Im Gespräch: Madeleine Marx

Seit 2018 General Managerin im The Westin Madeleine Marx

Seit 2018 ist sie General Managerin im The Westin Hamburg: Madeleine Marx. Die Hotellerie und Gastronomie wurde ihr von Eltern und Großeltern in die Wiege gelegt. Geboren ist sie in Baden-Württemberg aber in Hamburg aufgewachsen und verdiente das erste Geld im elterlichen Restaurant. Ausbildung, Auslandsaufenthalte und ein Master in Hospitality Management führten sie zur Hotelgruppe Marriott und 2018 als erfahrene Hotelmanagerin in das The Westin Hamburg in der Elbphilharmonie.

Die Mutter eines 22jährigen Sohnes navigiert ihr Hotel gerade durch schwere, pandemiebedingte Zeiten und hofft auf baldige Öffnung für touristisches Reisen, damit das Hotel sich wieder richtig mit Leben – also vielen unterschiedlichen Gästen und Mitarbeitern – füllen kann, denn genau darum liebt sie die Branche. Trotz anhaltenden Lockdown schaut Madeleine Marx zuversichtlich nach vorn und ist heute im Gespräch bei „Hamburgs Ganze Frauen“:

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche mit Ihrer Arbeit?

Ca. 50 Stunden

 „Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?

Wenn ich schlafen gehe, fest verabredet bin, im Urlaub weile, usw.. Allerdings ist Hotel ein 24/7 Betrieb, so dass ich für Notfälle auch dann erreichbar bin.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind?

Zumindest nach meinem Schulpraktikum im Hotel war ich richtig angefixt, so dass die Ausbildung nach dem Abi der logische nächste Schritt war. Und schon in der Ausbildung stand fest, dass ich Hoteldirektorin werden wollte.

Sitzen Sie wg der Corona-Pandemie gerade im Home-Office?

In der Hotellerie eignet sich das Home-Office nur sehr begrenzt, was für mich ein Glück ist, denn ohne Menschen um mich herum, kann ich nicht so gut arbeiten. Ich bin also nur in Ausnahmefällen mal im Home-Office.

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten?

„Steht Eure Frau (nicht Mann) und seid mutig“. Baut ein gutes Netzwerk auf.  Verfolgt Eure Ziele und bleibt flexibel, denn manchmal führt ein gefühlter Umweg sogar besser zum Ziel.

Was finden wir in Ihrer Handtasche?

Für Außenstehende sieht es in meiner großen Tasche chaotisch aus, aber ich habe (fast) alles immer dabei, von Puder und Lippenstiftauswahl, über einen faltbaren Ständer fürs Handy, Brillen, Mini-Bluetooth-Lautsprecher, Ohrhörer, Fahrradleuchten, Taschentücher bis zum Lutschbonbon. So bin ich allzeit gewappnet.

Gut gefüllt aber auch gut sortiert: Die Handtasche von Madeleine Marx

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hinwill?

Erstens: Zuhören, denn Mitarbeiter haben oft die besten Ideen.

Zweitens: Netzwerken, denn Menschen arbeiten/handeln mit Menschen.

Drittens: Mut, denn Zutrauen in eigene Fähigkeiten heißt bei Frauen leider zu häufig erst bei Perfektion die nächste Herausforderung anzunehmen.

Was halten Sie eigentlich von der gesprochenen Gender-Lücke?

Mir wäre viel lieber, wenn wir die Gleichstellung der Frauen im Arbeitsleben wirklich erreichen. Die sprachliche Anwendung halte ich für total nebensächlich auf dem Weg dorthin. Nachdem die Selbstverpflichtung der Unternehmen offenbar nicht ausreichend war und auch die vielen Studien, die gezeigt haben, dass gemischte Führungsteams Unternehmen erfolgreicher machen, nicht geholfen haben, unterstütze ich die Frauenquote.

Wurden Sie in Ihrer Karriere öfter von Frauen oder von Männern gefördert?

Ich denke, das war ausgewogen. Als großes Glück empfand ich es, dass ein männlicher Mentor und Vorgesetzter bei Marriott mir mit 2-jährigem Kind die erste Hoteldirektorinnenstelle übertragen hat. Das bedeutete für mich aber auch zu „liefern“ und beinhaltete einiges an Organisation und Aufgabenteilung mit meinem Mann. Es wundert mich, dass Frauen heute (nach 20 Jahren) immer noch diesen Vorurteilen begegnen.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“? Und warum?

Für mich ist es essentiell – Menschen sind soziale Wesen, die mit anderen Menschen zusammenleben und – arbeiten und miteinander Handel betreiben. Ohne Netzwerk ist Erfolg meines Erachtens nicht möglich und ein Leben als Eremit kann ich mir nur schwer vorstellen.

Welche Frauen/Menschen begeistern Sie?

Alle Menschen, die Mut zur Veränderung und damit Weiterentwicklung haben, die andere Meinungen gelten lassen und die sich für andere engagieren. Besonderen Respekt habe ich für all die Frauen, die in der Vergangenheit trotz widriger Umstände eisern für die Gleichstellung der Frauen gekämpft haben. Dies empfinde ich auch als Verantwortung, hier selbst meinen Beitrag zu leisten.

 „Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben?

Jeder braucht Wertschätzung für sein Selbstwertgefühl und nur mit Wertschätzung können wir unser Zusammenleben und damit auch das gemeinsame Arbeiten erfolgreich und zufriedenstellend gestalten.

Was ist ihr bisher größter Erfolg?

Ich freue mich über viele kleine und einige größere Erfolge, daher gibt es auch keinen, der besonders heraussticht. Hier im The Westin Hamburg bin ich heute glücklich darüber, dass nach knapp drei Jahren ein gut zusammengestelltes und gewachsenes Mitarbeiterteam für die Gäste da ist, das auch in der für uns sehr belastenden Pandemie zusammenhält.

Spielt „Social Media“ in Ihrem Leben eine Rolle? Welche Kanäle im Bereich Social Media sind wichtig für das Berufsleben?

Ich selbst bin nicht so richtig aktiv auf diesen Medien, sehe aber den Nutzen für uns als Hotel und für unsere Gastronomie im Hotel, in der wir auch gern die Hamburger zu Gast haben. Für die Zukunft wird die Bedeutung sicher noch wachsen, vor allem für die digital aufgewachsenen Generationen. Für mich sind es sowohl Information als auch Netzwerk-Kanäle, insbesondere Linked-In und Xing.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihre Tätigkeit ausgewirkt und was sind die Aussichten?

Die langen Lockdown-Phasen sind schon katastrophal für unsere Branche. Für mich bedeutet es noch mehr Arbeit, denn die Situation hat sich ständig verändert und stetige Anpassung war und ist notwendig. Dabei die vielen Mitarbeiter immer „mitzunehmen“ und für sie da zu sein erfordert viel Anstrengung. Durch den Impffortschritt, die Modellregionen und die in anderen Ländern erfolgten Öffnungen für den Tourismus hat sich das Licht am Ende des Tunnels schon erheblich vergrößert, sodass wir zuversichtlich nach vorn schauen.

Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2021/22?

Zum einen alle Mitarbeiter möglichst bald wieder voll im Betrieb zu haben und viele Gäste, die ihrer Reise- und Ausgehlust nachgehen möchte, zu bedienen. Und zum anderen unsere im ersten Lockdown komplett umgestaltete Lobby-Etage auf der Elbphilharmonie Plaza-Ebene bei den Hamburgern als Location für einen Flat-White an unserer Coffeebar in der Lobby, für einen Adagio Cocktail an unserer Bar mit Blick auf die Elbe und/oder für ein feines Nordseekrabbenbrioche mit einem Glas Champagner zu etablieren.

#supportyourlocals > Was ist Ihr liebster Lieferdienst/Food to go in Corona-Zeiten?

Ich bestelle gern Querbeet, denn in diesen Zeiten haben so viele Unterstützung verdient, was ich als Brancheninsider ja sehr gut weiß. Das Angebot ist auch so vielfältig und als ständig Neugierige probiere ich auch gern mal etwas Neues aus.

Welche Fragen hätten wir noch stellen sollen??

Welche Vorteile, glauben Sie, haben Frauen in Führungspositionen gegenüber Männern?

Welche Herangehensweisen oder Einstellungen sollten wir Frauen uns von den Männern abschauen?

Lieblingsreiseziel/-hotel und warum?

Elbe oder Alster?

BEIDES! Privat verbringe ich mehr Zeit an der Alster, weil ich in der Nähe wohne. Beruflich kann ich jeden Tag auf die Elbe gucken. Besser geht’s nicht.

Madeleine Marx

Website: www.marriott.de/hamwi         

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Persönlich auf: Linked-In und Xing