Planet Billstedt – Hamburgs Stadtteilmusical hat Premiere

Musical GesangsprobeGesangsproben Planet Billstedt Foto: Jonas Walzberg

Hamburg ist Musical Stadt. Doch, wer hätte das gedacht: Nicht nur in den großen Theatern in der City auch in Billstedt. Hier macht man gleich den ganzen Stadtteil zur Bühne des Musicals Planet Billstedt.

Wie heißt es so schön, die Zukunft beginnt stets heute. Wobei, was ist Zukunft in der Corona-Pandemie? Wie wollen wir leben?“. Wie stellen wir uns unser Leben in 50 Jahren vor? Gute Fragen und die Antworten darauf werden im Osten Hamburgs, in Billstedt gegeben. Das Stadtmusical „Planet Billstedt“ verhandelt diese Fragen.

Dabei nimmt uns das Stadtteil-Musical Planet Billstedt mit auf eine Reise in die Zukunft. Doch nicht in irgendeinem Theatersaal. Das Stadtteil-Musical macht Billstedt zur Bühne. Mit viel Kreativität, Musik und Tanz – spontan – direkt und voller Leidenschaft.

Planet Billstedt – A paradise for a better live – das Stadtmusical

An vier Open Air Locations wird das Musical am Wochenende des 14. und 15. August Station machen. Die Zuschauer sind eingeladen bei allen vieren dabei zu sein. Individuell geht das mit dem Fahrrad oder man besteigt einen roten Doppeldeckerbus und steuert mit ihm die Orte an.

Zukunft, was genau bedeutet das in Hamburg und in Billstedt am Beginn des 21. Jahrhundert? Billstedt ist eine bunte Mischung, mit vielen Menschen aus vielen Ländern und ganz unterschiedlichen Kulturen und Traditionen. Viele sind nicht freiwillig gekommen, die Umstände haben sie nach Hamburg gebracht. Die Sprache von Musik und Tanz wird instinktiv verstanden und verbindet die vielen verschiedenen migrantischen Kulturen, denn sie ist universell und überwindet fast jede Sprachbarriere.

Die Chefin des Kultur Palast in Hamburg Billstedt Dörte Inselmann
Dörte Inselmann, Intendantin und Vorstand Stiftung Kultur Palast © Norbert Schmidt

„Im Musical widmen wir uns den grundsätzlichen Zukunftsfragen zwischen Nachhaltigkeit und ‚Wie wollen wir leben?‘ Das haben wir musikalisch, tänzerisch und in allen eigenproduzierten Texten erarbeitet. Die Ergebnisse sind sehr spannend: Themen wie Klima, Diversität, Heimat, Mobilität und Bildung stehen im Mittelpunkt,“

erläutert Dörte Inselmann, Intendantin und Vorstand Stiftung Kultur Palast, den Entstehungsprozess.

Fragt man Menschen aus allen Kulturkreisen, wie sie sich das Paradies vorstellen, dann ist es fast immer ein herrlicher Garten. Ein unbeschwerter Ort, der sicher ist und Geborgenheit bietet. So kreist auch das Musical und die verbundenen Projekte um das Thema Garten und Grün. Mit Musik und Tanz lassen sich gerade Jugendliche leicht erreichen. Die beste Grundlage sie zu stärken, ihre Persönlichkeit zu entwickeln, ihnen Selbstvertrauen und Mut zu geben.

Dirk Schattner in schwarzer Lederjacke
Dirk Schattner, Regisseur und Autor © Norbert Schmidt

„Das spannende an unserem Weltraummusical ist, dass wir mit den Standorten gemeinsam das Stück entwickeln. Das begünstigt die besondere Form des Musicals mit Tanz, Musik, Songs, Schauspiel, aber auch die Thematik. Dieser Planet, unsere Welt, ist etwas sehr Wertvolles, etwas, das unersetzlich ist. Hinter allem steckt die Idee: Wie können wir unsere Schöpfung bewahren?“

Regisseur und Autor ist Dirk Schattner
Der Musical Plan Abb: Kultur Palast

Ein Weltraummusical an vier Stationen

Ein großes Stadtteilmusical im Freien an vier verschiedenen Standorten: Check-in und Start des Musicals ist am Kultur Palast, in dem auch das Finale, der vierte Teil des Stückes gespielt wird.

Station 1: Stiftung Kultur Palast – Check-in und Start

Im Kultur Palast startet und endet die Musical-Rundreise. Er steht sinnbildlich für die besondere Art der internationalen Stadtgesellschaft im Hamburger Osten, in dem Deutsch für viele eine Fremdsprache ist. Nicht jeder Mensch dazu gehört und die Industrie ist auch nicht gerade verantwortungsvoll mit der Umwelt umgegangen.

Stadtgarten in Horn
Die Horner Freiheit Foto Hoermann / Kultur Palast

Station 2: Das Stadtteilhaus „Horner Freiheit“

Das Stadtteilhaus „Horner Freiheit“ liegt direkt neben der Großbaustelle der U4. Was auch nicht jeder weiß: Hamburgs erster Autobahnanschluss (die Autobahn nach Lübeck) entstand hier in den späten 1930er Jahren. Hier behandelt das Musical eine öffentliche umweltschonende Mobilität und viele selbstgebauten Hochbeete, die Natur in die Stadt bringen. Ein tolles Thema für das Musical, für Songs und Tanz.

Station 3: Der Schulkinderclub Billbrookdeich

Billbrook, das ist ein riesiges Gewerbe-Areal. In Speditionen, Logistiklagern, Fabriken und Werkstätten geht es geschäftig zu und wird harte Arbeit geleistet. Dazu gibt es Wohnunterkünfte, in denen hauptsächlich Flüchtlinge und Migranten wohnen. Eine schöne Wohngegend sieht wahrlich anders aus.

Ein Kind wird aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen und muss sich in einem fremden fernen Land mit ungewohnten Klima völlig neu eingewöhnen. Auf der Hand liegen Fragen wie: Bin ich willkommen? Was ist Heimat? Kann eine Gesellschaft die geflüchteten Menschen integrieren?

Das Musical bietet als Lösung Respekt und Toleranz an. Und Heimat? „Heimat ist eine Heizdecke“, so der Titel eines Songs aus dem Musical. Wir sind gespannt, denn Heizdeckenverkäufer auf Kaffeefahrten haben ein sehr schlechtes Image. Der Song wird uns etwas ganz anderes sagen.

Kinder mit selbstgebauten Masken
Masken in der Stadtteilschule Öjendorf Foto: Böhmann

Station 4: Stadtteilschule Öjendorf (STSÖ)

Aus ganz vielen Ländern und auch von weit her, iIn der vollverbundenen Stadtteilschule Öjendorf (STSÖ) haben 80-90 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund. Das ist schon ein herausfordernder Mischung, aber auch der Humus für Neues.

Vor den Sommerferien begann die STSÖ mit den Musical-Vorbereitungen mit einer intensiven Projektwoche. Das Projekt Grünes Billstedt mit Hochbeeten und Gemeinschaftsgärten, gesunde und klimafreundliche Ernährung, das Bühnenbild und die Kostüme für das Musical „Planet Billstedt“ und der mit der Klimakrise sind der ernste Hintergrund der Show – all das wurde bearbeitet udn behandelt. Im Rahmen des Musicals wird die STSÖ zum Zentrum der Wissenschaft und Forschung. Denn diese Themen sind der Dreh- und Wendepunkt allen Fortschritts dieser Welt. Häufig ist die Wissenschaft die Lösung vieler Probleme. Doch reicht es aus, sich auf die Wissenschaft zu verlassen?

Hinter den Kulissen

Eigentlich ist der Corona-Lockdown die Mutter des Musicals. Denn das Stadtteilfestival BilleVue fiel 2020 aus und war auch in 2021 nicht denkbar. Immerhin kommt es auf rund 100.000 Besuchern. Alle Beteiligten beschlossen etwas Neues zu machen. So nahm die Idee Gestalt an und wird jetzt Realität.

Musical Planet Billstedt Tanzprobe
Tanzprobe – Planet Billstedt Foto: Heinz Wilkens

Für die Musikproduktion ist Marc Wichmann verantwortlich. André Schnabel und Nala Tessloff sorgten für den Text, Gesang und die Rap-Passagen. Ben Wichert koordinierte die Tanz-Szenen an allen Standorten. Unterstützt wird das große Ensemble von Kostüm- und Bühnenbildnern sowie Nachhaltigkeitsexperten. Die Inhalte wurden gemeinsam von Profis, Amateuren und vielen Kulturgruppen erarbeitet, verworfen und überarbeitet. bis es fertig war. Da gingen einige Nächte drauf und eine 40-Stundenwoche war es selbstverständlich nicht.

Planet Billstedt – Das Stadtteil-Musical

Wir empfehlen allen Gästen mit dem Fahrrad dabei zu sein oder den Doppeldeckerbus zu nutzen. Freuen wir uns auf tolle Songs und mitreißende Tanzszenen. Die Karten können unter www.kulturpalast.live oder Telefon 822 456 80 vorbestellt werdne. Die Tickets sind kostenfrei. Im Rahmen des Hamburger Kultursommers wird das Stück gefördert.

Um organisatorisch und pandemiegerecht die Teilnehmer zu erfassen, fällt bei der Buchung ein Pfand in Höhe von 10 Euro (beziehungsweise 5 Euro für Kinder/Jugendliche) an. Dieses wird beim Besuch des Musicals zurückerstattet oder darf gern auch gespendet werden. Für die Tour sollten Sie gut 2,5 vergnüglich-nachdenkliche Stunden einplanen.

Wann: Samstag und Sonntag am 14. und 15. August 2021
Wo: Start und Ziel ist der Kultur Palast