Auf dem Weg in ein neues Leben – der Hamburger Gastronom Michael Wollenberg bei Verkehrsunfall tödlich verunglückt.
Es sollte der Aufbruch in ein neues Leben werden, doch nahm er ein ebenso abruptes wie tragisches Ende… Gerade erst hatte der bekannte Gastronom und frühere Sternekoch Michael Wollenberg sein Restaurant „Wattkorn“ in Hamburg Langenhorn verkauft, um in den nördlichen Teil der Insel Zypern auszuwandern, da ist er auf dem Weg dorthin bei einem schweren Verkehrsunfall in der Türkei ums Leben gekommen.
Eigentlich wollte der frühere Promi-Wirt nach zuletzt allerlei Ärger mit deutschen Lebensmittel-Kontrolleuren und Amtsgerichten als „Best Ager“ mit nunmehr 60 Jahren einen ruhigeren und sonnigeren Lebensabschnitt auf Nord-Zypern beginnen, wo er sich dem Vernehmen nach bereits ein Haus gekauft hatte. Mitte Oktober war er mit einem Fahrer und seinen beiden Hunden im Wohnmobil auf dem Weg dorthin. In der Nähe von Istanbul soll dann zu nächtlicher Stunde, als er selbst im Wohnbereich schlief, ein Lkw von hinten mit voller Wucht in das Fahrzeug gecrasht sein. Auf der Intensivstation eines Istanbuler Krankenhauses soll er noch zwei Tage lang um sein Leben gekämpft haben – leider vergeblich…
Rückblickend betrachtet, war seine Lebensgeschichte die eines hochtalentierten Kochs und schillernden Gastronomen mit ausgeprägter Tendenz zu „Ups & Downs“. In jüngeren Jahren bereits hatte Wollenberg zahlreiche Auszeichnungen erhalten, seinen ersten Stern erkochte er sich 1991 mit gerade einmal 27 Jahren im damaligen Restaurant „Amadeus“ im legendären Künstlerclub „Die Insel“.
Überregional bekannt wurde Wollenberg 1992 durch den Gewinn des ,,Bocuse d’Or Prix de Poisson“ in Lyon, wodurch er in den Medien – stark übertrieben und auch nicht ganz ohne sein Zutun – als „bester Fischkoch der Welt“ etikettiert und vermarktet wurde. Sein anschließend im Harburger Binnenhafen eröffnetes Fischrestaurant „Marinas“ wurde 1995 dann ebenfalls mit einem Stern ausgezeichnet. Mit der Aufgabe des Marinas und der Rückkehr in den Nachtclub „Die Insel“ steuerte Wollenberg dann aber unaufhaltsam in Richtung „Down“… Er mutierte sukzessive vom einst gefeierten Sterne-Koch zum Party-König von Welt und Halbwelt, bei dem nicht nur namhafte Größen aus Sport, Politik und Showbusiness verkehrten, sondern zunehmend auch einschlägig bekannte Rotlicht-Größen…Gesundheitlich mittlerweile schwer angeschlagen, musste er 2003 die „Insel“ aufgeben.
Mit eisernem Willen und Selbstdisziplin ist es Wollenberg danach gelungen, sich sozusagen selbst am eigenen – inzwischen deutlich lichter gewordenen – Schopf aus dem „Down“ wieder heraus zu ziehen. Mit seinem damaligen Schwiegervater, dem Verlagserben Alexander Jahr, teilte er nicht nur die Leidenschaft zur Jagd, sondern fand in ihm auch einen kompetenten Berater und Geschäftspartner, der ihm den Weg geebnet hat zu seinem gastronomischen Neustart im beschaulichen Stadtteil Langenhorn – fernab von Kiez, Nachtleben und Party-Szene. Nicht weniger als 18 Jahre lang hat Wollenberg das Restaurant „Wattkorn“ erfolgreich solide betrieben – mit vorwiegend deutscher Küche und dem Schwerpunkt auf Wildgerichten aus eigener Jagd.
Bis zur Corona-Pandemie führte Wollenberg zwischenzeitlich sogar drei Restaurants, wovon zwei – der „Eichenkrug“ in Volksdorf und das Fischrestaurant „Marlin“ – die Corona-Krise nicht überlebt haben. Das „Wattkorn“ hatte er gerade erst für den geplanten Neustart auf Zypern verkauft. Wie zu hören war, ist es nun vorübergehend geschlossen und soll nach erfolgter Umgestaltung und Renovierung in Bälde unter einem neuen Betreiber wieder eröffnen.