Eine ebenso tempo- wie wendungsreiche Krimi-Komödie im English Theatre of Hamburg – Prädikat: brillant*****!
Wie klappt ein perfekter Mord? Im neuen Stück im English Theatre of Hamburg (ETH) versuchen gleich zwei superschlaue Krimi-Autoren, diese Aufgabe nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch zu lösen – und das nicht etwa mit- , sondern obendrein auch noch gegeneinander!
Das Stück
Doch beginnen wir von vorn: Harold und Paul sind in dem Stück „Murder by Misadventure“ von Edward Taylor ein zwar erfolgreiches, preisgekröntes Krimi-Autorenteam, als Menschen aber vollkommen gegensätzliche Charaktere. Wahrend Paul als kreativer Kopf die Ideen liefert, hapert es bei ihm an der schriftlichen Umsetzung und Ausarbeitung – das nicht zuletzt wegen seines exzessiven Alkoholkonsums.
Dies sorgt bei Co-Autor Harold zunehmend für Unmut. Der ist eher bodenständig und übernimmt als „Arbeitsbiene“ nicht nur das Schreiben, sondern erledigt auch noch alles Geschäftliche wie Telefonate und Verhandlungen mit ihrem Agenten. Auch hat Harold im Gegensatz zu Paul sein Geld zusammengehalten und so angelegt, dass er sich eine elegante Wohnung in einem an der Küste gelegenen Apartment-Hochhaus leisten kann, wo das gesamte Stück auch spielt.
Das Unheil beginnt nun damit, dass sich Harold von seinem Partner trennen will. Der reagiert hysterisch und erpresst Harold schließlich mit seinem Wissen über einen Finanzbetrug, den dieser früher einmal verübt hat. Als Harold daraufhin beschließt, Paul zu ermorden, kommt die Handlung so richtig in Schwung. Während Harold einen „perfekten Mord ohne Mörder” plant, erweist sich das Vorhaben in der Praxis schwieriger als gedacht. Paul versucht im Gegenzug, Harold einen vorgeblichen Mord anzuhängen und greift dabei ebenso zu allerlei Mitteln und Tricks. Zwischen beiden steht Emma, die als Harolds treu ergebene Ehefrau am Ende auch noch eine Überraschung parat hat… Gleiches gilt für den hartnäckig bohrenden Inspektor Egan, der Harold einen Mord ohne Leiche nachweisen will und ihn dabei gehörig in die Mangel nimmt und in die Enge treibt.
Nichts ist so, wie es scheint, und das Stück bietet zum Ende hin eine überraschende Wendung nach der anderen. Kaum glaubt der Zuschauer, nun endlich durchzublicken, dreht sich die Handlung erneut. Dabei bleibt alles stets glaubwürdig und nachvollziehbar. Details, die zuvor zwar merkwürdig, aber nebensächlich erschienen, bekommen rückwirkend eine logische Erklärung. Und so ist auch der Schluss von „Murder by Misadventure” ein überraschender, bei dem der Zuschauer erst in letzter Minute begreift, dass sich die beiden schlauen Krimi-Autoren am Ende gegenseitig ausgetrickst haben… Denn wie das Leben so spielt, klappt anstelle des perfekten Mordes am Ende auf der Bühne doch nur noch eines, und das ist die Balkontür!
Begeisterten und hochverdienten Applaus gab‘s nach der Premiere sowohl für die temporeiche Inszenierung von Regisseur Clifford Dean, als auch für die exzellenten, mit sichtlicher Spielfreude agierenden Schauspieler: allen voran die beiden Hauptdarsteller Jonny Magnanti als Harold und Richard Ings als Paul. Während Ings zum esten Mal auf der Bühne des ETH gastiert, hat Magnanti quasi als Dauergast nach unterschiedlichen Rollen in nicht weniger als sieben Stücken unter den regelmäßigen Besuchern des ETH schon so etwas wie einen Fan-Club… Aber auch die beiden Nebenrollen – Ehefrau Emma und Inspektor Egan – sind in ihrer jeweiligen Doppelbödigkeit mit Joanne Hildon und Ciaran Lonsdale überzeugend besetzt. Prädikat: brillant*****! „Murder by Misadventure“ steht im ETH auf dem Spielplan noch bis zum 9. November 2024. Karten ab 27 Euro sind erhältlich unter der Ticket-Hotline 040- 227 70 89 oder im Internet unter www.eth-hamburg.de