Der hafennahe Stadtteil zwischen zwei Flüssen.
Das moderne Rothenburgsort liegt überwiegend auf dem Billwerder (auch -wärder) Ausschlag, einem Teil der Insel Billwerder. Mit ‚Ausschlag‘ wurde dabei ursprünglich der nicht eingedeichte Bereich nordwestlich vor dem Dorf Billwerder bezeichnet. Schon seit 1383 gehört die Flussinsel zum Hamburger Stadtgebiet.
Rothenburgsort in Zahlen
Items | Werte |
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Einwohner | 9.187 |
Einwohner pro qkm | 1.278 |
Fläche | 7,44 qkm |
Bevölkerung mit Migrationshintergrund (Schätzung nach Migra Pro 2022) | ca. 62% |
Bevölkerung mit Migrationshintergrund unter 18 Jahre (Schätzung nach Migra Pro 2022) | ca. 83% |
Öffentlicher Nahverkehr | S-Bahn, HVV Busse S2, S21 (Haltestellen: Rothenburgsort, Tiefstack) |
Ursprung und Geschichte
Die Hamburger Senatoren- und Kaufmannsfamilie Rodenburg hatte auf der stadtnahen Elbinsel größere Ländereien (ehemaliges Bauernland) erworben, das sich schnell unter dem Namen Rodenburgs Ort zu einer beliebten Ausflugsgegend für Hamburger entwickelte. Heute befindet sich an dieser Stelle Trauns Park. Wohlhabende Familien ließen hier, wie beispielsweise auch in Billwerder oder Tatenberg, Landhäuser erbauen, um der engen und stinkenden Stadt im Sommer den Rücken zu kehren und um ein unbeschwertes Landleben zu genießen.
Allerdings mit der Aufhebung der Torsperre (31. Dezember 1860), der Eisenbahnlinie Hamburg Bergedorf und dem allgemeinen Wirtschaftsaufschwungs wurden Flächen für Industrie, Handel und Gewerbe benötigt, denn die historische Stadt war viel eng. So haben sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts erste Industrie und Gewerbebetriebe angesiedelt. Über die Flussläufe und Kanäle konnten diese Unternehmen einfach und kostengünstig beliefert werden. Die vom Bau der Speicherstadt und des Freihafens betroffenen Hafenarbeiter und Seeleute zogen häufig nach Rothenburgsort.
Bis zum zweiten Weltkrieg war Rothenburgsort ein lebendiges Arbeiterviertel mit rund 40.000 Einwohnern viel Gewerbebetrieben und Industrie. Auch viele Zuwanderer siedelten sich hier in Hamburg an, denn die Mieten waren relativ niedrig. Allerdings, die Wohnverhältnisse in den hastig errichteten Terrassenhäusern galten selbst für die damalige Zeit als teilweise schlichtweg katastrophal. Auch wenn sie immer noch besser als im berüchtigten Gängeviertel waren. Während der großen Cholera-Epidemie (1892) starben weit überproportional Menschen. Soziale Probleme blieben so nicht aus. Rothenburgsort galt als Hochburg der SPD und KPD. Der Stadtteil wird dem Begriff des ‚roten Hamburgs‘ zugerechnet.
Das alte Zentrum des Stadtteils war der Billhorner Röhrendamm mit Filialen von Karstadt, der Produktion (einer gewerkschaftsnahen Einzelhandelsgenossenschaft) oder Leder Schüler. Das Bier für die vielen Gaststätten und Eckkneipen wurde in der Bill Brauerei – Billwerder Billdeich (die in den 1950er Jahren von der Holsten Brauerei übernommen wurde) gebraut. Neben der S-Bahn war die Stadt mit einer U-Bahn und mehreren Straßenbahnlinien verbunden. Fun Fact: Die Bill Brauerei war bis zur Eingemeindung Altonas Hamburgs größte Brauerei.
Genau wie das benachbarte Hammerbrook wurde Rothenburgsort bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg geradezu vernichtet. Unzählige Menschen starben qualvoll, erstickten oder verbrannten. Nur eine Handvoll Gebäude blieben erhalten. Die einst lebendige Kreuzung Billhorner Brückenstraße/Billhorner Röhrendamm ist heute einw lärmige unwirtlich Asphaltwüste. Selbst die S-Bahnstation Rothenburgsort sollte nicht wiederaufgebaut werden. Die Spuren des Krieges sind noch deutlich sichtbar. Die Station selbst ist eher ungepflegt und wenig einladend.
Durch den Bombenkrieg hat Rothenburgsort seine U-Bahnzweiglinie, die zum Hauptbahnhof führte, verloren. Die U-Bahn-Viadukte waren nur noch ausgeglühte Trümmer. Da kaum noch Menschen in den Ruinen und Kellern des kriegszerstörten Stadtteils lebten, war somit das Fahrgastpotential gering, daher wurden nur die Straßenbahnlinien wieder in Betrieb gesetzt.
Ikonische Kirche
Nicht nur Wohn- und Gewerbebauten sind im Feuersturm zerstört worden. Auch wenn Rothenburgsort kein Hotspot des christlichen Glaubens war, gerade Arbeiter galten als ziemlich kirchenfein. Die Kirchen im Stadtviertel wurden durch die Bombenangriffe zerstört. Die im Jahr 1963 eingeweihte katholische Kirche St. Erich, die der zerstörten St. Josefskirche folgte, ist mit ihrem in Betonbauweise erbauten Turm und dem fischförmigen Kirchenschiff ein herausragendes sakrales Gebäude und typisch für die optimistische Wiederaufbauphase nach dem zweiten Weltkrieg. Die Kirche befindet sich zwischen der Marckmannstraße und dem Billhörner Röhrendamm.
Markante Grünflächen des Stadtteils sind der Elbpark Entenwerder, der Traunspark die Wasserkunst Kaltehofe und das stillgelegte Hafenbecken Haken mit einem kleinen Elbstrand.
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