ALFONS, der Hamburger Kabarettist Emmanuel Peterfalvi aus Frankreich, erhält das Bundesverdienstkreuz für sein Wirken.
Es ist Emmanuel Peterfalvis Rolle: Ein Franzose, in einem aus französischer Sicht äußerst merkwürdigen Land, ist mit Vorliebe in Fußgängerzonen und Wochenmärkten mit Trainingsjacke und Puschel-Mikrofon unterwegs und macht das, was folgerichtig ist. Er thematisiert mit unschuldig hintergründigen Fragen, die gern einmal in den Nonsens abgleiten, die Absurditäten des Deutschen Alltags. Über die Jahre sind seine Beiträge ein Seismograph der Deutschen Populärkultur und Gesellschaft.
Jetzt wurde sein Werk mit dem Verdienstkreuz am Bande für sein “herausragendes Engagement für die Völkerverständigung” geehrt. Diese Donnerstag erhielt Emmunuel Peterfalvi, die Auszeichnung am Donnerstagvormittag im Hamburger Rathaus vom Staatsrat Christoph Holstein überreicht.
Gut gelaufen, aber sein Plan ging gründlich schief
In der offiziellen Begründung heißt es, er ist ein wichtiger Botschafter für Toleranz und Humanität. Das stimmt, aber die Idee als junger Mann mit stets mit orange-blauer Trainingsjacke und Puschelmikrofon war nur möglich, weil Hamburger generell Menschen sind, die freundliche Zurückhaltung üben und sich nicht so leicht irre machen lassen. Es ist stets offen was absurder ist, die Fragen oder die Antworten? In den besten Momenten stets beides.
“Ich kann mich noch gut an meine Ankunft in Deutschland erinnern: Es war der 20. Oktober 1991, Sonntag früh, als der Nachtzug aus Paris am Hamburger Hauptbahnhof ankam. Ich habe mir damals überhaupt nichts von Deutschland erwartet, am aller wenigsten eine Auszeichnung: 16 Monate Ersatzdienst absitzen, dann schnell zurück nach Paris – das war der Plan. Und ich hielt es für einen äußerst dummen Zufall, dass es mich ausgerechnet nach Deutschland verschlagen hatte. Heute weiß ich: Es war ein großes, unerwartetes Glück. Meine Großmutter hat Auschwitz überlebt, und als Kind konnte ich überhaupt nicht verstehen, warum sie die Deutschen nicht aus tiefstem Herzen hasste. Ich sagte zu ihr, Grand-Mère, nach allem, was Du erlebt hast, musst Du die Deutschen doch hassen! Aber sie sagte, nein, ich hasse die Deutschen nicht. Ich will die Deutschen nicht hassen, ich will überhaupt niemanden hassen – das
Emmanuel Peterfalvi
Einzige, was ich will, ist, dass so etwas nie wieder passiert.”
Wäre Emmanuel Peterfalvi bei seiner Ankunft in Hamburg zu einem Wahrsager gegangen und hätte das als Prognose bekommen, hätte er bestimmt gedacht:
‘Ils sont fous, les hamburgeoif mangeurs de pain noir’
Wir wissen heute, dass Emmanuel Peterfalvi Plan nicht aufgegangen ist. Das ist auch gut so, denn Alfons hat unsere Kultur und das Zusammenleben durch seinen Humor bereichert. Seine Straßenumfragen mit absurd verschmitzten Fragestellungen, hintergründigen Dada-Dialogen und gewagten Schlussfolgerungen für Sendungen wie ‘Extra Drei’ oder ‘Puschel TV’ wurden schnell Kult und sind auch YouTube-Hits. Dabei verzichtete er vollkommen auf vordergründige Effekte, moralisiert nicht und stellt seine Gesprächspartner nicht bloß.
Vor vier Jahren erhielt er von Olaf Scholz, dem damaligen Bürgermeister der Hansestadt, seine Einbürgerungsurkunde, und besitzt seitdem die doppelte Staatsbürgerschaft. Aktuell ist Alfons regelmäßig in seiner eigenen TV-Show “Alfons und Gäste” (SR) sowie in drei abendfüllenden Bühnenstücken zu sehen, zu hören ist er unter anderem als Gastgeber des renommierten „SR Gesellschaftsabends“. Vor kurzem hat Peterfalvi zudem mit “Alfons – Le Freundeskreis” auf Patreon eine eigene Online-Plattform für Alfons-Freunde geschaffen.