Kulinarische Reisenotizen von Susanne Plaß aus Kopenhagen.
In den zehn Stadtteilen der dänischen Hauptstadt werden Trends geboren – ob beim Essen, in der Architektur oder Nachhaltigkeit! 2023 wurde Kopenhagen von der UNESCO zur Welthauptstadt der Architektur mit ihrer fantastischen Gebäudestruktur, gekürt. Superlative gibt es auch in der Gastroszene mit drei 3-Sterne-Restaurants, je fünf 2-Sterne- und 1-Sterne-Restaurants. Darunter hält das Formel B mit 20 Jahren über die längste Zeit die Michelin-Auszeichnung.
Zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die am besten mit Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen sind, kommt jetzt eine neue Attraktion hinzu: Christiansholm – besser bekannt als Paper Island mit dem 25hours Hotel Paper Island. Die Insel verdankt ihren Namen der ehemaligen Nutzung als Industriestandort zur Lagerung von großen Papierrollen für dänische Zeitungen. Durch die Digitalisierung veränderte sich der Bedarf. Die lokalen COBE Architekten gewannen 2016 die Ausschreibung und wurden von der Stadt mit der Transformation des geschichtsträchtige Geländes in exponierter Lage mitten im Innenhafen von Kopenhagen beauftragt. Sie entwarfen ein wellenförmiges Gebäude-Ensemble, das neben Kultur, Kulinarik, Freizeitaktivitäten, Wohnen und einem Wasserkulturprojekt auch ein Hotel beinhaltet. Die umlaufende Uferpromenade lädt zum Sonnenbad oder den Sprung in die jetzt sauberen Fluten des Öresunds ein.
Anfang August 2024 eröffnete mit dem 25hours Hotel Paper Island das zweite Haus der innovativen Hotelgruppe in Kopenhagen. Als Gegenpol zum hektischen Treiben in der Innenstadt orientiert sich das Ambiente des 128 Zimmer-Hotels am Stil eines skandinavischen Sommerhauses. Die Zimmernummern wurde von Behindertenwerkstätten individuell gestaltet, die Einrichtung der Zimmer hat eine nostalgische Note. Inspirationen für das Design in hellen Farben und mit Holzelementen holte sich Stylt Trampoli (Göteborg) aus der Insellage und dem Zusammenspiel von Natur und urbanem Lifestyle. Die schwedischen Innenarchitekten möchten den Gästen das Gefühl vermitteln, im Hafen von Kopenhagen mit der warmen dänischen Gastfreundschaft begrüßt zu werden. Antiquitäten und Flohmarktfunde sollen Geschichten erzählen und Erinnerungen schaffen. Industriedesign mit hohen Decken und offenen Strukturen bestimmen das Erdgeschoss, in der die Rezeption, drei Tagungsräume, die Nomad Day Bar mit Terrasse und das Restaurant Tiger Lily untergebracht sind. Farbenfrohes und keinem Stil folgendes Inventar, das recycelt neue Sinnhaftigkeit erlebt, sorgt für Kommunikation und Entspannung. Größenabhängig werden fünf Zimmerkategorien angeboten, die zwischen 241 Euro bis zu 415 Euro pro Nacht kosten. In den drei Tagungsräumen können sich bis zu 150 Teilnehmer weiterbilden. Gemütlich eingerichtet ist die Lobby mit Kamin und offenem Shop – hier findet sich so manch Skurriles aus vergangenen Zeiten, darunter Schiffszubehör und eine blaue Taucherglocke.
„Unsere Gäste können hier das hyggelige Gefühl abseits der geschäftigen Innenstadt genießen, die sie über die Fahrradbrücke in wenigen Minuten erreichen,“ sagt Grit Rister. Sie ist seit 2023 als General Managerin für das 25hours Hotel Indre By in der Altstadt verantwortlich und leitet jetzt beide Häuser. Unterstützt wird die gebürtige Berlinerin durch Hotel Manager Claus Basan im Paper Island und David Schad, im Indre By. „Das Konzept von 25hours Hotels ist offen, verspielt und spiegelt immer den Lokalkolorit wider“, erklärt der gebürtig aus Landshut stammende Claus Basan. Stolz ist der 38-Jährige auch auf die Rooftop Bar mit 97 Plätzen, einem Kamin und mittig platzierten Bartresen. „Der Ausblick aus dem 8. Stock über den Hafen von Kopenhagen ist atemberaubend. Hier gibt es auch einen Private Dining-Room.“
Die Marke 25hours setzt auf Individualität, Authentizität und Persönlichkeit, dabei wird jedes Hotel mit unterschiedlichen Designern ausgestaltet. Für den Gastronomie-Part arbeiten die 25hours Hotels mit erfolgreichen Konzeptpartnern zusammen. Für das 25hours Hotel Paper Island steht erstmals der deutsch-vietnamesische Familienbetrieb O-ren ishii aus Hamburg Pate. Inhaber Jan Tran ist überglücklich, „dass wir an einem kulinarisch so innovativen und vielfältigen Ort die Möglichkeit haben, gemeinsam mit 25hours unser Konzept zu erweitern. Bei uns werden Gäste mit auf eine Genussreise durch die Streetfood-Küche Asiens genommen.“ Für die neue Gastro-Marke Tiger Lily entwickelte das Hamburger Studio Oeding das Corporate Design.
Maximal 87 Gäste können den Köchen unter Leitung von Executive Chef Stephan Erletz in der offenen Küche bei der Zubereitung der Speisen zusehen. Über mehrere Tage kochte Kristian Brey, Küchenchef vom O-ren ishii, zusammen mit dem internationalen Küchenteam im Paper Island. Galt es doch, die Rezepturen zu üben, den Geschmack der frisch zubereiteten Gerichte zu verfeinern und Tipps für den Einkauf zu geben. Es ist nicht einfach, an die Produkte aus Ländern, wie Japan, Kambodscha, Thailand und Vietnam zu kommen. So z. B. an die Blätter von der Betelnusspalme, die Stephan Erletz mit Garnele, Chili, Koriander und einem süßen Kokosnusskaramell anbietet. „Damit bedienen wir alle Geschmacksrichtungen“, erklärt der 29-Jährige und reicht uns das butterzarte Beef Tenderloin ‚luc-lac‘ mit karamellisierten Zwiebeln, Aubergine, Frühlingszwiebeln und Thai Basilikum.
Auch die japanische Nudelsuppe Ramen steht auf der Speisekarte von Stephan Erletz, der 2014 im Hotel HerzogsPark in Herzogenaurach seine Kochlehre abschloss. Es folgten Stationen in besternten Adressen, wie der Dichterstub’n im Park-Hotel Egerner Höfe am Tegernsee, Bumann’s Chesa Pirani in St. Moritz (Schweiz) und von 2017 bis April 2024 an der Seite von Christoph Rüffer im Hamburger 2-Sterne-Restaurant Haerlin im Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten.
„Im O-ren ishii treffen sich viele Hamburger Top-Köche zum Mittag. Ich bin seit sieben Jahren Stammgast und liebe diese frische und gesunde Küche aus verschiedenen asiatischen Ländern“, sagt der frisch gekürte Küchenchef und ergänzt: „In Kopenhagen eine bezahlbare 2-Zimmer-Wohnung zu finden, ist schwer. Daher wohnen viele in WGs. Ich hatte Glück, denn mein Vermieter ist auch Koch und suchte eine Stelle. So habe ich ihn gleich im Tiger Lily angestellt.“
Bis 2025 möchte Kopenhagen mit seinen 1,9 Millionen Einwohnern klimaneutral sein. Damit auch der Tourismus nachhaltiger wird, hat das dänische Tourismusbüro noch bis zum 11. August die Initiative ‚CopenPay‘ laufen. Dabei werden Besucher für ihr nachhaltiges Handeln belohnt, wenn sie beispielsweise mit dem Rad fahren, Müll sammeln oder Freiwilligenarbeit auf den städtischen Farmen absolvieren. Im Gegenzug gibt es kostenlosen Eintritt in Museen oder ein vegetarisches Mittagessen oder Kajakverleih.
Zukunftsweisend ist das Stadtentwicklungsprojekt Nordhavn mit dem ‚5-Minuten-City- Konzept`, bei dem Geschäfte, Arbeitsplätze, Institutionen und der Öffentliche Nahverkehr innerhalb von 5 Minuten zu Fuß zu erreichen sind. Seit 2005 wurde einen Milliarde DKK in das Radwegenetz investiert, das den Weg frei für den Besuch der meisten Sehenswürdigkeiten macht. Dazu gehören der Vergnügungspark Tivoli, die königliche Stadtresidenz Amalienborg, das angesagte Shoppingviertel Strøget, der Streetfood Markt Reffen in Refshaleøen und das von Lonely Planet unter die 10 coolsten Stadtviertel der Welt gewählte Versterbro, um nur einige Tipps für den nächsten Trip nach Kopenhagen zu geben!
25hours Hotel Paper Island
Papiroen 25, DK 1436 Kopenhagen, Tel: +45 8877 9904, www.25hours-hotels.com/hotels/kopenhagen/paper-island