Bauprojekte, die in Deutschland und Hamburg verspätet mit hohen Kostensteigerungen fertig gestellt werden, gibt es etliche und auch in Hamburg haben wir leider unrühmliche Beispiele. Doch die Probleme beim spektakulären Westfield Überseequartier in der HafenCity haben viele überrascht.
Schnell haben sich die üblichen Bedenkenträger und Warner in der zumeist grün-linken Medien zu Wort gemeldet und alles ‘besser gewusst`. Sei es drum, die verspätete Inbetriebnahme ist nicht nur ein Gesichtsverlust, es kostet auch jede Menge Geld. So etwas wünscht sich keiner. Doch Probleme bei der Gebäudetechnik, einem Grundwassereinbruch und dem Brandschutz kann man nicht einfach mit einem Schulterzucken ignorieren. Immerhin gab es etliche tödliche Arbeitsunfälle auf der riesigen Baustelle (14 Hektar). Eines kann man als Beobachter feststellen, der politisch gewollte Einweg-Bann hat das ambitionierte Projekt nicht beschleunigt.
Dabei sollte nicht vergessen werden, viele Zeitverzögerungen und die Corona-Pandemie haben den Druck auf die Bauarbeiten erhöht. Getreu der simplen Logik ‘die letzten werden von den Hunden gebissen’, stieg der faktische Termin- und Arbeitsdruck an. Vor der nächsten Wintereinzelhandelssaison kann das Überseequartier nicht in Betrieb genommen werden. Handelsexperten sagen: dass ist eine kleine Katastrophe, denn bereits georderte Waren müssen zurück gegeben und das knappe Verkaufspersonal muss in Reserve gehalten werden.
Dabei gibt es durchaus optimistische Zahlen laut Unibail-Rodamco-Westfield (URW): Die Flächen für Einzelhandel, Gastronomie, Unterhaltung und Kultur im Westfield Hamburg-Überseequartier sind zu 93% vermietet, und es soll für die restlichen Flächen etliche Interessenten geben. Das trotz der Schwäche im Einzelhandel und der Gastronomie sowie die ungewissen konjunkturellen Aussichten und er komplett verquasten grünen Energiepolitik.
Der Betreiber URW führt nach Eigenangaben Gespräche mit den Mietpartnern. Im URW-Management hat es klare Veränderungen gegeben. Die Projektleitung soll durch die Ernennung eines neuen Head of Construction verbessert und das Team mit umfangreicher zusätzlicher Expertise in den Bereichen der technischen Gebäudeausrüstung und Inbetriebnahme ergänzt werden.
Allerdings, die To Do Liste ist umfangreich. Mit Stand Mitte September 2024 sind erst mehr als 75% der Projwkrw in einem fortgeschrittenen Stadium der Fertigstellung bzw. fertig. Wichtiger als der Fertigstellungstermin ist die langfristige Perspektive. Die ist weiterhin gut, denn Nicht wenige Handelsexperten sind optimistisch. Sie halten das Konzept in Summe für tragfähig. Absehbar ist, dass sich die Gewichte in der Hamburger City verschieben werden. Insgesamt ist das Ergebnis ist offen.
Auswirkungen auf die Projektkosten
Die verspätete Eröffnung des Einzelhandelsbereichs wird laut URW zu zusätzlichen Kosten in Höhe von schätzungsweise 100 Millionen Euro führen. Die Summe setzt sich im Wesentlichen aus der verlängerten Bauzeit und den Kompensationen für die Mietpartner zusammen.
Es wird nicht erwartet, dass der angepasste Zeitplan für die Eröffnung einen Einfluss auf URWs Guidance für die Adjusted Recurring Earnings per Share (AREPS) (Gewinn je Aktie) für das Geschäftsjahr 2024 haben wird.
Unabhängige Untersuchung
Wie schon im Juli angekündigt, wurde eine umfassende, unabhängige Untersuchung, die von Accuracy (Experten für forensische Buchhaltung) und White & Case (Rechtsberatung) durchgeführt wird, eingeleitet. Ziel ist es, die Hauptursachen für die erheblichen Kostensteigerungen und Verzögerungen zu identifizieren. Bis jetzt sind die Untersuchung noch offen.