„Sind wir alle noch zu retten?“ war eine der Fragen, die Gastgeber Tobias Schlegl an die rund 100 Gäste des N Klub richtete
Der 27. N Klub versammelte sich am letzten Mittwochabend etwas abseits von der grellbunten Reeperbahn in der St. Pauli Kirche. Kaum zu glauben, dass so ein Ort der ruhigen Besinnung in einem Vergnügungsviertel möglich ist.
In seiner Eröffnung stellte der Gastgeber Tobias Schlegl (ZDF Moderator Aspekte) stellte damit eine Verbindung zur Klimakonferenz in Paris her, deren Ausgang zu diesem Zeitpunkt noch ungewiss war. Er ist der Ansicht, dass die Zivilgesellschaft bei der Beantwortung der Klimafrage gerne eine größere Rolle spielen würde. Jedoch wurde der Protest derer, die ein entschlossenes Vorgehen in Sachen Klimaschutz fordern, aus Sicherheitsgründen untersagt und das sende genau die falschen Signale, so Schlegl. Diejenigen, die trotz des Verbotes den Mut aufbrachten für eine nachhaltige Klimapolitik zu demonstrieren, seien auf dem Place de la République mit Tränengas gestoppt worden – ausgerechnet an dem Ort, der für Freiheit stehe.
Der Ort der Veranstaltung, die St. Pauli Kirche ist bekannt in Hamburg für ihr Engagement z.B. für sehr viel soziale Arbeit oder auch auf für den umstrittenen Einsatz für die Lampedusa-Flüchtlinge. Die Gemeinde sieht es als ihre Aufgabe, Freud und Leid mit den Menschen in den bunten Hamburger Stadtteilen zu teilen. Die sozialen Einrichtungen tragen Verantwortung für Kinder, Jugendliche und Senioren, für Pflege- und Hilfsbedürftige.
Auf der Kiste – die N Klub „100 Sekunden“-Beiträge
Ein Höhepunkt des N Klubabends sind stets die vier „100 Sekunden“-Beiträge in denen sich soziale, ökologische und nachhaltige Initiativen aus Hamburg vorstellen.
- Jan Michler präsentierte den Gästen eine Möglichkeit, abseits von Onlineriesen wie eBay und Amazon – gerade in der Vorweihnachtszeit – Geschenke für die Liebsten zu finden. „Fairmondo“ heißt die Genossenschaft 2.0, hinter der laut Michler folgender Gedanke steckt: „Die Art und Weise, wie Großkonzerne funktionieren, ist aufgrund von Aspekten wie Gewinnmaximierung zu Lasten anderer oder Steuervermeidung nicht im Sinne der Fairness, Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung.“ Fairmondo zeichne sich dagegen durch faire Werte und Prinzipien und durch die Möglichkeit der Mitbestimmung der 2.000 Mitglieder aus. Die Plattform funktioniert wie ein großer Online-Marktplatz.
- Claudia Unruh von Eben im Leben e.V. stellte das Projekt „Was ist bloß mit Opa los?“ vor. Sie gibt Workshops in Kindergärten und Kindertagesstätten, um Kinder im Umgang mit Demenzkranken zu schulen. Viele Eltern kämen zu ihr und seien der Meinung: „Nein, mein Kind soll nichts über Tod und Krankheit erfahren“. „Euer Kind verpasst etwas“, entgegnet Unruh dann. Sie führt Kinder behutsam an das Thema Demenz heran und besucht mit ihnen alte Menschen in einer Pflegeeinrichtung, wo immer wieder berührende Momente stattfänden. Das Ziel des Projektes sei es, Verständnis auf- und Berührungsängste abzubauen.
- Peer Lütjens von „Hydrophil“ erklärte, was unter virtuellem oder verstecktem Wasser zu verstehen ist. „In Deutschland klopfen wir uns gerne auf die Schulter, weil wir nur 120 Liter Wasser pro Tag verbrauchen“, leitete er ein. Tatsächlich käme der Verbrauch eher an 3.900 Liter heran, wenn man das virtuelle Wasser einberechne. Für ein T-Shirt aus Baumwolle würden beispielsweise allein für die Bewässerung der Pflanzen 2.500 Liter benötigt. Lütjens möchte das Bewusstsein für den tatsächlichen Wasserverbrauch stärken und mahnt, dass zwar lokal Wasser gespart, global aber viel mehr verbraucht werde.
- Elke Jacob präsentierte das Projekt „#Anfassen“, welches sie zusammen mit Axel Heimken ins Leben gerufen hat, um das Miteinander von Flüchtlingen und Einheimischen zu fördern. Über eine Plattform, die in Kürze online gehen wird, können Flüchtlinge Wünsche äußern, die ihnen dann von anderen Menschen erfüllt werden. Der persönliche Kontakt zwischen dem Wünschendem und dem Wunscherfüller soll für neue soziale Kontakte und eine gelebte Integration sorgen. „Es gibt so viele Flüchtlinge, an die keiner mehr denkt. Kern dieser Kampagne ist, dass man den Kontakt zu den Menschen herstellt, die zum Teil sehr abgeschottet leben.“ Jacob selbst wünscht sich, dass von zehn Schenkenden einer übrig bleibt, der sagt: „Der Mensch interessiert mich so sehr, da helfe ich weiterhin.“
Das Autohaus Schlegel vergibt beim N Klub einen Citroën C-Zero für einen Monat zur kostenfreien Nutzung an ein soziales Projekt. In den nächsten Wochen dürfen Anja Meyfarth und Anika Nehring von „Joblinge“ das E-Auto für ihr Projekt nutzen. Bei Joblinge engagieren sich Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft gemeinsam, um sozial benachteiligte junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren zu fördern. Jugendliche erhalten die Chance, sich abseits von Schulnoten und klassischen Bewerbungsgesprächen in der Praxis zu beweisen und sich aus eigener Kraft einen Ausbildungsplatz zu erarbeiten. In einem intensiven Programm erlernen sie dafür wichtige berufliche und soziale Kompetenzen.
Beim Netzwerken gesehen
Von ganz-hamburg.de an diesem Abend in der St. Pauli Kirche beim Netzwerken, denn dafür ist der N Klub geschaffen worden (!), gesehen: Olaf Altmann (Leiter Vertrieb und Marketing, Greenpeace Energy eG), Yvonne Aßmann (Stv. Conviviumsleiterin, Slow Food Hamburg), Malte Bombien (Vorstand, Regionalwert AG Hamburg), Timo Büdenbender (Botschafter, Genossenschaft 2.0), Thore Debor (Geschäftsführer, Clubkombinat Hamburg e.V.), Stefan Dierks (Category Leader CR Product + Strategy Corporate Responsibility, Tchibo GmbH), Bianca Gellert (Pressereferentin, Hamburg Messe und Congress GmbH), Maximilian Heinrich (European Institute for Sustainable Transport), Britta König (Pressesprecherin, WWF), Christoph Laudon (Geschäftsführer, Hydrophil), Anja Meyfarth (Standortleiterin und Prokuristin, Joblinge Hanse), Darjusch Nadjmi (Kitz4Kids e.V.), Frank Neitzel (Presse- und Vorstandssprecher, PSD Bank Nord eG), Julia Oertel (Geschäftsführung, Betahaus), Dr. Gesine Ohrt (Nachhaltige Stadtentwicklung), Josef Reppenhorst (Leiter Öffentlichkeitsarbeit, Hamburg Leuchtfeuer), Johannes Tomczak (Viva con Agua de St. Pauli)