Die Berlin Alternative Fashion Week Spring 2017 war ein guter Grund einmal wieder die Hauptstadt zu besuchen
Hamburg und Berlin, haben kein spannungsfreies Verhältnis. Hier die kühle Schöne des Nordens, dort die leicht schlampige, aber nie langweilige Spreemetropole, immer etwas zu laut und schrill.
Das wird immer wieder deutlich, wenn es um Fashion geht. Während wir in Hamburg funktionelles, reduziertes, tragbares und hochwertiges lieben, ist in Berlin der Urban Street Style die angesagte Richtung. Ob es im Office tragbar ist oder Frau eine bella figura darin macht? Nun, das ist der Frau in Kreuzberg, Friedrichshain oder Mitte vielleicht nicht ganz so wichtig!
Berlin Alternative Fashion Week Spring 2017
Bereits zum vierten Mal fand die Berlin Alternative Fashion Week (BAFW) am 31. März und 01. April 2017 in Berlin statt. In diesem Jahr wurde die Halle am Berghain unweit des Berliner Ostbahnhofes als Location gewählt. Für südwestdeutsche Provinzler ist Ostberlin natürlich immer noch der angesagte Teil der Hauptstadt. Doch wer Berlin kennt, weiß: die In-Karawane zieht über kurz oder lang weiter. Eingeweihte, oder die, die sich dafür halten, glauben zu wissen, dass das neue Ziel irgendwo im Westen Berlins liegen wird.
Doch wollen wir mal nicht nörgeln, für Nachwuchsdesigner aus aller Welt, die ihre aktuellen Kollektionen vorstellen wollen, ist es eine gute Location und sie finden in Berlin ein aufgeschlossenes Publikum. Denn, wer eine „normale“ Fashion Week erwartet, wird enttäuscht sein. Denn, die großen Brands und etablierten Namen, die durch glatte Perfektion glänzen, sucht die Besucherin auf der BAFW vergebens. Doch nicht nur die Kleider sind wichtig, ohne das gekonnte Make Up der Models würde die Kreationen nicht die Wirkung auf dem Catwalk entfalten.
Auf der BAFW wird Mode neu interpretiert. Tragbar ist auch weniger ein Kriterium. Dafür glänzen die Kollektionen durch Ideen, Inszenierung und visionären Nonkonformismus. Manchmal etwas vollmundig oder bemüht, aber selten langweilig oder beliebig. Naturgemäß stammten die Designer überwiegend aus Berlin. Doch gerade die internationalen Einsprengsel wirken einer Berlin-Nabelschau wirksam entgegen.
Diese Designer fielen mir auf der Berlin Alternative Fashion Week Spring 2017 auf:
- Chaz Aracil – Berlin/USA
Inspiriert von den natürlichen Elementen wirken seine Kleider wie Wearable Kunstwerke. Blau- und Grüntöne, die bei Dunkelheit leuchten, kombiniert Chaz Aracil mit schwarzen Stoffen.
- Freak Boutique -London
Das Publikum war hin und weg, kein Wunder die radikalen auffällig bemalten Lederteile mit provokanten Aussagen passten zur Location wie die Faust aufs Auge. Darauf steht die Berliner Scene.
- Dayne Henderson – USA
Nachrichten von der Dystopie – Visionen aus Lack und Leder führen uns in die Zukunft. Kein Wunder, dass er sich damit einen Namen gemacht hat. Echte Hingucker auf dem Catwalk.
- Eda Yorulmazoglu – USA
Außergewöhnlich, bunt, laut und schrill sind die Kreationen von Eda Yorulmazoglu. Sie hat amerikanisch türkische Wurzeln und holt sich aus diesen Inspirationen für ihre Arbeiten. Sie zeigte uns ihre persönliche, ganz eigene Welt.
- Edyta Jermacz – Polen
Edyta kam mit zwei Linien in Halle am Berghain. Üppigkeit kann man ihr wahrlich nicht nachsagen, denn sie hat sich für eine minimalistische Linie entschieden. KLU by Edyta ist eine 100% gender-freie Fashion-Line (hieß in den 70ern einmalUnisex). LUVYOUTOO ist eine Demi-Couture Kollektion kombiniert hohe handwerkliche Qualität mit minimalistischen Linien und Schnitten. Ich fand es tragbar und interessant.
- Jade Helene Designs – Südafrika/Berlin
Seit drei Jahren lebt die Designerin in Berlin. In ihre aktuelle Kollektion „in the greys of dreams“ setzt sie auf s/w gehaltene Mode und setzt mit Bordeauxrot und Pink spannende Farbakzente. Transparenz ist ein Credo von ihr, denn die Dessous sind fast immer sichtbar. Nicht fürs Office, aber abends – why not!
- Maison Mason – Berlin
Der Designer, DJ und Illustrator hat gerade seinen Uni-Abschluss gebaut. Sein Style ist von dem Expressionisten Egon Schiele beeinflusst. Mittlerweile gehört er zu den aufgehenden Sternen Berlins und ist sehr gut vernetzt.
- TWELVEPIECES
Oversized Shirts, Bomberjacken oder Mäntel im Kimonoschnitt, fett gedruckte arabische Schriftzüge, warme Naturfarben machen nicht nur Lust auf Frühling. Wer Statements tragen will, ist hier vielleicht richtig.
- TZUJI – Berlin/London
Unauffällig und schlicht, das sind Fremdworte für Larry Tee. Das Leben ist eine never ending Party mit tausend Farbkombinationen. Gewagt kombiniert er Neonfarben mit Glitter führen uns in die Disco-Welt.
- ZL BY ZSLISM – Hong Kong
Bunte Muster, schrille Prints und selbstbewusste Schnitte kombiniert mit einem aufwändigen Design prägen die Handschrift der Asiatin.
Mit dabei waren u.a. noch Matteo Carlomusto – Italien, Objectra – Berlin, Lu La Loop – England, Ivana – Pilja Serbien, Tata Christiane – Berlin, tHERAPY + rycycle und exorcise- Berlin, Tobis Birk Nielsen – Dänemark.
Natürlich war nicht alles tragbar, einiges war reine Konzeption und Performance. Doch gerade die alternative Berlin Alternative Fashion Week lebt von Utopien abseits des Mainstreams. Mein Fazit, die Investition in ein ICE-Ticket hat sich gelohnt. Die Party war gut. Es war einfach einmal schön wieder mit meiner alten Freundin Tina, die in Kreuzberg wohnt und bei der ich geschlafen habe, ein Wochenende zu verbringen. Wir hatten viel Spaß und ein Frühstück im Meyan in Schöneberg in der Golzstraße ist immer wieder etwas sehr nettes.