Seit den 1990er-Jahren hat sich das Angebot an Hanfsamen – nicht zuletzt angesichts der geplanten Legalisierung – erheblich erweitert. Deutsche Bauern bereiten sich schon auf den Cannabis-Anbau vor – doch welche Hanfsamen kommen für den weitläufigen Anbau infrage? Neben den regulären Samen, mit einem natürlichen und damit ausgewogenen Verhältnis aus männlichen und weiblichen Samen, kann man Marihuana-Hanfsamen erwerben, die ausschließlich weiblich sind. Darüber hinaus finden sich im Fachhandel Autoflowering-Hanfsamen, die als Selbstblüher unabhängig vom Sonnenzyklus gedeihen.
Autoflowering-Samen sind leichter zu züchten
Selbstblüher verdanken diese Eigenschaft einer gezielten Zucht mit Bestandteilen der schnell wachsenden und widerstandsfähigen Cannabis Ruderalis, die vor allem in Russland gedeiht, aber nicht sehr ergiebig ist. Autoflowering-Samen können weiblich oder männlich sein. In diesem Fall hat das Geschlecht der Hanfpflanze keinen Einfluss auf die Fähigkeit zum lichtunabhängigen Blühen. In anderen Fällen ist der Unterschied zwischen feminisierten und regulären Hanfsamen entscheidend.
Was sind die Vor- und Nachteile von feminisierten Pflanzen und welche Zielgruppen profitieren von ihnen am stärksten? Lohnt es sich, wenn Bauern und Konsumenten explizit selbstblühende Marihuana-Samen kaufen?
Reguläre und feminisierte Hanfsamen
Männliche Hanfpflanzen verfügen über die bekannten Geschlechtschromosomen XY, während weibliche Hanfpflanzen das Chromosomenpaar XX besitzen. Ob man sich für reguläre Hanfsamen mit ihrem natürlichen und ausgewogenen Geschlechterverhältnis oder für feminisierte Hanfsamen entscheidet, hat einen spürbaren Einfluss auf die Zucht und das Produkterlebnis.
Dazu sollte man wissen, dass männliche Cannabispflanzen mit Blick auf einen angestrebten Rausch wertlos sind. Ihnen fehlen die harzhaltigen Blüten weiblicher Hanfpflanzen, die wiederum mit THC, weiteren Cannabinoiden wie CBD sowie den aromatischen Flavonoiden und Terpenen vollgepackt sind. Dafür können sie weibliche Pflanzen bestäuben und damit für ihre Fortpflanzung sorgen. Verfügt man ausschließlich über weibliche Hanfsamen, ist eine Fortpflanzung nicht möglich.
Die Merkmale feminisierter Samen
Das Benutzererlebnis mit einem stark stimulierenden Erlebnis spricht für den Kauf weiblicher Marihuana-Samen. Dazu passt, dass feminisierte Hanfsamen überwiegend aus Eliteklonen stammen, die für ein herausragendes Konsumerlebnis optimiert wurden. Die stabile Genetik der weiblichen Hanfsamen verbessert die Effektivität weiter, während sich unter ungezüchteten Populationen viele Zwitter befinden, die mit einer eingeschränkten Wirkung enttäuschen könnten, weil Hanfsamen ihrer Natur nach sowohl einhäusig als auch zweihäusig sein können.
Darüber hinaus befreit der Kauf feminisierter Samen von der Arbeit, nach der Aussaat eine Geschlechtsbestimmung der Samen vorzunehmen und die männlichen Abkömmlinge zu entfernen. Die Saat vereinfacht das nicht vorhandene Risiko, dass sich männliche Samen, die zu spät entdeckt werden, nachteilig auf die Ernte auswirken.
Die Merkmale regulärer Samen
Reguläre Samen sind aufgrund ihrer Fähigkeit zur Bestäubung für die Zucht unverzichtbar. Die Saat und Düngung regulärer Hanfsamen ist einfacher als bei feminisierten Produkten und gezielte Züchtungen für Hanfpflanzen mit gewünschten Eigenschaften sowie das Anlegen einer Pollenbank sind möglich.
Dafür ist bei der Ernte eine Trennung der weiblichen von den männlichen und zwittrigen Abkömmlingen notwendig. Werden männliche Samen während der Wachstumsphase zu spät entdeckt, kann die Ernte befallen werden. Als ursprüngliche Samen erscheint die Genetik regulärer Hanfpflanzen den Anhängern reiner und natürlicher. Reguläre Hanfsamen sind schließlich deutlich günstiger, was sich allerdings durch den hohen Anteil für den Rausch minderwertiger Ernteerzeugnisse nach dem Ertrag relativiert. Ob sich ein möglicher Heterosis-Effekt positiv auf Ernte und Konsum auswirkt, ist umstritten.
Welche Zielgruppen werden angesprochen?
Es hängt von den Zielen ab, die man mit dem Kauf von Hanfsamen verfolgt, welche Wahl die bessere ist. Wer Hanfsamen lediglich als Superfood verwenden möchte, um von ihren gesundheitsfördernden und diätetischen Eigenschaften zu profitieren, kann getrost zu beiden Produkten greifen. Wer allerdings eine gezielte Zucht anstrebt, kommen ausschließlich reguläre Hanfsamen für den Kauf in Betracht.
Zielgruppen, welche die Pflanzen nur einmal ernten möchten, um ohne eine weitere Verwendung vom Rauscherlebnis zu zehren, erfahren mit der Wahl von feminisierten Marihuana-Samen eine intensivere Wirkung. Autoflowering-Samen sind schließlich leicht zu züchten. Allerdings führt die Integration der Cannabis Ruderalis in die Sorte zu Einbußen beim Ertrag und Rauscheffekt.