Komödie Winterhuder Fährhaus – auf dem Netzwerkevent für Kultur, dem Hanse Rendezvous, stellen sich aktuellen Fragen zum Hamburger Kulturleben
von Cetin Yaman
Hamburgs Kulturszene traf sich wieder mal in der Komödie Winterhuder Fährhaus um beim 29. Hanse Rendezvous eine Bestandsaufnahme zur aktuellen Lage der Hamburger Kulturlandschaft zu erstellen und über aktuelle Themen aus den Bereichen Film, Musik und Theater zu sprechen. Rund 100 geladene Kulturschaffende, Entscheider und Persönlichkeiten der Branche trafen sich zu der Netzwerkveranstaltung.
Zuerst ging es in die Gesprächsrunde, es diskutierten Sprechwerk Intendantin Konstanze Ullmer, Regisseurin Frauke Thielecke und Sänger Bosse. Als eloquenter Moderator erwies sich einmal mehr Veranstalter Lars Meier.
Haie und die Besucher lassen sind mit den Händen zählen
Einen Schwerpunkt legten die Gesprächsteilnehmer auf die jetzt nachwachsende Generation an Kulturaktiven, die in aller Regel zunächst einige finanziell magere Jahre durchmachen müssen.
Sänger Bosse kann sich noch gut an die Zeit erinnern, in denen er manchmal vor weniger als 10 Gästen in Clubs gespielt hatte. „Das Ziel habe ich aber nie aus den Augen verloren, das war es mir wert. Am Ende war es aber doch auch viel Glück, dass es geklappt hat“, sagte er.
Ein regelrechtes Haifischbecken sieht indes Regisseurin Frauke Thielecke in der Schauspielbranche. „Ohne Eigeninitiative läuft da wenig“, ist ihre Meinung. Eine gute Möglichkeit für junge Regisseure sieht sie in der Filmförderung „Hamburg lebt Kino“, die dem Filmnachwuchs die Chance für Filme in Spielfilmlänge gibt.
In Sachen Theater bezog Sprechwerk-Intendantin Konstanze Ullmer eindeutig Stellung: „Gute Kultur hat ihren Preis und sie ist es auch wert“. Die hohe Selbstausbeutungsquote gerade bei jungen Kulturschaffenden ist für sie höchst problematisch. Niemand solle sich unter Wert dem Markt anbieten, findet sie.
Einig waren sich die Diskutanten darin, dass im Allgemein noch viel zu sehr auf bereits bekannte Namen gesetzt werde. Stattdessen müsse öfter Platz für den Nachwuchs gemacht werden. Nicht überall im Publikum auf Zustimmung fand die Meinung von Ullmer, dass die Preise für Kultur angehoben werden müssten und verglich die hohen Eintrittspreise bei Circus Roncalli mit den vergleichsweise niedrigen Ticketpreisen für Theateraufführungen.
Bei einer Umsetzung dieses Vorschlags befürchteten einige, dass noch weniger Besucher den Weg ins Theater wagen würden. Ganz individuell hingegen unterstützt Bosse junge Künstler. Er lässt sie im Vorprogramm seiner eigenen Shows – mit Honorar – spielen und gibt auch Teile seines eigenen Einkommens an Musikfördereinrichtungen ab. „Jetzt spiele ich in Hallen mit teilweise 10.000 Besuchern, aber meine Anfänge werde ich nie vergessen. Deswegen möchte ich den Nachwuchs dazu ermutigen, einfach durchzuhalten“.
Im Finale des 29. Hanse Rendezvous stieg wieder eine hohe Anzahl an Gästen auf die „Kulturkiste“. Sie bewarben persönlich als toll empfundene kommende Kulturveranstaltungen in Hamburg.