Am 15. Dezember 2015 war es klar: Die Bürger Hamburgs haben mit knapper Mehrheit die Bewerbung zu den Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 abgelehnt. Etwa die Hälfte aller 1,3 Millionen Abstimmungsberechtigten nahm ihre Möglichkeit der Stimmabgabe wahr und beteiligte sich am Bürgerschaftsreferendum. Am Ende stimmten 51,6 Prozent gegen die Bewerbung. Damit einher geht auch, dass das bereits fertiggestellte Logo nicht zum Einsatz kommen wird. Dieses Logo, welches von der Agentur „Mutabor pro bono“ für die Bewerbung entwickelt wurde, zeigt einen Wasserspiegel, der die olympischen Farben reflektiert und im Allgemeinen für Nachhaltigkeit, Integration und die Olympischen Spiele am Wasser repräsentieren soll.
Verpasste Chancen in Hamburg?
Befürworter der Bewerbung sprechen nun von verpassten Chancen, die sich Hamburg im Zuge der abgelehnten Bewerbung entgehen lässt, während die Gegenstimmen von gewaltigen finanziellen Aufwendungen sprechen, die die Stadt Hamburg nun einspart. Zwar ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Olympischen Spiele langfristig keinen positiven Effekt auf die Beschäftigung und das Durchschnittseinkommen der Bevölkerung im jeweiligen Austragungsort haben, doch beeinflusst die Veranstaltung einer Olympiade nachhaltig das Ansehen und das Prestige einer Stadt und sogar eines ganzen Landes. Es stellt sich also die Frage nach den langfristigen Auswirkungen der Spiele.
Die Olympischen und Paralympischen Spiele gelten seit jeher als Werbebühne schlechthin, auf der sich sowohl die Stadt als auch das Land darstellen, präsentieren und von seiner besten Seite zeigen kann. Zudem werden Investitionen in Infrastruktur, in der Medien- und Kulturlandschaft vorgenommen, die über die Dauer der Spiele hinaus einen nachhaltig positiven Effekt haben. Als gutes Beispiel für lohnende Investitionen im Zuge der Veranstaltung des riesigen Sportfestes kann Barcelona herangezogen werden. Die Hauptstadt Kataloniens konnte sich im Jahr 1992 die Austragung sichern und nahm diesbezüglich rund 2,3 Milliarden Euro in die Hand, um die Stadt herzurichten. Hierbei gelang der Hafenstadt der Wandel zur Kulturmetropole, wurde schließlich die halbe Innenstadt renoviert, mit dem olympischen Dorf an der Küste entlang ein neues Stadtviertel errichtet und die gesamte Infrastruktur auf den neuesten Stand gebracht.
Angesichts der Ausgaben, mit denen Hamburg das Austragen der Spiele veranschlagte, sind allerdings auch die Gründe für eine Ablehnung der Bewerbung nachvollziehbar. Hamburg plante etwa sechs Milliarden Euro ein – Geld, das an anderer Stelle dringend gebraucht wird. Selbst die Bewerbung kostete bereits Millionen und aus der Vergangenheit der Olympischen und Paralympischen Spiele konnte gelernt werden, dass erste Kostenvoranschläge meist bei Weitem nicht ausreichen und kräftig nach oben korrigiert wurden. Dass eine derartige Kostenexplosion auch dafür sorgen kann, dass auch den Olympischen Spielen statt Segen eher Fluch wird, zeigt sich in Kanada, genauer in Montreal. 1976 fanden die internationalen Spiele hier statt – und Montreal zahlt bis heute die Finanzierungskosten ab.
Fazit
Ganz gleich, ob man nun der gescheiterten Bewerbung Hamburgs zustimmend und ablehnend gegenübersteht, müssen bei einer derart großen Veranstaltung immer die Vor- und Nachteile berücksichtigt werden, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Zudem steht auch eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele für 2028 im Raum, sodass die Hamburger noch nicht vollends verzagen sollten.