Trotz deutlichem Passagierwachstums: Im dritten Jahr in Folge schreibt der Hamburg Airport rote Zahlen. Mit dem Net Zero 2035 Projekt will man bis 2023 CO²-frei sein.
Der Hamburger Flughafen profitierte von der allgemeinen Erholung des Luftverkehrs und konnte sich aus dem Corona-Tal herausarbeiten. Doch Deutschlands fünftgrößter Flughafen verzeichnet auch in 2022 ein drittes Verlustjahr. Bitter, denn ein viertel Jahrhundert lang hatte der Airport stets schwarze Zahlen geschrieben. Allerdings konnte der Fehlbetrag deutlich verringert werden. Das Ergebnis 2022 war mit einem Minus von 27,2 Mio. Euro besser als prognostiziert (41 Mio. Euro Verlust).
Der Flughafen hat seine Hausaufgaben gemacht. Und auch das sprunghaft gestiegene Passagieraufkommen hat dabei geholfen. So konnte der Umsatz um 87,8 Millionen Euro (+ 68,2%) gesteigert auf insgesamt 216,7 Mio. Euro gesteigert werden. Wirtschaftlich war der Flughafen auf dem Weg, die schwarze Null im laufenden Jahr zu erreichen. Allerdings die stark angestiegenen Energiekosten und die hohe Inflation hat dem Management ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Hamburger Flughafen: Gewinn und Verlustentwicklung
Jahr | Gewinn/Verlust |
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2019 | 32,2 Mio. Euro |
2020 | – 113 Mio. Euro |
2021 | – 94 Mio. Euro |
2022 | -27,2 Mio. Euro |
„Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen stieg die Nachfrage im vergangenen Jahr so stark und sprunghaft an, dass sich die Zahl der Passagiere im Vergleich zu 2021 verdoppelte. Nun ist es unser oberstes Ziel, das Unternehmen auch wirtschaftlich schnellstmöglich wieder in die Gewinnzone zu führen – dabei blicken wir zuversichtlich und mutig nach vorn. Mit unserem großen Klima- und Investitionsprogramm ‚Net Zero 2035“ gehen wir den konsequenten, nächsten Schritt unserer Klimastrategie.“
Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Airport
Verzeichnete der Hamburg Airport 2022 11,1 Millionen Passagiere, werden dieses Jahr 13,8 Mio. Fluggäste prognostiziert. Damit liegt der Flughafen immer noch um rund 20 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. Ein Grund liegt darin, dass Hamburg einen vergleichsweise geringen Anteil an Touristik hat. Der für Hamburg wichtige innerdeutsche Flugverkehr, mit einem hohen Geschäftsreisendenanteil, entwickelt sich deutlich schwächer.
Hamburg will als erster deutscher großer Flughafen bereits ab 2035 CO²-frei sein
Als sicher kann angenommen werden, dass die hohen Energiekosten die Rückkehr in die Gewinnzone nicht erleichtern werden. Dazu kommt das politisch forcierte ‘Net Zero 2035‘ Programm, das ambitionierte und teure Klimaschutzziele setzt.
„Um künftig ohne fossile Treibhausgas-Emissionen wirtschaften zu können, investieren wir in den nächsten zwölf Jahren bis zu einer viertel Milliarde Euro. Wir stellen Schritt für Schritt um auf eine unabhängige, 100 Prozent regenerative Energie- und Wärmeversorgung für unsere Flughafen-Stadt“,
Michael Eggenschwiler
Der Meilenstein CO²-neutral wurde vor einem Jahr im März 2022 als erster großer deutscher Flughafen erreicht. Net Zero geht einen Schritt weiter. Beim Betrieb der Flughafengebäude, -anlagen und -fahrzeuge wird der CO2-Ausstoß durch technische Umstellungen und Energie-Einsparungen schrittweise auf null reduziert und nicht mehr kompensiert.
Man kann sich leicht ausrechnen, welche Belastungen durch Zinsen und Abschreibungen dann auf dem laufenden Geschäftsbetrieb lasten werden. Allein in den flughafeneigenen Windpark Heidmoor bei Kaltenkirchen werden 70 Mio. Euro investiert.