Saison mit Highlight beendet

Konzert im Speicher am KaufhauskanalDer stimmungsvolle Saal im ersten Stock der historischen Spielstätte Speicher am Kaufhauskanal war gut gefüllt. Foto: Cetin Yaman

Klassik Konzertbericht: Philipp Schupelius glänzte im Harburger Speicher am Kaufhauskanal.

Mit einem Höhepunkt wurde die diesjährige Saison der musikalischen Gastspiele im Speicher am Kaufhauskanal beendet. Denn was der 21-jährige Cellist Philipp Schupelius mit seiner kongenialen Begleiterin Yukio Kaihara präsentierte, war sowohl Programm-dramaturgisch als auch künstlerisch am Instrument mehr als überzeugend. Schupelius nahm seine Verehrung für den großen Cellisten und Dirigenten, aber auch Komponisten, Pablo Casals zum Anlass, dessen Friedensbotschaft über die musikalische Aufführung erfahrbar zu machen.

Philippp Schupelius, Yukio Kaihara, Henry C. Brinker
Philippp Schupelius, Yukio Kaihara und Speicher am
Kaufhauskanal-Manager Henry C. Brinker strahlten gemeinsam. Foto: Cetin Yaman

Dazu interpretierte der junge Berliner nicht nur zwei Werke von Casals selbst, sondern sondierte auch die Musiker, denen sich der katalanische Virtuose besonders verbunden fühlte: Bach und Beethoven. Von Ersterem brachte er eine Gambensonate zu Gehör, die musikalische Tiefe und instrumentale Perfektion zugleich erforderte.

Das wurde gespielt

Schupelius lieferte beides, und seine Begleiterin Kaihara bereitete dem Streichinstrument einen so kunstvollen wie vermittelnden Rahmen mit unverkennbar Bachschem Notenklang am Piano. Betörend bei der 4. Cellosonate von Ludwig van Beethoven, entstanden 1815 zum Ende der Napoleonischen Zeit in Europa, die Zwiesprache zwischen Flügel und Cello: musikgeschichtlich erwächst hier dem Solo-Streichinstrument aus den Tasten des Klaviers ein gleichberechtigter Partner. Schupelius zelebrierte diese Partnerschaft mit aufmerksamer Dialogbereitschaft für seine aus Hiroshima stammende japanische Klavierbegleiterin Yukio Kaihara. Im körperlichen Gestus der Hinwendung von Cellist zu Pianistin als auch in der musikalischen Abstimmung lagen auch für die Besucher dieses denkwürdigen Abends besondere Momente kammermusikalischer Zweisamkeit.

Alfred Schnittkes Cellosonate Nr. 1, ein viel gespieltes Werk des in Hamburg verstorbenen, wolgadeutsch-sowjetischen Komponisten der späten, klassischen Moderne, bildete den virtuosen Höhepunkt des Abends. Lautmalerisch ließ Schupelius sein kostbares, neapolitanisches Galiano-Instrument von 1720 zum tönenden Lautsprecher eines Schlachtfelds werden: mit rollenden Panzerketten, einschlagenden Mörsergranaten, ratternden Maschinengewehren und von Ferne drohendem,  grummelndem Artilleriefeuer.

Henry C. Brinker
Speicher am Kaufhauskanal-Manager Henry C. Brinker Foto: Cetin Yaman

Ihr müsst wiederkommen!

Das begeisterte Publikum erklatschte sich noch eine Brahms-Zugabe – und das Versprechen von Veranstalter Henry C. Brinker: „Ihr müsst beide wiederkommen – und Yukio bekommt einen eigenen Klavierabend im Speicher am Kaufhauskanal!“.

von Cetin Yaman