Selfstorage – wenn der Raum eng wird und man Lagerfläche braucht

Blick in den Flur eines Selfstorage HausesSelfstorage Foto von Darrin Moore auf Unsplash

Metropolen wie Hamburg bieten ihren Bewohnern eine enge Anbindung an Arbeit, Bildung, Erholung, Versorgung und Kultur. Doch in den Ballungsräumen ist Wohnraum knapp bemessen und Deutschland fällt im internationalen Vergleich ohnehin durch seinen hohen Anteil an Mietern auf. Auf 50,5 Prozent beziffert das Statistische Bundesamt die Quote an Mietern, was den Spitzenwert innerhalb der EU darstellt. Das Konzept Selfstorage gewinnt dadurch an Bedeutung. Es ist eine flexible Möglichkeit, sich in den eigenen vier Wänden Platz zu schaffen und besonders in temporären Notlagen eine willkommene Option.

Wie Selfstorage funktioniert

Selfstorage kommt von Selbstlagerung. Gemeint ist mit diesem aus den USA stammenden Konzept die Miete von Lagerraum für Dinge, auf die man für längere Zeit verzichten kann und die in der eigenen Wohnung nur im Weg stehen würden. Unternehmen wie auch Privathaushalte mit Platzproblemen greifen deshalb auf das Modell Selfstorage in Deutschland zurück. Meistens dienen Gebäude als saubere und sichere Lagerräume, doch auch die Outdoor-Lagerung ist möglich. Im Gegensatz zur Wohnungsmiete zeichnen sich die Vertragsmodalitäten durch eine größere Flexibilität aus. So gestatten Dienstleister ihren Kunden jederzeit die Kündigung.  

Die Geschichte von Selfstorage

Die meisten Menschen haben von dem Konzept noch nie etwas gehört. Das ist kein Wunder, da dieses in Europa noch in den Kinderschuhen steckt. Die Idee wurde im Westen der USA in den 1960er Jahren entwickelt und sickerte seitdem nur tröpfchenweise in die Alte Welt. Als erste Lagerstätte öffnete 1979 ein Anbieter in Zürich in der Schweiz seine Pforten, der sich in den USA von dieser Geschäftsidee inspirieren ließ. In Deutschland dauerte es bis 2010, bis es in Lübeck die ersten Mietboxen gab. Die gute Verfügbarkeit von Kellern und Speichern könnte für diese langsame Entwicklung ausschlaggebend sein.

Mögliche Gründe für den Wunsch nach Selfstorage

Beengte Lebensverhältnisse führen zu Einbußen bei der Lebensqualität, was den Wunsch, sich Platz zu schaffen begründet. Selfstorage kann bei diesem Anliegen unterstützen, wenn es in der Wohnung an einem Keller oder Speicher mangelt oder der Keller wegen Schimmel und Feuchtigkeit unbrauchbar ist. Neben diesen grundsätzlichen Erwägungen können für die Nutzung einer externen Lagerstätte temporäre Gründe eine Rolle spielen. So ist es beispielsweise bei Umzügen und Renovierungen wichtig, die Wohnung freizubekommen.

Aber auch bei Erbschaften oder wenn zwei Lebenspartner zusammenziehen, entsteht ein erhöhter Bedarf nach einer Lagerung von Haushaltsgegenständen. Eine andere Motivation für Selfstorage ist der Wunsch nach einer sicheren Lagerstätte für wertvolle Gegenstände wie Schmuck und Gold, während Unternehmen vor allem sensible, aber für den täglichen Betrieb nicht benötigte, Daten vor unbefugten Zugriffen schützen möchten.

Wenn Philosophien der Stimulus sind

Soziologen erklären sich die gestiegene Nachfrage nach einer externen Lagerstätte mit neuen Lebensentwürfen. So sei der Wunsch nach einer minimalistischen Lebensweise in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Allerdings hat es diese Lebensweise schon im Imperium Romanum mit dem Stoizismus gegeben, sodass diese Geisteshaltung zu den Spielarten menschlichen Strebens zu gehören scheint.

Was aber unbestreitbar ist, dass Philosophien aus dem Fernen Osten in Europa florieren und die Bibliotheken und Büchereien voll sind mit Ratgebern, in denen die Autoren für eine entsprechende Lebensweise eintreten. Mit Blick auf die Raumgestaltung ist Feng-Shui schon seit Jahrzehnten in Deutschland bekannt. Hier wird eine Harmonie angestrebt, die sich in einem Gleichgewicht zwischen dem Menschen und seiner Umgebung widerspiegelt.

Noch enger mit der Nutzung externer Lagerstätte ist die Philosophie der Japanerin Marie Kondo verbunden, die mit KonMari eine eigene Aufräummethode entwickelt hat. Demnach können wir nur „langfristig mehr Ordnung schaffen, wenn wir uns nur noch auf jene Dinge konzentrieren, die uns am Herzen liegen – und uns von allem anderen verabschieden, das uns keine Freude mehr macht“.

Warum Aufräumen freimachen kann

Fürwahr kann Aufräumen auch in einem metaphysischen Sinne freimachen, weil Gegenstände nicht nur räumlich Platz wegnehmen, sondern auch Emotionen binden, da Dinge mit Erinnerungen aufgeladen sind, die uns in der Vergangenheit verweilen lassen. Doch unabhängig davon, ob für den Wunsch nach einer externen Lagerstätte eher philosophische oder praktische Aspekte verantwortlich sind, so bietet Selfstorage einen Mehrwert, da es die Möglichkeit schafft, Dinge, die man eher weniger benötigt, aber nicht entsorgen möchte oder darf, weit weg von sich zu aufzubewahren.