Schritt für Schritt erklärt: So läuft eine Umschuldung ab

Drive in Banking SchildDriving in Banking Symbolphoto Photo by Joshua Hoehne on Unsplash

Es gibt wohl nur wenige Menschen in Deutschland, die noch keinen Kredit aufgenommen haben. Sei es nur, weil sie ihr Girokonto überziehen mussten. Die Hamburger liegen laut einer aktuellen Studie aus dem Jahr 2021 sogar an der Spitze. Wir nehmen rund 15 Prozent häufiger einen Kredit auf als die durchschnittlichen Verbraucher im Rest von Deutschland. In vielen Fällen bleibt es nicht nur bei einem Kredit und die Zinsen summieren sich. In solchen Fällen kann eine Umschuldung sinnvoll sein. Wir zeigen Ihnen, wie eine Umschuldung funktioniert und was Sie dabei beachten sollten.

Eine Umschuldung, was ist das eigentlich?

Bei einer Umschuldung handelt es sich im Prinzip um nichts anderes als einen Ratenkredit, den Sie abschließen, um einen oder mehrere laufende Darlehen abzulösen. Dabei ist das allgemeine Ziel, mit der neuen Finanzierung bessere Konditionen zu bekommen und dadurch Geld zu sparen oder zumindest die aktuelle Kreditsituation an die eigene finanzielle Lage anzupassen.

Es kann sich immer an Ihrer finanziellen Situation etwas ändern, beispielsweise durch den Verlust Ihrer Arbeit oder sie verbessert sich, weil Sie jetzt einen besser bezahlten Job haben. Zudem lassen sich mehrere Kredite zu einem zusammenfassen, um mehr Übersicht über laufende Kredite zu bekommen. Bei einigen Darlehensformen ist eine Umschuldung sogar besonders sinnvoll.

Kredite, die Sie umschulden können

Theoretisch ist es bei jedem Kredit eine Umschuldung möglich. Es funktioniert mit Null-Prozent-Finanzierungen, regulären Ratenkrediten oder einem Dispo-Kredit. Letzterer nimmt bei Umschuldungen sogar so etwas wie eine Sonderposition ein.

Dispo-Kredite haben meist ziemlich hohe Zinsen, die Sie bereits ab der ersten Minute zahlen müssen, sobald Sie Ihr Konto überziehen. Die Höhe der Zinsen für einen Dispo-Kredit sind von Bank zu Bank verschieden.

Sie liegen je nachdem zwischen vier und vierzehn Prozent pro Jahr. Im Schnitt liegen Sie bei über 9 Prozent. Der Kredit ist nur als eine kurzfristige finanzielle Überbrückung geplant, weshalb die Zinsen so hoch sind. Lösen Sie den Dispo-Kredit mit einer Umschuldung ab, würden Sie deutlich günstigere Zinsen zahlen und Geld sparen.

Baufinanzierungen lassen sich ebenfalls umschulden, allerdings ist diese Art der Umschuldung mit verschiedenen Voraussetzungen verknüpft.

Die Vorteile einer Umschuldung

Eine Umschuldung bietet eine ganze Reihe an Vorteilen, von denen Sie profitieren können:

  • Wie bereits erwähnt, ist es möglich, dass Sie durch eine geschickte Umschuldung Geld einsparen können. Grund hierfür ist die aktuell geltende Niedrigzinsphase. Vor allem alte und teure Kredite lassen sich hiermit günstig ablösen.
  • Mit einer Umschuldung verschaffen Sie sich mehr Übersicht über Ihre aktuelle finanzielle Situation. Sie können mehrere Kredite zusammenlegen und zu einer Finanzierung bündeln. Es werden also nicht mehrere verschiedene Raten von Ihrem Konto abgebucht, sondern nur noch eine von einem Kredit.
  • Die Bonität wird durch eine Umschuldung verbessert. Für die Schufa sieht es nämlich nicht gut aus, wenn Sie zeitgleich mehrere Kredite bedienen müssen. Eine Umschuldung verbessert also Ihre Chancen auf einen neuen Kredit.
  • Sie verhandeln Ihre monatliche finanzielle Belastung durch eine Umschuldung komplett neu. Sie können beispielsweise eine höhere monatliche Rate ansetzen und auf diese Weise den Kredit schneller abbezahlen. Sie können die monatliche Rate aber auch verkleinern, um finanziell mehr Spielraum zu haben.

Damit eine Umschuldung erfolgreich abläuft und für Sie sinnvoll ist, sollten Sie am Ende mindestens von einem dieser Vorteile profitieren.

Der richtige Zeitpunkt zum Umschulden

Den Zeitpunkt Ihrer Umschuldung sollten Sie so wählen, dass Sie die meisten Vorteile davontragen. Ist Ihr Konto schon für eine längere Zeit im Minus, ist der richtige Moment, um mit einer Umschuldung die teuren Zinsen eines Dispo-Kredits zu umgehen.

Über die Jahre können sich bei Verbrauchern mehrere Kredite ansammeln. Um einfach mehr Überblick zu bekommen, empfiehlt es sich auch dann die Finanzierungen zu einem einzigen Darlehen umzuschulden.

Eine Scheidung oder eine Trennung kann ebenfalls ein guter Anlass für eine Umschuldung sein. Beide Parteien nehmen jeweils einen Umschuldungskredit auf, um einen gemeinsamen Kredit abzulösen.

Wenn Sie planen, in Zukunft einen weiteren Ratenkredit abzuschließen, sollten Sie ebenfalls eine Umschuldung in Betracht ziehen, um später eine bessere Bonität vorweisen zu können. Die Schufa sieht es nämlich nicht gern, wenn Sie mehrere Kredite gleichzeitig abbezahlen.

Der Ablauf der Umschuldung: Schritt für Schritt

An dieser Stelle möchten Wir Ihnen den Ablauf einer Umschuldung Schritt für Schritt erklären.

Restschuld ermitteln

Bevor Sie die Umschuldung angehen, müssen Sie zunächst Ihren, beziehungsweise Ihre bestehenden Kredite prüfen. Klären Sie Fragen, wie etwa wie hoch die Restschuld noch ist, wie hoch die Zinskosten sind, wie lange der Vertrag noch läuft und welche Vereinbarung Sie mit der Bank über die vorzeitige Ablöse getroffen haben.

In vielen Fällen ist eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen, die Sie in Ihre Berechnungen mit einbeziehen sollten. Dabei handelt es sich quasi um eine Art Schadenersatz für die Bank, dafür dass ihr Zinszahlungen entgehen. Werfen Sie zur Klärung der Fragen einen Blick in Ihren Kreditvertrag oder fragen Sie bei Ihrer Bank nach.

Angebote vergleichen

Wenn Sie wissen, wie viel Geld Sie benötigen, um den alten Kredit abzulösen, können Sie verschiedene Angebote miteinander vergleichen. Um bei den vielen Angeboten im Netz den Überblick zu behalten, empfehlen wir einschlägige Kreditvergleichsportale, um das passende Darlehen zu finden.

Dazu tragen Sie beim Portal alle nötigen Daten ein, wie beispielsweise die Höhe der Restschuld, die gewünschte Laufzeit sowie die neue Kreditsumme, persönliche Angaben sowie Angaben zum Einkommen.

Im Anschluss werden Ihnen verschiedene Tarife vorgeschlagen, von denen Sie sich für eines entscheiden. Achten Sie bei der Auswahl vor allem auf den angezeigten effektiven Jahreszins des neuen Kredits.

Alte Bank benachrichtigen

Wenn Sie sich für einen Kredit entschlossen haben, warten Sie noch kurz mit dem Abschluss. Informieren Sie Ihre Bank, dass Sie darüber nachdenken, dass Sie einen oder mehrere Kredite mit Hilfe einer Finanzierung einer anderen Bank umschulden möchten und legen Sie ihr das günstigere Angebot vor.

Auf diese Weise räumen Sie Ihrer alten Bank die Möglichkeit, Ihnen ein neues Angebot zu machen, das vielleicht sogar das neue Angebot unterbietet. Ihre Bank wird nämlich ungern einen Kunden oder eine Kundin verlieren, vor allem dann, wenn Sie regelmäßig Ihre monatlichen Raten gezahlt haben. Nicht selten wird diese Treue von den Banken belohnt

Im besten Fall ersparen Sie sich einen Wechsel, im schlimmsten Fall haben Sie das günstige Angebot der anderen Bank sicher.

Neuen Kredit abschließen

Bevor Sie den alten Vertrag kündigen, sollten Sie das neue Angebot annehmen und den Vertrag abschließen. Das funktioniert in der Regel direkt über das Vergleichsportal, bei dem Sie das neue Angebot gefunden haben. Hier müssen Sie zu den Angeboten, die Sie im Vorfeld gemacht haben, entsprechende Nachweise hochladen.

Dazu zählen Nachweise zum Einkommen, wie etwa Gehaltsabrechnungen oder Kontoauszüge. Alles funktioniert digital per Dokumentenupload. Danach bestätigen Sie per Video-Ident-Verfahren Ihre Identität und signieren den Kreditvertrag digital. Innerhalb weniger Tage ist das Geld auf Ihrem Konto.

Kündigung des alten Vertrags

Nun können Sie den alten Vertrag kündigen und Ihren Kredit oder Ihre Kredite ablösen. Bei den meisten Banken wird die vorzeitige Tilgung der Restschuld übrigens mit einer Kündigung gleichgesetzt. Wichtig ist dabei, dass Sie bei der Überweisung den richtigen Verwendungszweck angeben und die Vorfälligkeitsentschädigung, falls verlangt, nicht vergessen. Die beläuft sich auf maximal ein Prozent der Restschuld.

Eine Euromünze unter einer Lupe
Symbolfoto – Photo by Markus Winkler on Unsplash

Das gilt es zu beachten

Ein wichtiger Faktor ist hier die Bonität. Wie bei allen anderen Krediten, wird auch ein Umschuldungskredit abhängig von Ihrer Bonität vergeben. Ihre Situation kann sich jedoch seit der letzten Überprüfung, beispielsweise durch eine kreditgebende Bank, verändert haben. Hat sich Ihre finanzielle Situation beispielsweise verschlechtert, müssen Sie für einen Umschuldungskredit unter Umständen höhere Zinsen zahlen. Dann lohnt sich eine Umschuldung jedoch eher weniger.

Es ist daneben wichtig, dass Sie vor allem Ihre bestehenden Kreditverträge prüfen. In vielen Fällen kann eine mögliche Vorfälligkeitsentschädigung den Ausschlag geben, ob sich eine Umschuldung für Sie lohnt oder eben nicht.

Manche Banken bieten einen sogenannten Wechselservice für Kredite an. Dabei wird Ihnen viel Arbeit bei der Umschuldung abgenommen. Sie unterschreiben eine Ablösevollmacht und alles Weitere, wie die Kündigung und die Überweisung, werden von der neuen Bank übernommen.

Voraussetzungen für die Umschuldung

Grundsätzlich gelten die gleichen Voraussetzungen, wie Sie erfüllen müssen, wenn Sie einen herkömmlichen Ratenkredit beantragen. Sie müssen volljährig sein, sprich mindestens das 18. Lebensjahr abgeschlossen haben, um als geschäftsfähig zu gelten.

Daneben müssen Sie einen Hauptwohnsitz in Deutschland vorweisen können. Eine deutsche Bankverbindung gehört ebenfalls dazu.

Ferner müssen Sie über ein geregeltes Einkommen verfügen und es nachweisen können. Das bedeutet, dass Sie nicht in einem Ausbildungsverhältnis angestellt sein sollen und sich in Ihrem Job nicht in der Probezeit befinden. Am besten ist eine feste und unbefristete Arbeit, bei der Sie schon einige Jahre angestellt sind. Wie bereits erwähnt, wird Ihre Bonität ebenfalls bei der Schufa abgefragt.

Diese Voraussetzungen werden vor der Umschuldung von der neuen Bank gründlich überprüft.

Fazit

Eine Umschuldung kann Ihnen eine Menge Vorteile bringen. Sie können Zinsen sparen oder sich einen besseren Überblick über Ihre Finanzen verschaffen, wenn Sie mehrere laufende Kredite zusammenlegen. Dazu müssen Sie lediglich ein besseres Angebot finden. Dabei helfen Ihnen Vergleichsportale im Internet.

Sie können Ihnen gleichzeitig dabei helfen, den neuen Kreditvertrag abzuschließen und die Altlasten zu beseitigen. Dabei sollten Sie jedoch bedenken, dass Sie die gleichen Voraussetzungen wie bei einem herkömmlichen Kredit erfüllen müssen. Hinzu kommt in vielen Fällen noch die Zahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung.