Hamburgs erstes Hochhaus: Das Brahms Kontor

Hamburger Kontorhaus Brahms Kontor von der Laiszhalle aus gesehenHamburgs erstes Hochhaus - das Brahmskontor © Norbert Schmidt

Gegenüber von Laeiszhalle findet sich ein expressionistisches Kontorhaus, dass zu Hamburgs Backsteinklassikern, auch wenn es bei weitem nicht so bekannt wie das Chilehaus oder der Sprinkenhof ist, gehört und heute den Namen Brahms Kontor trägt. Von etwa 1965 bis 2005 trug es den Namen DAG-Haus. Hier befand sich rund 50 Jahre lang der Hauptsitz der Deutschen Angestellten Gewerkschaft, die 2001 in die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di (Hauptsitz Berlin) aufging.

Das Brahms Kontor zeichnet sich durch viele architektonische Details aus. Sei es die beeindruckende Fassadenkunst, das fantastische Foyer mit vielen Art déco Elementen, den farbenprächtige Wandfliesen und den ikonischen Treppenaufgang. Noch heute wirkt das Gebäude modern und überzeugt durch seine hohe Bauqualität. Kein Wunder, in dem Gebäude sind schon viele Szenen für Filme und TV-Serien gedreht worden.

Die Baugeschichte

Das Quartier um den heutigen Johannes-Brahms-Platz (vormals Karl-Muck-Platz) war nicht durch Kontor- und Geschäftshäuser geprägt. Aber, für eine Gewerkschaft war es nicht wichtig in einem Geschäftsviertel zu residieren. Interessanter war wohl, dass man freie Grundstücke oder Häuser günstig erwerben konnte.

Auch wenn die Gewerkschaftsbeiträge für das einzelne Mitglied eher gering waren. Größere Gewerkschaften verfügten schon über Vermögenswerte. Im Fall einer Angestelltengewerkschaft, hier waren Streiks eher selten, wurde relativ rasch relevante Kapitalbeträge akkumuliert. Dazu kamen Gewerkschaftsbetriebe wie Krankenkasse, Versicherungen und Selbsthilfeeinrichtungen. Die Verwaltung einer Gewerkschaft hatte somit einen recht hohen Bedarf an Büroraum. Diesen möglichst im Eigentum, denn so konnte das Gewerkschaftsvermögen sicher angelegt werden.

Als die Entscheidungen für den Bau getroffen wurden, schien noch die Konjunktursonne in der Weimarer Republik. Die Zeiten der Wirtschaftsabschwungs, der bürgerkriegsähnlichen Aufstände und der Hyperinflation waren vorbei. Es wurde wieder investiert, große Wohn- und Gewerbeprojekte realisiert. Auch der Neubau der Verwaltungsgebäude für den großen Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband (DHV) wurde in dieser Zeit geplant und mitten in der Weltwirtschaftskrise, in der Arbeitslosigkeit explodierte und die Weimarer Republik immer unregierbarer wurde, 1931 fertiggestellt.

Hamburgs erstes Hochhaus war 55 Meter hoch

Damit war mit dem Hochhaus am Karl-Muck-Platz Hamburgs erstes Hochhaus. Hochhäuser galten zu dieser in Deutschland als Symbol Amerikas, des dynamischen Kapitalismus und manifestierten den technischen-wirtschaftlichen Vorsprung. Sie wurden von rechts und links als eher ‘undeutsch’ empfunden. Insofern war es eine mutige Entscheidung so hoch zu bauen.

Hamburgs erstes Hochhaus war aber auch ein Kompromiss. Das Hochhaus wurzelte ganz in der Hamburger Kontorhaus Tradition und fügte sich gemäß der deutschen Bautradition in den Bebauungsblock zwischen Karl-Muck-Platz, Holstenwall und Pilatuspool ein. Es war aber auch ein selbstbewusstes Signal des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, denn es ragte mit seinen 15 Geschossen über 55 Meter über die Parkanlagen des Wallrings (Planten un Blomen gab es damals noch nicht) auf.

Das Haus selbst steht deutlich in der Bautradition nach dem ersten Weltkrieg. In Stahlskelettbauweise errichtet ist es mit den vorher gebauten Wohn- und Geschäftshäusern des DHV verbunden. Als erstes wurde 1903/1904 ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus am Holstenwall 4 (heute 3-5)(Architekten Lundt & Kallmorgen) errichtet. Zwischen 1919 und 1921 wurde es auf acht Etagen aufgestockt und erhielt eine schlichte Klinkerfassade (Architekten Ferdinand Sckopp und Wilhelm Vortmann).  Sechs Jahre später haben die gleichen Architekten mit dem Bau des Hochhauses und eines Seitentraktes im Pilatuspool begonnen.

Ehemaliger Mieter nach dem zweiten Weltkrieg

Bekannte Mieter des Bürohauses waren u.a.

  • Verschiedene Dienststellen englischen Besatzbehörden und Verwaltungen
  • Das Weltwirtschaftsarchiv
  • Das Hamburger Polizeipräsidium bis ca. 1962. Während er Sturmflut 1962 war hier die Einsatzzentrale der Polizei.
  • Die Hamburger Justiz hat Flächen, u.a. für die Staatsanwaltschaft, Amts- und Landgerichte, öffentliche Rechtsberatung und die Klausurprüfungen für das juristische Staatsexamen, angemietet. Das Hamburger Justizforum (Amtsgericht, Landeslandesgericht, Untersuchungs- und Strafgericht und  Hanseatischen Oberlandesgericht) ist nur 200 m entfernt.
  • Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) und die Deutsche Ring Versicherung
  • Dienstleistungsunternehmen der DAK.

Der bekannteste aktuelle Mieter ist Statista, das deutsche Statistik-Portal. Hier geht es zum Brahms Kontor.