Vor der Bundestagswahl sind Kandidaten der Parteien bei der IG St. Pauli zu Gast
St. Pauli, kaum ein Deutscher Stadtteil ist so bekannt, vielfältig und ungewöhnlich. Die Interessengemeinschaft IG St. Pauli ist von den ansässigen Unternehmen, Betrieben, Gastronomen, Hotels, Immobilienbesitzer, Vereinen und kulturelle Institutionen, mit dem Ziel das soziale und wirtschaftliche Geschehen mit zu entwickeln gegründet worden.
Der Charme und das Flair von St. Pauli sollen erhalten bleiben. Jetzt gehört auch die Hafenmeile vom Fischmarkt bis zur HafenCity dazu. Die IG St. Pauli ist ein Treffpunkt und pflegt den offenen Gedankenaustausch. Impulse werden gegeben. Liberales Denken, der Mut zum Nichtangepasstem, hanseatischer Kaufmannsgeist, Bodenständigkeit zwischen Vision und Realismus zeichnen die IG St. Pauli aus.
Jetzt vor der Bundestagswahl geben sich die Vertreter der Parteien „die Klinke in die Hand“ und präsentieren ihre Ideen bei der Veranstaltungsreihe „Turm Snack“. Gestern schaute die Kandidatin der Grünen, Anja Hajduk (MdB, Spitzenkandidatin in Hamburg für die Wahlkreis Hamburg-Nord – St. Pauli gehört nicht dazu) in den Überquell Brauwerkstätten in den Riverkasematten vorbei.
Grüne Positionen
Der Auftritt von Frau Hajduk ist bei aller Professionalität direkt und authentisch. Bevor es los ging erfuhren die Anwesenden, dass sie gern auf Barhockern sitzt. Das macht sie für den Autor durchaus sympathisch. Auf der einen Seite ist St. Pauli für die Grünen eine echte Hochburg. Aber, die Grünen gelten nicht als Partei, die das selbständige Unternehmertum aktiv fördern und entwickeln will. Der Glaube an den Staat und Regulierung gehört zur DNA der Partei.
So startete Frau Hajduk ihre Ausführungen gleich mit dem ganz großen Megathema: Der Klimawandel. So kennt man halt die Deutschen Grünen, bei ihnen geht es ganz schnell um das Grundsätzliche. Was perfekt zu unserem Nationalcharakter passt. Natürlich durften auch die Ergebnisse der USA-Wahl nicht fehlen. Irgendwie scheinen deutsche Politiker zu denken, ohne eine Trump-Gruseleinheit fehlt dem Wähler irgendwie etwas. So etwas wie saubere Schultoiletten, Straße ohne Schlaglöcher, Brücken die nicht nicht 10 Jahre Planungs- und Bauzeit haben, bezahlbare Strompreise und ein flächendeckendes schnelles Internet sind auch eher triviale Probleme.
Freie Unternehmer? Grüne wollen lieber die Wirtschaft lenken
Frau Hajduks Thema ist die Entwicklung der Nachhaltigen Wirtschaft. Sie möchte, dass das als eine Chance begriffen wird. Denn zwischen Wirtschaft und Umwelt, gehört kein ODER sondern ein UND nach ihrer Auffassung. Die Politik darf die Wirtschaft nicht unnötig einengen, müsse aber die Linien bestimmen.
Vielleicht lag es an der kurzen knappen Form, Vorschläge wie Unternehmen in ihrer Eigeninitiative gefördert, von unnötiger Bürokratie entlastet werden kamen nicht. Allerdings, es war mutig vor vielen kleinen Unternehmern und Selbständigen die Abschaffung des sogenannten „Dienstwagenprivilegs“ und eine höhere Besteuerung von Dieselkraftstoff zu fordern. Beides erhöht die Kosten, mehrere Milliarden Euro, der Unternehmen und im Endeffekt werden sie an alle Bürger weitergegeben. Oder der schon oftmals knappe Gewinn von kleinen Gewerbetreibenden sinkt, wenn der Markt eine Kostenweitergabe nicht zulässt. Das unterschlug die studierte Diplom-Psychologin Frau Hajduk, die nach eigenen Aussagen Klimakämpferin ist.
Für lokale Unternehmensszene hatte Frau Hajduk leider wenig Konkretes im Gepäck. Vielleicht verständlich, Selbständige und Unternehmer finden sich kaum unter den Grünen-Wählern. Beim nächsten Turm-Snack in rund vier Wochen kommt der SPD-Kandidat Johannes Kars.