Phoenix Viertel: Eine ziemlich raue Nachbarschaft

Phönix Viertel plus Hamburg Wapen

Das Phoenix-Viertel in Hamburg Harburg ist leider alles andere als eine gute Wohnadresse. Das alte Arbeiterviertel erhielt seinen Namen von den Phoenix Gummiwerken (Auto-, LKW-, Fahrradreifen, Gummistiefel, Gummiwaren), die direkt beim Bahnhof Harburg lagen. Allerdings mit dem Niedergang der Harburger Industrie änderte sich die Sozialstruktur drastisch zum schlechteren. Viele Altbewohner zogen weg oder verstarben. Doch die Wohnungen blieben nicht lange leer.

Das Quartier ist rund 25 Hektar groß, zählt knapp 9.500 Einwohner und hat etwa 135 Gewerbebetriebe (zumeist Kleinbetriebe).  Nach dem Verkauf des traditionsreichen Autozulieferers (im Dezember 2004) an die Continental AG entfielen Fertigungen und wichtige Verwaltungsfunktionen wurden nach Hannover verlagert. Hunderte Mitarbeiter wurden entlassen. Die weitläufigen Werkshallen leerten sich zunehmend. Das Quartier verlor sein wirtschaftliches Herz. Viele Häuser waren damals noch unsaniert und die Wohnungen waren billig. So siedelten sich hier schnell Zuwanderergruppen wie Menschen aus der Türkei und dem Balkan an. Dazu kamen Bewohner von den Flüchtlingsschiffen, die der Hamburger Senat frei nach dem Motto – aus den Augen und aus den Sinn – hier ansiedelte.

Im Quartier, das sich von der Bunatwiete/Kalischer Straße im Norden, der Wilstorfer Straße im Osten erstreckt grenzt es an das ehemalige Phoenix-Werk (heute ein Hotel und das Einkaufszentrum Phoenix Center. In diesem Harburger Stadtviertel gibt es 513 Gebäude. Zwei Drittel der Häuser sind vor 1945 (weit überwiegend zwischen 1880 und 1900) erbaut worden.

Bis vor kurzem wurde es noch von Hamburger Stadtplaner als buntes Multikulti-Viertel, was aus deren Sicht wohl positiv war, katalogisiert. Heute steht das Viertel als Talahon Hotspot für Illegales Glückspiel, Drogenkriminalität, illegales Glücksspiel und taucht leider regelmäßig in Polizeiberichten auf. Bei nicht wenigen Shops vermutet die Polizei, dass sie der Geldwäsche dienen. Dem entsprechend sieht man häufig tiefergelegte und getunte Autos der Marken Audi, BMW und Mercedes. Die da sicherlich rein ‚zufällig‘ parken.

Selbst das Harburger Bezirksamt kommt zu der nicht beschönigenden Einsicht, dass das subjektive Sicherheitsgefühl und damit die Aufenthaltsqualität im Viertel sich zukünftig deutlich verbessert werden müssen. Ein Quartiersmanagement soll wichtige Impulse setzen. Eine Identität und ein Verantwortungsgefühl für das eigene Quartier sowie das nachbarschaftliche Miteinander soll entwickelt werden.

Marias Ballroom

Positiv herausragend ist sicherlich der Live Musikclub Marias Ballroom. Seit 1893 befindet sich dort eine Gastronomie. 1912 wurde diese mit einem Saal ergänzt. Marias Ballroom ist ein offizieller und lizenzierter Musikclub., der sich auf unplugged Konzerte in seiner Lounge spezialisiert hat. An Wochenenden treten lokale, nationale und internationale Bands sowie Künstler im Saal auf. Die Licht und Tontechnik ist auf dem neuesten Stand.

Jüngere leider düstere Vergangenheit

Es ist nicht verwunderlich, dass etliche 9/11 Attentäter im Phoenix Viertel in Harburg wohnten, denn hier fanden sie ein gutes Umfeld, in dem sie nicht weiter auffielen. Oder, das teilweise bewusst sogar wegsah. Auch die Nähe zum Harburger Bahnhof, ein Hot Spot der Kriminalität, hat keinen positiven Einfluss auf die Sozial- und Wirtschaftsstruktur. Eine No Go Area ist das Quartier aber nicht. Doch wer hier bummelt, sollte wissen, dass ein gewisses Gewaltpotential vorhanden ist.