Am letzten Freitag wurde der 37. HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2017 in Hamburg verliehen. Große Freude herrscht diesmal in der Hansestadt. Der Hauptpreis und ein Anerkennungspreis gehen an zwei Hamburger Projekte, die sich für Kinder und Jugendliche engagieren.
Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis und die anderen Auszeichnungen wurde am Elke Büdenbender (Schirmherrin von UNICEF-Deutschland und Ehefrau des Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier) am Freitagnachmittag im Rahmen der Festveranstaltung überreicht. Die Hamburger Schauspielerin Sandra Quadflieg nahm für die Bettina Quadflieg Stiftung, die das Kinderhaus Mignon trägt, den Hauptpreis entgegen.
Der Hauptpreis – HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2017
Im Kinderhaus Mignon der Benita Quadflieg Stiftung werden im Hamburger Elbvorort Nienstedten seit 1995 rund 20 Kinder ab 0 Jahren, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht in ihren Herkunftsfamilien bleiben können, in vier familienanalogen Wohngruppen betreut, gestärkt und auf das Leben vorbereitet.
Die zumeist schwerst traumatisierten Kinder stehen unter der Vormundschaft des Jugendamtes und leben im Kinderhaus in einer Art Familienverbund. Die soziale Integration gelingt gerade durch die Interaktion mit anderen Kindern gut.
In diesem sozialen Netz kehren erst Körpersignale und dann die Sprache nach den Traumatisierungen zurück. Auf dem langen Weg dorthin helfen die unglaubliche Liebe, Geduld und Empathie der Schutzhaus-Eltern, stehen zugewandte Pädagogik und das Credo „Jedes Kind hat das Recht geschützt zu werden und das Anrecht auf eine eigene Entwicklung.“ Und so werden die besonderen Kinder und Jugendlichen nach Jahren des Lebens im Familienverbund auch aufs eigene Leben vorbereitet. Bei der Ausbildung und der Berufsfindung ebenso wie bei der Suche nach Wohnraum.
„Wir sind unglaublich dankbar und glücklich, den HanseMerkur Preis für Kinderschutz als Hauptpreisträger für unser Kinderhaus Mignon entgegennehmen zu dürfen! Gerade in der Stiftungsarbeit spielt Öffentlichkeit eine wichtige Rolle, denn nur, wer die Probleme kennt, kann auch helfend unterstützen.
In den letzten sieben Jahren starben 13 Kinder in Hamburg, jährlich gibt es in Hamburg 1.000 Kindeswohlgefährdungen, ca. 300 Kinder müssen pro Jahr außerhalb ihrer Familie untergebracht werden, weil sie vor ihrem eigenen Umfeld geschützt werden müssen! Mit Hilfe von Spenden geben wir (die Benita Quadflieg Stiftung) genau diesen gefährdeten Kindern, welche Missbrauch, Gewalt oder Verwahrlosung erleben mussten, in unseren Mignon Kinderhäusern ein sicheres und liebevolles Zuhause! Wir danken der HanseMerkur von ganzem Herzen für diese besondere Auszeichnung!” so Sandra Quadflieg gegenüber ganz-hamburg.de auf der Preisverleihung.
Ein Anerkennungspreis über 10.000 Euro ging in den Süden Hamburgs nach Neuwiedenthal
Hamburg Neuwiedenthal ist ein sozialer Brennpunkt, wie es so schön im Behörden-Sozial-Sprech heißt. Viele Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Aussiedler und Flüchtlinge prägen den Stadtteil. Rund 63 Prozent der Bewohner haben keinen deutschen Ursprung. Die Alleinerziehenden-Quote ist hoch und damit verbunden leider auch der Prozentsatz an Kindeswohlgefährdungen.
Mitten in diesem Problemquartier macht der DRK-Kreisverband Hamburg-Harburg e.V. in der Kita Grüne Insel am Wochenende rund 50 Kindern im Alter zwischen drei und 14 Jahren das Angebot eines warmen Mittagmahls. Denn Kita-Kräfte hatten festgestellt, dass sich viele Kinder am Freitag „auf Vorrat“ satt aßen und am Montag froh waren, endlich wieder eine Speise zu erhalten. Getragen wird der spendenfinanzierte Kinderteller Neuwiedenthal von 15 Ehrenamtlichen. Sie kommen mit den Mittagsgästen nicht nur ins Gespräch. Diese lernen bei ihnen ganz nebenbei auch (Tisch-) Regeln, räumen fort, erfahren Strukturen und klare Abläufe.
Weitere Anerkennungspreise für das Jahr 2017 in Höhe von je 10.000 Euro gingen an
Die Spezialambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln ist die einzige in Deutschland die sich Kindern, die sich der sehr seltenen Glasknochenkrankeit widmet. Mit einem innovativen Intervallkonzept von Reha und häuslichem Training werden motorischen Fähigkeiten von Kindern die an dieser Krankheit leiden verbessert und sie können den Alltag besser meistern. Der Gleichgewichtssinn wird geschult und die gefährliche Sturzhäufigkeit wird verringert. So haben die Kinder mehr Selbständigkeit im Alltag. Die Kölner Ärzte und Therapeuten sammeln zudem international verfügbares Expertenwissen, um dieses Physiotherapeuten, Eltern und Selbsthilfeorganisationen zur Verfügung zu stellen.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt der Preisträger, der Magdeburger Verein Kinderklinikkonzerte e.V. erfreut junge Patienten mit Überraschungskonzerten auf Kinderstationen deutscher Kliniken. Hut ab, denn Top-Musiker wie u.a. Silbermond, Jupiter Jones, Wincent Weiss, Revolver oder Max Giesing sind bereits auf dem Flur oder am Krankenbett aufgetreten und haben den jungen Menschen unvergessliche Momente bei bis jetzt 14 unplugged Konzerten geschenkt. Die Initiative wird von einem jungen Team junge Team von Notfallsanitätern, Rettungsfliegern, Krankenpflegern, Schwestern, Ärzten und Psychologen getragen.
„Seit 1980 stiften wir soziales Kapital über das Eintreten für die Wahrnehmung der Rechte und Bedürfnisse von Kindern und Familien. Dieses Anliegen ist sowohl zentral verankert in unserer Unternehmens- als auch in unserer Markenstrategie, “ so Eberhard Sautter (Vorstandsvorsitzender HanseMerkur) bei der Preisverleihung.
Der HanseMerkur Preis für Kinderschutz wird seit 1980 ausgeschrieben und ist mit 50.000 Euro dotiert. Bisher wurden Preisgelder von insgesamt über 1,2 Millionen Euro ausgeschüttet. Der Preis wird auch von den Mitarbeitern der Versicherung unter der Leitidee “Hand in Hand…” selbst durch kleinere Sammlungen, Spenden oder durch ein direktes Engagement in Kinderschutzprojekten getragen.