Ein Hide away für ein paar Tage an der Ostsee? Es muss nicht immer die Lübecker Bucht sein. Susanne Plaß genoss nicht nur Fischbrötchen und Sanddorneis…
Nur für zwei Tage abschalten, den Laptop im Büro vergessen, das Handy auf stumm switchen und ab ins Auto gen Ostsee düsen. Als Hamburger führt der Weg zwar oft nach Timmendorfer Strand, Scharbeutz oder Travemünde, aber auch im Osten gibt es schöne Orte mit alter Bäderarchitektur, moderner Infrastruktur, sauberen Stränden, komfortablen Hotels und guten Restaurants.
Kühlungsborn
Kühlungsborn ist so ein schmucker Ort zwischen Wismar und Rostock am Meer gelegen, der sich in den letzten Jahren zum Nice to be entwickelt hat. Die mit fast vier Kilometern längste Promenade Deutschlands wurde 2007 fertiggestellt und trennt den Grünstreifen zur Ostseeallee vom Sandstrand.
Wir wollten nach dem Einchecken in das noble Hotel Vier Jahreszeiten erst einmal die frische Meeresbrise genießen und schnappten uns unseren Hund Rascal, um trotz Regenschauer die Promenade gen Westen zu erkunden. Dabei kehrten wir etwas durchkühlt in die Beachbar ein.
Ein leckeres Fischbrötchen und dazu ein heißer Sanddorn-Drink mit Rum oder Amaretto brachte uns in Urlaubsstimmung. Auch das Sanddorneis ist nicht nur vitaminreich, sondern auch köstlich. Allerdings merkten wir schnell, dass Kühlungsborn der Insel Sylt, was die Preisgestaltung angeht, auf der Spur ist. Eine gut gefüllte Geldbörse für den Kurztrip ist hilfreich, denn nicht überall werden Karten akzeptiert!
Relaxing & Dining
Zurück in unserer Juniorsuite im 4-Sterne-Hotel tauchten wir erst einmal in den Wellness-Bereich ab mit finnischer Sauna, Seegras-Sanarium, Dampfbad, Gartensauna und großem Pool mit hochwertigen Liegen drum herum. Schon nach drei Stunden Kühlungsborn war das Büro so weit weg!
Für den abendlichen Snack bekamen wir den Tipp, durch das Wäldchen hinter der Ostseeallee zu gehen, um im Wings & Drums Rotisserie & Bar die Speisenkarte zu studieren.
Wir entschieden uns für ein halbes Roast Chicken von der Flammenwand (15,50 Euro) und Slicy Duck mit Süßkartoffelpommes (17 Euro). Die Portionen waren ordentlich und das Geflügel saftig zubereitet. Entspannt waren wir auch, weil wir Rascal ins modern dekorierte Restaurant mitnehmen konnte, wo schon andere Schnüffelnasen brav unten den Tischen lagen. Die Regenwolken verzogen sich und wir konnten im anliegenden Park noch ein Runde drehen, was Rascal für einen Drink aus dem dekorativen Brunnen nutzte. Noch schnell einen letzten Blick auf das tobende Meer werfen und dann ins Schlummerland beamen.
Um sieben Uhr morgens ging es mit Rascal zum Joggen auf die Promenade. Und wir waren nicht die Einzigen in früher Stunde. Klar legten wir noch eine Spieleinheit am Hundestrand mit lautem Gebell und Wellenjagen ein. Brr, das Wasser hatte nur 19° Grad. Verschieben wir den Sprung in die Ostsee auf später! Nach einem nährstoffreichen Frühstück im hell dekorierten Souterrain-Restaurant des Vier Jahreszeiten erkundeten wir Kühlungsborn.
Gute 240 Meter ragt die Seebrücke seit 1991 in die Ostsee und bietet hoch über dem Wasser das Gefühl von Freiheit und einzigartige Blicke zum Sonnenaufgang und -untergang.
Gleich gegenüber steht der letzte von einst 27 grauen Grenztürmen aus DDR-Zeiten, den man für ein Entgelt besteigen darf. Rund herum sind auf großen Tafeln die Schicksale der Flüchtlinge dokumentiert. Die unmenschlichen Geschehnisse von damals treiben einem heute noch die Tränen in die Augen.
Strandleben in Kühlungsborn
Ordnung ist das halbe Leben und so wurden die 28 Strandabschnitte übersichtlich in Nummern aufgeteilt. In Reih und Glied sind die Strandkörbe ausgerichtet und die Strände stets gesäubert. Den Gästen bieten sich viele Möglichkeiten – vom barrierefreien Zugang über FKK bis zu drei Hundestränden. Für sportliche Sandschubser stehen breite Abschnitte mit Beachvolleyballfelder bereit und auf den Wellen tanzen gut frequentierte Schwimminseln. Für Sicherheit sorgen die DLRG Rettungsschwimmer auf ihren acht Türmchen.
Wichtig für den Tourismus: Zum 16. Mal wurde die Wasserqualität vor Kühlungsborn mit dem Gütesiegel „Blaue Flagge“ ausgezeichnet. Nur wer hinter der Marina am FKK- oder Hundestrand in die Ostsee abtauchen möchte, der sollte Badeschuhe anziehen, denn viele Steine und Algen führen zu ungewollter Wasser-Akrobatik. In lauschigen Sommernächten wird hier auch Strandkino vom Feinsten geboten – in Strandkörben eingekuschelt und bei einem guter Tropfen Wein vor riesiger Leinwand am Meer.
Die Sonne war uns am zweiten Tag hold, so erkundeten wir den 2004 mit 400 Liegeplätzen fertiggestellte Sportboothafen. Coole Restaurants und schicke Boutiquen laden zum Verweilen. Wir genossen Rotwein und ein kühles Bier auf dem Loungemobiliar vom trendigen Restaurant Vielmeer an der Hafenpier.
Zur lauschigen Musik kreisten Möwen über uns am Himmel und unser Labrador streckte nach dem langen Spaziergang alle Viere von sich. Motoryachten, Katamarane und edle Segelboote dümpeln in der Marina, als plötzlich ein großer Dampfer, die MS Koi, den kleinen Hafen ansteuerte und vom Kapitän geschickt an die Kaimauer manövriert wurde. Ein sehenswertes Schauspiel.
Auf dem Rückweg kehrten wir in das edel in Grau gestrichene Hotel Europa mit drei Gastronomie-Konzepten ein. Erst genossen wir eine heiße Schokolade im Barista’s, einer Bar/Café Rotunde und wechselten danach in die gleich nebenan liegende Brasserie mit hellem Jugendstil-Wintergarten und ansprechender Tafelkultur. Uns überzeugten die regionalen Fischspezialitäten und die gut sortierte Weinkarte zum Verweilen.
Der Ort
Kühlunsgborn wurde nach der Wende durch die Städtebauförderung saniert und hat den Charme der Bäderarchitektur mit modernem Leben füllen können. Es gibt viele Angebot für Familien und für Senioren. Mehr Gäste zwischen 20 und 50 Jahren in Kühlungsborn wären wünschenswert. Da kommt das Angebot der Aschenbeck & Aschenbeck Projektentwicklung GmbH aus Oldenburg in Niedersachsen gerade recht. Der Investor plant für die große Ödlandfläche hinter der Hafen-Promenade bis um Bahndamm ein Hotel für ein sportinteressiertes, jüngeres Publikum.
Die Anreise
Von Hamburg sind es zwei Autostunden via A1 und A20 bis zur Abfahrt A14 und dann noch 33 km auf der B105 nach Kühlungsborn. Mit der Bahn geht es nach Rostock. Im Anschluss per Regionalzug bis Bad Doberan. Dann mit der historischen Dampflock „Molli“ in 45 Minuten bis nach Kühlungsborn Ost, West oder den Haltepunkt Mitte. Oder man nimmt für die letzte Strecke den Regionalbus. Eine Flixbusverbindung ab Hamburg gibt es (noch) nicht.
Mehr Infos über Kühlungsbornunter https://www.kuehlungsborn.de