Wir wissen es ganz bestimmt aus unserer eigenen Schulzeit. Der erste Schulranzen, das war ganz ganz wichtig. Jetzt ging man endlich zur Schule, war kein „Baby“ mehr und im Ranzen trug man sein ganzes Schülerleben durch die Welt. Meist haben wir auch immer viel zu viele Sachen mit in die Schule genommen. Man konnte ja nie wissen… So bis zur vierten Klasse nutzen Kinder heute den Ranzen, doch dann ist der nächste Sprung angesagt. Ranzen ist etwas für die Kleinen, zu denen gehört man, wenn man in die fünfte Klasse kommt natürlich nicht mehr. Zwar ist man für die Mutter meist immer noch gefühlt klein, nur man selbst weiß, dass man schon viel weiter entwickelt ist. Deshalb will man unbedingt, das tragen, was alle Älteren bereits auf dem Rücken haben, einen Schulrucksack.
Die Initiative geht meist vom Kind aus
Wir wissen es aus unserer eigenen Kindheit: Als Kind muss man sich irgendwie durchsetzen und die Eltern überzeugen. So ist es auch beim Schulrucksack heute, denn zumeist die die Initiative vom Kind und nicht von den Eltern aus. Aus Kindersicht verstehen es die Eltern mehr oder weniger schnell warum man einen Schulrucksack möchte. Oma und Opa haben auch so ihre Probleme, die erzählen dann von ihrer eigenen Schulzeit, dass es damals keine Smartphones, dafür aber Telefonzellen gab und zehn Fernsehprogramme irgendwie auch gereicht haben. Aber, einen Zuschuss würde Oma für das Enkel schon locker machen…
Bekanntlich kann man sich als Kind seine Familie nicht aussuchen. Doch nun kommen die Befürchtungen vor Mode- und Designwahn von den Eltern. Dass man sich in der Klasse nicht lächerlich machen will, weil man ein komisches Teil auf dem Rücken hat, das verstehen viele Mütter und Väter irgendwie gar nicht. Das Kind will doch nur einen coolen Rucksack haben.
Auf der Schwelle zum Jugendlichen
Mit gut zehn Jahren sind Kinder auf Sprung Jugendlicher zu werden. Das tägliche Leben hat ein Zehnjähriger gut im Griff. Er versteht auch ziemlich genau was um einen herum so passiert. Ein zehnjähriges Kind kann schon differenzieren und überlegt handeln. Kleine Entscheidungen kann es selbst treffen und es kann aktuelle Bedürfnisse aufschieben. Wenn die Mütter nicht so übervorsichtig oder besorgt wären, dann würde ein Kind viel selbstbestimmter unterwegs sein.
Ein zehnjähriges Kind vergleicht sich mittlerweile mit seinen Freunden und Schulkameraden. Es kennt das eigene familiäre Umfeld und Sozialleben und setzt es in Bezug zu andern Umfeldern. Dabei stellt es fest, in anderen Familien wird das Zusammenleben ganz anders organisiert und auch die Prioritäten werden anders gesetzt. Je nachdem, findet man das ein Zehn- bis Zwölfjähriger interessant oder nicht so attraktiv.
Immer wichtiger wird das eigene Umfeld, die Peer Group, die Ansichten, Normen und Werte von Freunden, Sport- und Klassenkameraden gewinnen Bedeutung. Gerade weil die Persönlichkeit und folglich auch das Selbstbewusstsein noch nicht so ausgeprägt ist. Man will zu einer gehören, dabei sein und geachtet werden. Jede Gruppenzugehörigkeit drückt sich auch immer optisch und modisch aus. Denn, das ist Signal für alle.
Los lassen und Freiraum geben
Für Eltern heißt es, dem Kind schrittweise Freiheiten geben, es zur Selbständigkeit ermuntern und gleichzeitig auch die Sicherheit eines Rückzugsorten bieten. Wenn einmal etwas schief geht, vielleicht der Schulrucksack – den das Kind unbedingt haben wollte – ein Fehlkauf war. Da braucht es keine Vorhaltungen oder Belehrungen. Denken Sie an ihre eigene Kindheit und Jugend. Da war auch nicht alles reibungslos und vernünftig. Auf jeden Fall die Ansichten und Einstellungen können durchaus sprunghaft wechseln. Bei Jugendlichen ist wenig für die Ewigkeit. Einiges wird ausprobiert und verworfen, denn Erfahren zu machen gehört zum Reifeprozess. Deshalb, wenn sich ihr Kind ein ganz merkwürdiges Modell aussucht, keine Befürchtungen, in ein paar Jahren wird es garantiert einen anderen Schulrucksack oder was auch immer tragen.
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