Eine Bauikone verschwindet: Das Commerzbank Hochhaus wird abgerissen

Visualisierung des Hamburger Neubaus auf der Nikolaiinsel links das Haus der Patriotischen GesellschaftDas ehemalige Commerzbank Areal auf der Nikolai Insel. Das neue Gebäudeensemble zusammen mit der Patrionischen Gesellschaft (links) Visualisierung: Beyond Visual Arts / Procom

Hamburger, die in ihrer Schulzeit gut aufgepasst haben, wissen es. Auf der Nikolai Insel schlug im Mittelalter und danach das Herz der Stadt. Das Nikolaifleet war der erste Hafen der Stadt. Wobei, Kaianlagen im heutigen Sinn gab damals noch nicht. Die Koggen, Schniggen oder Holks lagen vertäut im breiten Fleet. Längsseits legten Ewer an und übernahmen die Ladung und fuhren dann zu den Kaufmannsspeichern.

Das Hamburger Rathaus wie die Mönckebergstraße sind nur paar Minuten zu Fuß entfernt. Wer durch die Hamburger City flaniert, sieht es. Die City ist im Wandel und viele Gebäude bekommen ein neues Nutzungskonzept oder werden abgerissen, da sie nicht wirtschaftlich aufgrund ihrer Aufteilung, Energiebilanz und Haustechnik genutzt werden können.

Zwei Commerzbank Gebäude die in Hamburg abgerissen werden
Die alten Commerzbankbauten in der Hamburger City werden größtenteils abgerissen. Das denkmalgeschützte Hochhaus verschwindet ganz.
(c) Norbert Schmidt

Hier wurde Hamburger Bank- und Wirtschaftsgeschichte geschrieben

Auf der Nikolai Insel wurde 1870 die traditionsreiche Commerzbank, um das weltweite Im- und Exportgeschäft von Kaufleuten und Reedereien zu finanzieren und als Bank zu begleiten, unter dem Namen Commerz- und Disconto-Bank gegründet. Der Aufschwung Hamburgs zur Deutschen Schifffahrts- und Außenhandelsmetropole wäre ohne die Commerzbank nicht möglich gewesen.

Die Hamburger Immobiliengesellschaft Procom hat 2016 das Grundstück erworben und plant seitdem die Entwicklung des Quartiers auf einem Filetstück in der Innenstadt. Damit sind die Zeiten der reinen Büronutzung vorbei. Neben hochwertigen Büroflächen, die den Anforderungen von New Work gerecht werden, werden auch 100 Wohnungen (30 öffentlich gefördert) errichtet. Im Erdgeschoss entstehen Flächen für Gastronomie und Handel. Dazu gibt es eine Tiefgarage mit 140 Stellplätzen.

Allerdings, das markante 13-geschossige Hochhaus, das 1964 als damals hochmoderner Erweiterungsbau fertiggestellt wurde, wird, obwohl es unter Denkmalschutz steht, abgerissen. An seiner Stelle entsteht ein zehnstöckiger Backsteinbau. Der Grund, wirtschaftlich würde sich eine Sanierung kaum rentieren. Dafür sind die heutigen Bau- und Brandschutzvorschriften viel zu anspruchsvoll. Auch werden heute ganz andere Anforderungen an die Energieverbrauch gestellt. Ein Umbau würde sich einfach nicht rechnen, denn die Kosten wären extrem hoch.

Der weiße Altbau aus dem 19. Jahrhundert (1874) , der im zweiten Weltkrieg schwere Bombentreffer bekam und nur aufgrund seiner massiven Bausubstanz die Beschädigungen überstand, wurde in den 1950er und 1960er umgebaut. Er steht nicht unter Denkmalschutz. An seiner Stelle wird ein weißes Wohn- und Geschäftshaus entstehen.

Sehr schön, die von dem bekannten Hamburger Architekten Martin Haller (Hallerstraße) entworfenen stilbildenden Fassadenelemente bleiben erhalten. Allerdings, damit wird dann ein Kapitel Hamburger Bank- und Wirtschaftsgeschichte an diesem Ort für immer geschlossen. Denn die Commerzbank selbst wird hier nicht mehr Mieter sein.

So wird die Nikolai Insel

Insgesamt investiert der Investor Procom rund 350 Millionen Euro. Die beiden Neubauten ‚Nik 8‘ und ‚Nik 11‘ entstehen nach Plänen der Berliner Architekten Bruno Fioretti Marquez, die den Architekturwettbewerb gewonnen haben.

Der Entwurf zeichnet sich durch eine markante zweifarbige Backsteinfassade und eine Arkade, die das Gebäude ans Nikolaifleet heranrückt aus. So entsteht zusammen mit dem Gebäude der Patriotischen Gesellschaft ein Ensemble in der Tradition klassischer Hamburger Kontor- und Kaufmannshäuser.

Die Dächer werden begrünt. Das Dach auf dem Nik 11 wird begehbar. Das Areal ist insgesamt 5.900 qm groß. Der Segen unseres Rad fahrenden Verkehrssenators Anjes Tjarks (Grüne) wird den beiden Gebäuden sicher sein. Insgesamt sind 760 Fahrradstellplätze geplant. Denn, wenn es nach ihm gehen würde, würde es in weiten Teilen Hamburgs kaum noch Individualverkehr mit Privat-PKW geben. Daran arbeitet seine Behörde kräftig. Das ganze Nikolai Quartier wird mit den Neubauten aufgewertet, attraktiver und bekommt kräftige Impuls. Stadt ist nie statisch, sondern immer von Veränderung geprägt.

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