Für uns Norddeutsche ist es stets verblüffend. Wie auch immer man die Alpen passiert, was Dank Auto, Bahn oder Flugzeug wirklich kein Problem mehr ist, an der Südseite der Alpen taucht man in eine ganz andere Welt ein. Wenn bei uns im Norden sich ein Tiefdruckgebiet mit dem anderen abwechselt, die Tage trüb und grau sind, dann verwandelt submediterrane Luft von der oberen Adria das Meraner Becken bereits in frühsommerliches Paradies.
Die Geographie meint es gut mit dem Gartendorf Algund,das direkt neben dem tradionsreichen kuk Kurort Meran liegt. Die bis zu 3.300 Meter hohen Gipfel der Ötztaler Alpen, das Ortlermassiv und die Texelgruppe schirmen es gegen kalte Winde, Regen und Wolken ab. Über das nach Süden weit offene Etschtal strömt warme Luft von der Adria hoch und wärmt das Land wie Warmwasserheizung.
Gärtners Traum
Ob Palmen, Pinien, Agaven, Rosmarin und Ölbäume, sie allen können hier unter dem freiem Himmel überwintern. Schon früh im Jahr überziehen Millionen von Mandel-, Kirsch- und Apfelblüten das Etschtal vor der hochalpinen schneeweißen Kulisse der Texelgruppe.
Über das Jahr gesehen hat Algund mehr als 300 Sonnentage pro Jahr. Klimatische Bedingungen, die mit südlichen Mittelmeerregionen, der Côte d’Azur und Mallorca vergleichbar sind.
Urlaub auf dem Südbalkon der Alpen
Während Meran noch viel von dem Charme der alten k.u.k. Zeit ausstrahlt und natürlich auch ein geschäftiges Zentrum ist, lässt es sich im Gartendorf Algund ruhiger und vor allem noch genußvoller angehen. Viele Jahre war es ein Gegensatz: Sportliche Bewegung und Genuss. Heute kommen wir von der Bewegung zum Genuss um uns dann nach dem Genuss wieder zu bewegen. Wie bei kurzen, aber sehr schönen Tour über den Algunder Waalweg nach Meran.
Der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen in alle Höhenlagen
Von Algund ist es ein Katzensprung in Südtirols größtes Schutzgebiet, dem Naturpark Texelgruppe und es liegt am Fuße des weltberühmten Meraner Höhenweges. Er zählt mit seinen 93 km Länge zu den schönsten Wanderwegen der Alpen. Wer sie ganz geht überwindet 5.100 Höhenmeter und sollte zwischen fünf und acht Tagesetappen einplan. Der beliebte Wanderweg eröffnet Attraktionen wie den Partschinser Wasserfall und die Spronser Seen im Naturpark Texelgruppe. In der Saison ist es ratsam Hüttenplätze zu reservieren.
Auf geführten Alm- und Hüttenwanderungen eröffnet sich den Gästen die faszinierende Südtiroler Bergwelt: Stille Waldwege, sprudelnde Wildbäche, blühende Berghänge und duftende Almwiesen sind die stillen Wegbegleiter zu Zielen mit atemberaubenden Ausblicken.
Auch auf eigene Faust lässt sich das „Burggrafenamt“ rund um Algund erwandern: Der etwa sechs Kilometer lange Algunder Waalweg zählt zu den schönsten Panoramawanderwegen des Meraner Landes. Wer weiter über den bekannten Tappeinerweg wandert, gelangt bis ins Zentrum der bekannten Kurstadt Meran.
Die Waalwege
Südtirol ist eine Kulturlandschaft mit einer Tradition, die bis in die Antike reicht. Die niederschlagsarmen, eigentlich zu trockenen, Südtiroler-Täler wurden erst durch ein komplexes Bewässerungssystem mit der Etsch als Wasserspender fruchtbar und ertragreich. Hoch an den Hängen gelegen, versorgen kleine Bewässerungskanäle (Waal) die Weinberge und Obstplantagen seit dem 13. Jahrhundert mit Wasser. Direkt daneben verliefen die Waalwege, schmale Pfade um die Kanäle zu bewirtschaften, die Wasserzufuhr zu steuern und sie zu unterhalten. Auch heute noch sind die Kanäle im Betrieb und die zumeist nicht breiten Waalwege, die direkt am Berg „kleben“ sind beliebte und gern begangene Wanderwege.
Tour-Tipp, der Algunder Waalweg
Der Algunder Waalweg verläuft auf einer Länge von sechs Kilometern oberhalb Algunds und führt von Ober- und Mitterplars über Algund bis nach Gratsch. Ein Großteil des schmalen Weges ist in seinem ursprünglichen Zustand erhalten und exklusiv für Wanderer reserviert. Stets führt er an dem wasserführenden Waal entlang.
Freie Strecken lösen sich mit angenehm schattigen Passagen unter den Weinreben des Vernatsch, einer alten Südtiroler Weinsorte. Das schafft ein angenehmes stets etwas kühleres Mikroklima. Wer rasten möchte, es gibt viele Bänke und zwei Wirtschaften auf der Strecke
In Töll, einer zu Partschins gehörenden Ortschaft, beginnt der Algunder Waalwerb. Eine Bushaltestelle und ein Parkplatz sorgen für die Verkehrsanbindung. An einem Waldrand startet der Waalweg. Für die nächsten zwei bis drei Stunden wird das beruhigende Plätschern des strömenden Wassers den Wanderer begleiten.
Hoch über dem Tal geht es durch Obstwiesen und Weinberge. Wenn der Blick bergwärts geht, dann erblickt man die schneebedeckten Spitzen des Ifinger und des Hirzer vor einem blauen strahlenden Himmel.
Der Waalweg führt bei Oberplars durch Obstwiesen,. Nach ein paar Wegminuten kann man auf Schloss Plars hinunter sehen. Im Anschluss wird ein Laubwald durchwandert. Jetzt sehen wir im Ausblick Forst und Algund. Besonders schön: Das von Weinbergen umgebene alte Dorf von Algund Mühlbach – der Waalweg führt direkt daran vorbei.
Wenn der Blick den Berghang hinauf gleitend sehen wir das alte Schloss Tirol, die Stammburg der Grafen von Tirol. Immer häufiger treffen wir auf Palmen, Zypressen und Ölbäume, die bei den Bauernhöfe gepflanzt wurden und der Landschaft einen Hauch Toskana geben. An einer Hängebrücke verabschiedet sich der Waal und weiter geht es auf der Tappeinerpromenade.
Die Promenade gehört zu den berühmtesten Spazierwegen und führt aus Richtung Algund am Hang des Küchelberges bis ins Meraner Stadtzentrum. Gerade für Familien ist der Weg sehr angenehm, denn er weißt kaum Steigungen auf.
Hier beginnt der Tappeinerweg © ganz-hamburg.de
Jetzt geht man durch eine gepflegte Gartenlandschaft. Himalajazedern, Korkeichen, Ölbäume, Pinien, Eukalyptus, Agaven, Aloen, Bambus, Feigenkakteen und Magnolien wachsen entlang des Weges, der zu den .schönsten Höhenpromenaden Europas mit einem herrlichen Panoramablicken gehört.
In Meran angekommen hat man die Wahl, entweder es geht per Bus oder mit Vinschgau Bahn zurück nach Algund.
Der Algunder Waalweg und Tappeinerweg
Da die Waalweg nicht sehr breit sind, ist gegenseitige Rücksichtnahme oberstes Gebot. Mehr als zwei Personen können selten nebeneinander gehen. Vorsicht beim Ausweichen, entweder man tritt ins Wasser oder man kann die Hang abrutschen. Wobei gefährliche Stellen i.d.R. gesichert sind. Im Frühjahr und Herbst ist Rush-Hour. Mit dem Buggy oder Kinderwagen kann der Waalweg gemeistert werden.
Start/Ausgangspunkt: Töll – Oberplars
Weg: Algunder Waalweg :(Töll – Meran Gratsch)
Wegnummern: Algunder Waalweg (z.T. 7, 25A, 29, 29A)
Höhenunterschied: 211 m (Abstieg)
Länge: knapp 6 km, Tappeinerweg 4 km
Gehzeit: ca. 1,5 – 2 Stunden für den Tappeinerweg eine gute Stunde
Familientauglich? Ja gut geeignet, aber Vorsicht am Wasser und es gibt etliche Engstellen.
Weitere Infos: Tourismusverein Algund, Tel. +39 0473 448600 – www.algund.info