Was ist auf Twitch populär?

ESport Spieler am BildschirmESport © ganz-hamburg.de

Der Gamer liebstes Kind: Die Streaming-Plattform Twitch ist längst mehr als nur ein Geheimtipp.

Fans können hier ihren Helden dabei zusehen, wie sie ihr Können in verschiedenen Videospielen demonstrieren und auch live kommentieren, sich Tipps fürs eigene Spiel holen oder mit anderen Gamingfans und Gamingstars im Chat unterhalten.

Allein in Deutschland hatte die digitale Plattform im März 2020 bereits 3,58 Millionen Nutzer, mit Tendenz nach oben. Im Vorjahresmonat lag die Zahl bei 2,91 Millionen Nutzern in der Bundesrepublik.

Die Nummer Eins unter den deutschen Streamern auf Twitch ist seit Jahren der gebürtige Buxtehuder Marcel Eris alias MontanaBlack. Mehr als 2,5 Millionen Follower und 20.000 Abonnenten zählt sein Kanal. Der 32-Jährige streamt mehrmals pro Woche live, wobei er zwischen „Call of Duty: Warzone“, „Fortnite“ und „FIFA“ wechselt. Zwischen drei und sieben Stunden dauern diese Streams. Direkt mit den Fans interagiert er zwischendurch unter der Rubrik „Just Chatting“.

Seine Glücksspiel-Streams musste er allerdings nach kurzer Zeit aufgeben, weil der neue Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland, der das Online-Glücksspiel legalisiert, erst im kommenden Jahr verabschiedet wird. Obwohl sich die Bundesrepublik mit Ausnahme von Schleswig-Holstein seit langem in einer rechtlichen Grauzone befindet, was das Online-Zocken anbelangt, sind Casino-Spiele hierzulande populär.

Fortnite spielen (c) Bild von 11333328 auf Pixabay

MontanaBlack sind Kontroversen wohl vertraut. Der Twitch- und YouTube-Star hat nie ein Hehl aus seiner Drogenvergangenheit und damit zusammenhängenden Straftaten gemacht. Nach einer Therapie, um endlich clean zu werden, zog er bei seinen Großeltern ein und fing an, Vlogs aufzunehmen. Mittlerweile hat er sogar seine Autobiografie veröffentlicht. Zahlreiche bunte Spiele wie Blackjack, Slotspiele und andere Casinohits gehören zu den beliebtesten Nischen auf Twitch, wo deutsche Fans Kanäle aus aller Welt zur Auswahl haben. Zu den Superhits gehören allerdings weiterhin die Spiele, die mittlerweile in vielen Ländern als eSport anerkannt sind und zum Teil ihre eigene Weltmeisterschaft besitzen.

„Fortnite“, „Counterstrike: Global Offensive“, „Call of Duty: Warcraft”, aber auch FIFA, “Mario Kart”, “Grand Theft Auto” und “Minecraft” sind die beliebtesten Spiele der deutschen Twitch-Stars.

Internationaler Superstar auf Twitch ist selbst nach einjähriger Abwesenheit, in der er bei der mittlerweile wieder eingestellten Plattform Microsoft Mixer unter Vertrag war, der Amerikaner Ninja. Seit kurzem ist wieder bei Twitch zu finden, wo er seinen alten Kanal inzwischen auf 16 Millionen Follower ausgeweitet hat. Dabei spielt er außer „Fortnite“ auch „Valorant“, ein taktisches Ego-Shooter-Spiel.

Die Nummer Zwei in der Twitch-Streamingwelt ist Tfue, der für seinen Kanal 9,14 Millionen Follower besitzt. Der erst 22 Jahre alte Streamer, der mit bürgerlichem Namen Turner Tenney heißt, ist vor einigen Monaten vom Online-Shooter „Fortnite“ auf „Call of Duty: Warzone“ umgestiegen. Nachdem er im vergangenen Jahr online 1.987 Stunden lang live gespielt hatte, wurde es ihm zu langweilig, ständig nur das gleiche Game zu spielen.

Ein E-Sports Spieler bei einem Turnier
eSports Foto: pexels.com / J M Fotography Glaskow

Für die Fans kann das Gucken genauso aufregend werden wie das selbst spielen. Zahlreiche Gamer nutzen Twitch-Kanäle nicht nur, um sich zu entspannen, sondern auch, um daraus zu lernen. Vor allem bei neuen Spielen, wie „Red Dead Redemption 2“ versprechen sich etliche Gamer einen Vorteil davon, die besten Zocker im Live-Stream zu studieren.

Dabei verdienen die Profis einen Teil ihres Geldes durch Abonnements, aber die Events können auch kostenlos geguckt werden.

Wie viel Spaß die Plattform machen und wieviel Aufmerksamkeit sie erregen kann, wissen nicht nur Gamer wie MontanaBlack und Ninja. Zu einem Riesenerfolg wurde im Oktober die Übertragung von „Among Us“, bei der die US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez Spieler via Twitter dazu aufgefordert hatte, gegen sie anzutreten. Die liebevoll AOC genannte demokratische Kongressabgeordnete lockte gemeinsam mit ihrer Kollegin Ilhan Omar gleichzeitig mehr als 600.000 Zuschauer vor ihre jeweiligen Bildschirme.

„Among Us“ ist ein Videospiel, bei dem eine Crew von zehn Astronauten im Weltraum auf einem Raumschiff etliche Arbeiten verrichten muss. Doch unter ihnen befinden sich getarnte Störenfriede, die der echten Crew das Garaus machen will. Um selbst zu überleben, müssen die Crewmitglieder in Besprechungen herausfinden, wer die Bösewichter sind und diese eliminieren. Dabei wird gelogen, betrogen und gemeuchelt, was das Zeug hält. AOC, die bislang als Fan von „League of Legends“ von sich reden gemacht hat, nutzte die „Among Us“-Sitzung auf Twitch, um die Amerikaner zum Wählen in der bevorstehenden Präsidentenwahl zu bewegen, doch auch ohne politische Botschaft macht das Game immer mehr Zockern Spaß. 

Bekannt gemacht wurde „Among Us“ durch den Twitch-Streamer SodaPoppin, der es durch Zufall entdeckt hatte. Inzwischen wird es zum Teil von 100.000 Leuten gleichzeitig gespielt. Die Sitzung mit AOC kann den Trend nur noch weiter verstärken.

Das lediglich aus drei Entwicklern bestehende Team hinter dem Game hat sich gegen einen zweiten Teil und für den Ausbau des bestehenden Spiels unter anderem mit einem Freundesystem und Support für Farbenblinde entschieden. Vom weltweiten Erfolg bis zum Nischenkanal sollen schließlich alle Gamingfans sich auf Twitch und anderen Platformen amüsieren könen.

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