Nix mehr mit Kaufrausch: Zwei Galeria Karstadt Kaufhof schließen

Galeria Kaufhof Karstadt Hamburg Wandsbek StraßenansichtGaleria Kaufhof Karstadt Hamburg Wandsbek © Norbert Schmidt

Seit Jahren ist die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof in der Krise. Millionen von Staatshilfen haben den Konzern nicht stabilisieren können. Dazu kommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die den Handel teilweise schwer belastet hat. Mit der zweiten Insolvenz des Konzerns wird es wieder einen drastischer Einschnitt geben. In ganz Deutschland sollen 52 Filialen für immer geschlossen werden. Neun Häuser sind es im Norden und davon zwei in Hamburg. In Hamburg Wandsbek und Harburg soll laut Medienberichten am 30. Juni 2023 Schicht im Schacht sein. Beides sind traditionsreiche Standorte. Die Filiale Harburg hätte es nicht mehr lang zum 100. Jubiläum gehabt, hier ging es 1927, zwei Jahre vor der Weltwirtschaftskrise, los.

Die Filiale Wandsbek gehört zu den ältesten Standorten des Warenhauskonzerns. Schon 1901 ging es in Wandsbek los. Kurz nach dem ersten Weltkrieg in einer wirtschaftlich sehr schwierigen und politisch unruhigen Zeit wurde 1921 mit einem Neubau begonnen. Eröffnet wurde das Haus 1924. Die Besetzung des Rheinlandes und die Hyperinflation haben zu massiven Bauverzögerungen geführt. Warenhäuser haben damals viele mutige Investitionsentscheidungen in Zeiten hoher Unsicherheit getroffen. Fun Fact: Sowohl Harburg als auch Wandsbek gehören erst seit dem Groß-Hamburg Gesetz von 1938 zu Hamburg. Vorher waren beide Städte preussisch.

Infografik zur Frequenz von Einkaufsorten von statista
Echte Einkaufsorte sind selten geworden Quelle: Statista VuMA Touchpoints 2023

Die Filiale Eimsbüttel, die wohl lange auf der Kippe stand, soll erhalten bleiben. Das Problem, fast alle Handelsexperten halten den Handelstyp Warenhaus für ein Auslaufmodell, auch wenn es Gegenbeispiele wie Breuninger, das eine Filiale im Westfield Hamburg Überseequartier eröffnen will, gibt.

Bitter für die Hamburger Beschäftigten des insolventen Warenhauskonzerns, voraussichtlich 180 Mitarbeiter verlieren ihren Job und können dann den Futschi-Blues singen. Zwar soll in bestehenden Filialen investiert werden, doch das ist mit hohen Kosten verbunden und ist sehr zeitaufwendig.

Der Niedergang des Warenhauskonzerns hat viele Väter und Mütter

Eines sollte nicht vergessen werden, nicht nur Manager und die Veränderungen der Einkaufsgewohnheiten haben den Niedergang der Warenhäuser zu verantworten. Auch Politik, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und NGOs ihren Anteil am Niedergang. Unsinnige Ladenschlusszeiten und Sonntagsöffnungsregeln (in Zeiten des 24/7 Online-Handels!), Verwahrlosung des öffentlichen Raums, Regelungswut, klein karierte Verkehrskonzepte, starre Tarifstrukturen haben die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit vermindert.