Das Cölln’s – eine Hamburgensie ändert sich

Eröffnung Cölln'sEröffnung Cölln's V.l.n.r.: Ralf Rueller (The Barn), Annika Taschinski (Elbgold), Jan Schawe, Thomas Kliefoth (Elbgold), Jörn Gorzolla und Paula Mendes (Nordcoast Coffee Roaster) Foto: Frohe Botschaft

Das legendäre Cölln’s oder von der Tradition in die Moderne.

Das Cölln’s, nun ja, es war ein wenig aus der Zeit gefallen und für Tradition kann man sich bekanntlich gerade in einer Handelsstadt wie Hamburg wenig kaufen. Es überstand Wirtschaftskrisen und zwei Weltkriege.

Die 13 Separees, in denen man klassisch norddeutsch – vor allem Meeresfrüchten und Fisch – sich diskret zum Speisen sich traf, waren legendär.

Wenn die Wände sprechen würde, gäbe das sicherlich Stoff für etliche Filme, Romane und Enthüllungsgeschichten. Doch gone with Wind, der profilierte Gastronom Holger Urmersbach hatte zum Jahreswechsel 2015/2016 das Cölln’s geschlossen. Es schien, als sei eine 175-jährige Tradition dieser Hamburgensie zu Ende.

And the Beat goes on…

Doch jetzt geht es weiter Jan Schawe (Mutterland) hat sich dieser Hamburgensie angenommen, sie kräftig durchlüftet und demokratisiert. Im Zeitalter der Sozialen Medien ist Diskretion an sich kein Wert mehr. Die Zeit der abgeschlossenen Separees ist (leider) Geschichte. In einem Restaurant wollen die Gäste jetzt durchaus gesehen werden und auch andere Gäste sehen. Vielleicht wird das einmal wieder in der Zukunft anders, doch eine Gastronomie muss immer im hier und jetzt betrieben werden.

Eine bestimmt nicht niedrige sechsstellige Summe hat Jan Schawe in das Restaurant, das er selbst als Liebhaberobjekt beschreibt, gesteckt. Zu Jan Schawes kleinem Mutterland-Feinkostimperium passt das denkmalgeschütze Cölln’s mit sein fast 30.000 handbemalten Fliesen, dem vielen wirklich alten Holz und Antiquitäten in der Tat gut.

Tradition trifft auf Moderne

Viele Erfolgsrezepte von Mutterland überträgt Jan Schawe jetzt auf das Cölln’s. In der Woche startet er um 08.00 Uhr direkt mit dem Frühstück und dem To Go Geschäft. Die Zeiten, als sich Kaufleute, Verleger, Chefredakteure, Senatoren, Banker oder Reeder für gut zwei Stunden zum Mittagessen zurückzogen, sind graue Geschichte. Deshalb gibt es einen schnellen Mittagstisch. Natürlich stehen die hausgebackenen Kuchen auf der Karte.

Die Karte, orientiert sich an klassischen Gerichten. Die Zutaten kommen Mutterland-typisch marktfrisch zu großen Teilen aus der Region. Beim Kaffee setzt das Cölln’s ganz auf namhafte Hamburger Röstereien der Crafted Food Szene wie Carroux, Elbgold, Nord Coast Coffee, Playground und Quijote.

Nach dem Soft-Opening in den letzten Tagen lud Jan Schawe am Sonntagnachmittag rund 200 Gäste ein um die Eröffnung zu feiern und den offiziellen Startschuss zu geben. Bei bestem Sommerwetter waren sich die Anwesenden einig, schön das es mit frischen Ideen weitergeht.

Allerdings, so wie es einmal war wird es nie wieder. Ein Stück Hamburger Restaurant Geschichte ist zu Ende. Wohl dem, der einmal in den Separees sich traf und gespeist hat.

Über das Cölln’s

Das Cölln’s war immer mehr als nur ein Restaurant, es war eine Hamburger Institution. Natürlich traf sich hier die feine Hamburger Gesellschaft: Senatoren, Reeder, Kaufleute. Heinrich Heine, der hier Austern zum Wein schlürfte, verewigte es. 

Die Liste der Promis ist lang: Kaiser Wilhelm II., Otto von Bismarck, Hans Albers waren zu Gast. Loki Schmidt lud hier zum Karpfenessen. Die Altbürgermeister Henning Voscherau und Klaus von Dohnanyi, Ex-SPD-Chef Björn Engholm, Helmut Kohl, Ex-Bundespräsident Horst Köhler, Ex-Kanzler Gerhard Schröder, Verlegerlegenden wie Gerd Bucerius, John Jahr oder Rudolf Augstein, Gerhard Wempe, Albert Darboven waren teilweise häufig zu Gast in den Separees. 

Das Cölln’s am Rathaus

Brodschrangen 1-5, 20457 Hamburg Altstadt
Die Öffnungszeiten:
Täglich von 09.00 – 18.00 Uhr, Mo.-Fr. To Go ab 08.00 Uhr
Reservierungen: unter mutterland.de oder telefonisch 040 – 49206115