ausblick besonders schön ist, „das Leben tobt“ und Gäste Hunger oder Durst haben.
Ddie „SchwimmBar“ ist ein komfortables, hochseetüchtiges Boot für bis zu zwölf Personen, das für Events aller Art – von der Inselrundfahrt über Cocktails unterm Leuchtturm-Licht bis hin zum Offshore-Dinner – zu Tages- oder Dämmer-Törns gemietet werden kann.
In der Planungsphase befindet sich darüber hinaus die „BuchBar“ vor der Lesehalle an der Kurpromenade – ein ruhiges Eckchen mit Beachclub-Charakter zum Entspannen und Erholen.
Das ist ein ganz kräftiger Schluck aus der Innovationspulle. Auch die Reedereien rüsten kräftig auf und setzen neue bzw. modernisierte Schiffe ein.