Reiseimpressionen – drei Tage in Stockholm
von Susanne Plaß
Nicht nur im Sommer, wenn zur Sonnenwende‚ schlaflos in Stockholm‘ mit vielen Partys angesagt ist, sondern auch im Winter ist Schwedens Hauptstadt mit fast einer Million Einwohnern eine Reise wert. Dann zeigt sich die Metropole am Wasser von ihrer romantischen Seite im weißen Lichterglanz der Straßen und vielen Kerzen und Sternen in den Fenstern. Auch eine Herde beleuchteter Elche im Park gehört dazu.
Stockholm ist mit 188 Quadratmetern überschaubar und hat eine gute Infrastruktur zu Land und zu Wasser. Diese wundervolle Stadt lässt sich gut auf Schusters Rappen oder mit Leihfahrrädern erobern. Bemerkenswert sind die platzsparenden Doppeldecker-Fahrradständer. Um viel zu erleben, sind wir am Freitag um 6.35 Uhr in Hamburg mit Eurowings gestartet und hatten um 8.15 Uhr schon schwedischen Boden unter den Füßen. Der Arlanda Express (Hin- und Rückfahrt ca. 57 Euro) verbindet den Flughafen mit der Innenstadt.
Hotels
Es gibt einige erlebenswerte Unterkünfte abseits des Mainstreams wie z. B. das sehr persönlich von Inhaberin Jeanette Mix geführte Boutique-Hotel Ett Hem. Die 1910 erbaute Villa im skandinavischen Design bietet Wohlfühlzimmer, einen zauberhaft angelegten Stadtgarten, Sauna und Fitnessraum sowie eine coole Wohnküche mit Restaurant, das allen Gästen offensteht.
Im Stadtpalais Berns Hotel aus dem Jahre 1863 hat sich schon der Dalia Lama zur Ruhe gelegt. Neben der luxuriösen Einrichtung im wohnlichen Flair veranstaltet das Designhotel Konzerte und beherbergt einen Nachtclub. Im historischen Ausgehviertel Gamla Stan fühlen sich auch allein reisende Damen im Lady Hamilton Hotel zwischen vielen Antiquitäten gut umsorgt. Das nach der Geliebten von Lord Nelson benannte Haus bietet einen Wellnessbereich.
Der frühe Vogel fängt den Wurm, drum sind wir nach Ankunft in der City gleich gen Hafen spaziert. Lust auf ein skandinavisches Frühstück mit Blick auf die Fährschiffe? Dann kehrt ein in das gerade eröffnete Butiken Deli im Hotel Diplomat, Strandvägen 7C. Ein großer Holztisch, kleine Bistrotische und Barstühle am Fenstertresen laden zum Probieren der Köstlichkeiten aus dem reichhaltigen Angebot an Obst und Gemüse, Käse, Wurst und frischen Backwaren ein. Dazu reicht der freundliche Service dampfenden Kaffee und Tee oder auch ein gutes Weinsortiment. Das Konzept macht Lust auf mehr und würde auch in Hamburg gut ankommen.
Viele Sehenswürdigkeiten liegen entlang der Routen vom Hop-on-Hop-off Bus & Boot. Achtung, in der Nebensaison immer nach den Abfahrtzeiten erkundigen, denn sonst wartet man ziemlich lange an den Stationen. Auf unserer Agenda stand natürlich das berühmte Vasa Skansen, welches um das 1628 gesunkene und 1961 wieder gehobene Kriegsschiff Vasa gebaut wurde. 333 Jahre lag diese imposante Galeone, die beim Stapellauf wegen konstruktiver Instabilität sank, im Stockholmer Hafen. Die Geschichte zum Schiff wird anschaulich im Film auf Englisch und Deutsch vorgestellt, bevor man über mehrere Etagen um das beeindruckende Holzschiff geht.
Neben dem Vasa Museum befindet sich auf der Insel Djurgården ein Naturpark und das ABBA Museum in Erinnerung an die berühmte schwedische Band. Leuchtende Augen bekommen Kinder im Junibacken, das die Geschichten von Astrid Lindgren nacherzählt. Am Bootstop Nr. 7 auf der Halbinsel Södermalm zieht das private Museum Fotografiska viele Besucher mit seinen wechselnden Ausstellungen in den Bann. Die Brüdern Jan und Per Broman haben das Museum 2010 in einem alten Lagerhaus am Hafen gegründet. Ausdauer wird beim Treppenlaufen zum Erklimmen der hohen Hafenmauer zum trendigen Södermalm benötigt. Das Stadtviertel ist ein Mix aus Hamburg Eppendorf und Eimsbüttel und beherbergt viele kleine Boutiquen, Einzelhändler und ausgefallene Gastronomiekonzepte.
Dank einer Einheimischen fanden wir mit dem Urban Deli den perfekten Ort, um schwedische Küche in einer hippen Atmosphäre zwischen Locals zu erleben. Vorne Shoppen, in der Mitte die große Bar und dahinter das Restaurant – wer holt sich da nicht nach dem Einkaufen einen Drink und Snacks und plauscht in zwangloser Atmosphäre mit den Nachbarn?
Gamla Stan
Beim Rückweg verzichteten wir auf Bus oder Boot und wanderten über eine der vielen Brücken auf die Insel Gamla Stan. Das rund 750 Jahre alte Stadtviertel gehört mit seinen engen Kopfsteingassen und Kaufmannshäusern zu den besterhaltenen historischen Zentren Europas. Mittendrin befindet sich die deutsche Kirche (Tyska kyrkan), die Königin Silvia an Weihnachten immer besucht. Ein Abstecher in die Kirchen sind empfehlenswert, ab und an gibt es schöne Konzerte – wir genossen Bach als Orgelkonzert in der S:ta Clara Kirche.
Während tagsüber Ströme von Touristen durch die Gassen ziehen, füllen sich zum Nachmittag die urigen Cafés, Bars und Restaurants mit Gästen. Lecker speisen kann man in Stockholms Gastabud – doch wer nicht frühzeitig reserviert hört und liest bei den meisten angesagten Restaurants ‚udsolgt‘! Wo die Nordbrücke die Insel mit dem Festland verbindet liegt der Königliche Palast, der Amtssitz der Royals. Der Wachwechsel der Garde ist auch schon in der Früh ein dankbares Fotomotiv.
Kulinarisch muss sich Stockholm mit nahezu 1.500 Restaurants nicht verstecken. Einen lukullischen Querschnitt kann man in den Markthallen der Stadtviertel erleben wie z. B. in der Saluhall Östermalm.
Beim Kurzbesuch in Stockholm darf die Bootsfahrt durch den Schärengarten – alle 24.000 Insel sind nicht zu schaffen – nicht fehlen. Die Ausflugsschiffe bieten ihren Gästen auf den 2-3-Stunden-Törns eine gute Bordküche und viele interessante Informationen live von einem Guide gesprochen an. Es ist eine Fahrt durch die heile Welt der Inga Lindström Filme.
Drei Tage, zwei Nächte, 36 km zu Fuß und noch mehr per Boot – Stockholm hat eine herrliche Aura mit Seeluft, freundlichen Menschen, einer variantenreichen Gastroszene, vielen Sehenswürdigkeiten und individuellen Boutiquen.
Allein die SAS bietet täglich sechs Direktflüge vom Hamburg Airport nach Stockholm an. Infos bei Visit Stockholm.