Blümchen, Spinnennetz oder doch lieber Wikinger? Marco Apfler sticht (fast) alles was gewünscht wird auf die Haut
Ein ganz so empfindliches Gemüt sollte man nicht haben, wenn man dem Tattoo-Experten Marco Apfler das erste Mal begegnet. Denn der 46-Jährige wandelt selbst als beste Werbung für seine Zunft durch die Weltgeschichte: fast sein kompletter Körper ist inzwischen mit Tätowierungen übersät. Dazu gehört auch sein Gesicht, das auf den ersten Blick etwas gespenstisch aussieht – vor allem weil sich über seinen eigenen natürlichen Augen ein zweites – natürlich nur tätowiertes – Augenpaar befindet. Hinzu kommt noch, dass er sich die Augäpfel hat blutrot einfärben lassen. Also, sagen wir es mal so: insgesamt ein nicht alltägliches, doch etwas gewöhnungsbedürftiges Erscheinungsbild…
Hamburg is calling – Von der Nordsee an die Alster
Der erste Schock legt sich aber ganz schnell sobald man mit Marco ins Gespräch kommt. Da lernt man einen sehr höflichen und zuvorkommenden Tattoo-Liebhaber kennen, der nichts weiter vor hat als die Tätowierungs-Wünsche seiner Kunden und Kundinnen perfekt und auf möglichst angenehme Art und Weise umzusetzen. Das scheint auch sehr gut zu funktionieren, denn die letzten vier Jahre betrieb er schon erfolgreich ein Tattoo-Studio im niedersächsischen Jever. Davor war er einige Jahre als Tätowierer in einem Studio in Wuppertal tätig; Marco weiß also, was er tut. Nun folgte er dem Ruf der Hansestadt und ist ab sofort in der Kieler Straße 271 in Hamburg-Stellingen zu finden.
Sketches, Schriftzüge, Chicano-Style – Marco’s Repertoire
Die Eröffnungsparty war bestens besucht und die Nachfrage nach Tattoo-Terminen groß. Und was für Motive werden von seiner Kundschaft gewünscht? „Vereinfacht gesagt: bei den Mädels die Blümchen und bei den Jungs eher so die Wikinger-Schiene“, sagt Marco mit einem leichten Lächeln. Sein Tattoo-Angebot umfasst Sketches, Schriftzüge und auch Chicano-Style. Realistic macht er nicht, ebenso empfiehlt er gern andere Kollegen wenn es sich um zu riesige Motive handelt. Übrigens ziehen seit einigen Jahren die Frauen an den Männern vorbei, wenn es um den Wunsch nach Tattoos geht. „In letzter Zeit hat sich das Bild ziemlich gedreht, immer mehr Frauen wollen Tattoos auf ihrem Körper haben“. Eine Session dauert von einer halben bis maximal vier Stunden und die Preise beginnen bei 80 Euro, nach oben ist es „quasi unbegrenzt“. Und das Erfreuliche für Tattoo-Studios wie das von Apfler: meistens bleibt es nicht bei einer einzigen Tätowierung, viele werden zu Wiederholungstätern. „Ja, das kann man so sagen, viele kommen auf den Geschmack nach dem ersten Mal und kommen danach immer wieder“.
Synergien zwischen Nachbarn – Tattoos und Streetwear im gleichen Haus
Sein Nachbar im selben Gebäude ist das Streetwear-Label „Respect Hamburg“, das seine Outfits in den weiteren Räumlichkeiten des Standorts ausstellt und auch dort verkauft. Für „Respect Hamburg“-Inhaber Andreas Besel ist das eine ideale Kombination: „Da gibt es einige hoch interessante Synergie-Potenziale für uns beide, denn Marco’s und meine Produkte und Dienstleistungen sprechen den gleichen Lifestyle an“. Besel fertigt beispielsweise für das Team von Olivia Jones – für das übrigens auch Marco Apfler als Kiez-Tourführer tätig ist – Outfits an und auch für andere Betriebe auf der Reeperbahn. „Überhaupt nehmen wir unser eigenes Label ‘Respect Hamburg’ beim Wort und arbeiten am liebsten mit anderen Hamburger Unternehmen zusammen, so erläutert Besel seine Unternehmensphilosophie. Zu dieser passt Marco Apfler bestens dazu, wie beide finden.
The only way is up: Zeitungen, TV, Kino – alle wollen Marco Apfler Aber auch sonst geht es derzeit mit Marco karriere-technisch steil bergauf. Für „den Mann, den man im Dunkeln nicht sieht“, interessiert sich der Fernsehsender RTL 2 stark. In eine der Folgen der Serie „Reeperbahn privat“ ist er schon fest eingeplant, auch in einem Kinofilm wird er bald eine Nebenrolle übernehmen. Und eine große Hamburger Boulevard-Zeitung widmete Apfler neulich fast eine ganze Seite. Diesen Karrieresprung merkte man auf der Eröffnungsparty, da ließen sich so einige Kiez-VIPs blicken und ließen sich gern mit Marco gemeinsam ablichten.
von Cetin Yaman
