THE INTERVIEW LUNCH: Im Rindock’s in Bergedorf mit Parmod Kumar

Rindocks Hamburg LohbrüggeDas Rindock's Bergedorf ist im Stadtteil Lohbrügge zu finden. Foto: Cetin Yaman

Parmod Kumar – Engagement für Gemeinschaft, Fortschritt und deutsch-indische Beziehungen.

Parmod Kumar stammt aus Punjabi in Indien und hat ganz frisch bei den Bezirksparlamentswahlen im Juni 2024 in Hamburg einen Sitz erringen können. Ein Schwerpunkt seiner Ambitionen ist die Verbesserung der deutsch-indischen Beziehungen, die Stärkung der Geschäftsbeziehungen und die Unterstützung der örtlichen Gemeinschaft, einschließlich indischer Studenten, die in Deutschland studieren. Während er die kürzlich abgeschlossenen indischen Parlamentswahlen aufmerksam verfolgte, widmete der 57-jährige Parmod, der die CDU vertritt, täglich zehn bis zwölf Stunden seinem Wahlkampf im Bezirk Bergedorf. Dieser hat eine Bevölkerung von etwa 130.000 Einwohnern, „darunter sind etwa 6.000 Menschen indischer, afghanischer, pakistanischer und anderer Herkunft“, sagt Kumar. Die Familie des in Amritsar geborenen Kumar, die eine Kugellagerfabrik betreibt, ließ sich in Goraya nieder, als er jung war. 1992 zog er dann nach Deutschland, wo er seine Karriere zunächst als Tellerwäscher begann. Im Laufe der Jahre entwickelte er sich zu einem erfolgreichen Unternehmer, der derzeit über 100 Mitarbeiter beschäftigt.

Parmod Kumar ist Gründer und Geschäftsführer von Wunderland Food GmbH. Als gelernter Koch fasste er eines Tages den Entschluss und machte sich selbständig. Sein Ziel war es dabei, ein zuverlässiger Partner für die Gastronomie zu sein. Das erste Lager war in der Lagerstraße am Hamburger Fleischmarkt. Damals hatte das Lager eine Größe von wenigen Quadratmetern. 2012 Umzug nach Berne, da hatte man schon bei einer Lagerfläche von 400 Quadratmetern und 10 Mitarbeitern eine Kundenzahl von 500 erreicht. 2020 erfolgte dann ein erneuter Umzug, diesmal nach Norderstedt. Die Lagerfläche beträgt nun 2.500 Quadratmeter und die Mitarbeiterzahl ist auf 25 angewachsen, ebenso konnte die Anzahl der Kunden auf 1.000 verdoppelt werden. Die Firma heißt Rindock’s WunderlandFood GmbH und ist ein Lebensmittelgroßhandel. Der Umsatz hat einen zweistelligen Millionenbereich erreicht. Parmod Kumar hat zwei Kinder, beides Jungs, einer geht noch in die Schule, der andere studiert und ist bereits in der Firma angestellt. Das Unternehmen befindet sich in Norderstedt, er und seine Familie wohnen aber in Bergedorf.

Aus dem Leben von Parmod Kumar

Anlässlich des indischen Nationalfeiertags am 15. August treffen sich Parmod Kumar (3.v.l.) und weitere wichtige Vertreter der indischen Gemeinde in Norddeutschland jedes Jahr in der Hamburger Innenstadt. Mit dabei waren diesmal auch: Generalkonsulin Soumya Gupta, Bundestagsabgeordneter Christoph Ploß (2.v.l., CDU), Maxim Loboda (3.v.r., CDU, Abgeordneter Bezirksversammlung Hamburg-Eimsbüttel), Julian Herrmann (l., CDU) sowie Torben Berg (r., ÖVP, Wien) Foto: Cetin Yaman

Wir unterhielten uns mit dem dynamischen Unternehmer und Neu-Politiker.

Gh: Hallo Herr Kumar, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu der gewonnenen Wahl. Sie wurden das erste Mal überhaupt als Kandidat aufgestellt und haben gleich einen Sitz gewonnen. Was sind denn nun für Sie die großen Themen als Abgeordneter im Bezirk Bergedorf?

Parmod Kumar: Es geht vor allem bessere Verkehrsanbindungen, wirtschaftliche Ankurbelung, Schaffung von Arbeitsplätzen, Bereitstellung von günstigen Wohneinheiten und noch einiges mehr.

CDU Fraktion Bezirksversammlung Bergedorf
Die CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Bergedorf. Foto: privat

Gh: Da haben Sie sich ja viel vorgenommen. Hinzu kommen ja noch Ihre Ambitionen in Sachen indischer Bevölkerung in Hamburg…

Kumar: Jetzt nachdem ich gewählt wurde, möchte ich mich auch mit der neu gebildeten indischen Regierung für bessere Beziehungen zwischen Indien und Deutschland einsetzen und dabei insbesondere die Themen Geschäftsbeziehungen, Kulturaustausch, Unterstützung indischer Studenten in Deutschland und einiges mehr ansprechen.

Warum ist denn das so wichtig, dass Inder in Deutschland auch in der Politik vertreten sind?

Kumar: Ich bin seit über 30 Jahren in Deutschland und habe feststellen müssen, dass Inder in Deutschland keine Stimme haben. Es gibt hier aber viele aktive indische Geschäftsleute, sie stellen einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor dar. Die Inder, die hier sind, sind nicht auf den Bezug von Sozialleistungen aus. Andere ethnische Gruppen wie zum Beispiel die Türken sind schon ziemlich gut in der deutschen Politik vertreten, nur die Inder noch fast überhaupt nicht.

Gh: Nun haben Sie es ja schon mal als Inder in das Bezirksparlament in Bergedorf geschafft. Was soll nun folgen?

Kumar: Mein Ziel ist es darum, auch andere Inder dazu zu motivieren, in die Politik zu gehen. Und natürlich sollen da auch möglichst viele junge Leute darunter sein. Für uns  Inder gilt das gleiche wie für jede andere Volksgruppe auf der Welt: wir müssen auch die Jugend für die Politik begeistern. Denn sie sind die Zukunft. Und unsere indische Jugend, die hier in Deutschland geboren ist, wird auch zum allergrößten Teil hier bleiben. Sie benötigen ihre eigene Stimme in der Politik.

Gh: Wie kam es denn überhaupt dazu, dass Sie sich entschlossen haben, selbst aktiv zu werden in der Politik?

Kumar: In den vergangenen Jahren habe ich in Deutschland viel Unzufriedenheit beobachten können, so viel wie ich noch hier beobachtet habe. Meiner Meinung ist da auch die derzeitige Bundesregierung schuld daran, sie macht für viele Menschen – auch auf mich – einen schwachen Eindruck. Und, was ganz wichtig ist: die Entscheidungen, die die Menschen ganz konkret betreffen, werden vor Ort getroffen, das heißt in den Städten und in den Bezirken und Stadtteilen. Solche Entscheidungen sind zum Beispiel die unzähligen Baustellen in Hamburg, diese müssen unbedingt schneller fertiggestellt werden. Da haben viele Menschen ein großes Frustgefühl entwickelt, weil sie nicht verstehen können, warum es so viele Baustellen sind und warum diese so ewig dauern. Deswegen ist es sehr gut, dass ich auch in den Bauausschuss gewählt wurde.

Gh: Gibt es noch ein anderes Thema in der Hamburger Verkehrspolitik, das Sie reizt?

Kumar. Es gibt viel zu viel Fahrradflächen auf den Straßen, das behindert alles den Verkehr. Nun da wir aber die Mehrheit im Bezirk gewonnen haben, kann die CDU das durchsetzen und ändern. Auch kann man die Häuser höher bauen als die Grünflächen zu bebauen. Wir von der CDU setzen uns auch für den Umweltschutz ein und das ist eine für uns sinnvolle Lösung.

Gh: Sie sind ja auch im Kulturausschuss. Was dürfen wir da von Ihnen erwarten?

Kumar: Kultur allgemein muss gefördert werden und als Inder werde ich mich auch dafür einsetzen, dass die indische Kultur stärker im Bezirk zu sehen ist. Habe außerdem die Idee, ein indisches Kulturzentrum in Bergedorf aufzubauen. Da ist es sehr nützlich, dass ich deutschlandweit sehr gut mit anderen Indern und indischen Institutionen vernetzt bin. Neulich habe ich auch ein Konzert in Frankfurt a.M. organisiert. Es spielte der sehr populäre indische Künstler Shayar live (Savtaj, Sänger).

Gh: Planen Sie so etwas auch in Hamburg?

Kumar: Ja, auf jeden Fall. Auch in Norddeutschland werden Konzerte organisiert. Aber es geht um mehr als Konzerte, wir wollen auch ganz allgemein die indische Kultur verbreiten. Und: ich bin auch Präsident im Hindu-Tempel Verein Hamburg.

Gh: Gehen wir mal zu Ihren Aktivitäten als Unternehmer über. Sie haben ja in Deutschland einen sagenhaften Aufstieg hingelegt. Wie haben Sie das so hinbekommen?

Kumar: Unsere Firma ist ein junges engagiertes Unternehmen. Wir haben uns mit einem hohem Maß an Flexibilität und Individualität einen guten Namen in der Branche gemacht. Mit unseren sachverständigen Mitarbeitern vertreiben wir qualitativ hochwertige Fleisch-, Fisch- und Geflügelwaren auf höchstem Niveau. Das ist sehr wichtig; wenn das nicht der Fall ist, bleibt der Erfolg aus. Wir beliefern die Gastronomie im Norddeutschland mit einem reichhaltigen Sortiment an Lebensmittelprodukten und allem, was die Gastronomie sonst noch benötigt.

Neben Ihrem Lebensmittelgroßhandel führen Sie auch seit 2001 eigene Restaurants, inzwischen haben Sie vier davon in Hamburg und Umgebung: in Hamburg-Bergedorf, Hamburg-Harburg, Pinneberg und Ahrensburg (beide in Schleswig-Holstein). Diese sind überraschenderweise Steak-Restaurants und nicht Restaurants mit indischer Küche, wie man meinen könnte. Wie kam das zustande?

Kumar: Da ich mit dem Fleischgroßhandel gestartet bin und dieser so gut lief, habe ich dann diese Expertise in die Steak-Restaurants investiert. Die ersten beiden kamen auch gleich bombig an, weswegen ich dann auch bei dieser Linie geblieben bin.

Ihr Engagement für die Bürger in Ihrem Bezirk zeigen sie Woche für Woche. 2021 haben Sie mit einer eigenen Tafel begonnen. Jeden Dienstag erhalten 200 Menschen Lebensmittel von Ihnen: Gemüse, Obst, Fleisch, Eier, Brot und vieles mehr. Diese Idee entstand ja mitten in der Pandemie, Sie lassen diese Tafel aber auch noch nach dem Ende der Pandemie weiterlaufen. Warum?

Kumar: Das ist für mich eine Möglichkeit, dieser Stadt etwas zurückzugeben. Hamburg ist für mich einfach die beste Stadt zum leben und Bergedorf wiederum der schönste Bezirk darin. In dieser Stadt habe diesen unternehmerischen Erfolg erzielen können und diesen Erfolg möchte ich gern mit meinen Mitbürgern, denen es materiell nicht so gut geht, teilen.

Das ehrt Sie und wir sind der Meinung, dass Deutschland noch mehr solcher Unternehmer mit sozialem Gewissen wie Sie gebrauchen kann. Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen weiterhin viel Erfolg in Wirtschaft und Politik!

von Cetin Yaman