NDR Kultur Neo Klubkonzert im Mojo Club:

Michael WollnyMichael Wollny präsentierte auf dem NDR Kultur Neo Klubkonzert im Mojo Club das musikalische Werk des russischen Komponisten Alexander Skrijabin. Foto: Norbert Krampf

Michael Wollny und Jan Peter Schwalm experimentieren mit Skrijabin – Electro meets Klassik – wenigstens ein bisschen – im Mojo Club

 von Cetin Yaman
Mit dem wilden Mischen von Genres ist es oft wie mit dem geflügelten Wort von Friedrich Nietzsche des „hölzernen Eisens“: etwas ganz und gar Unmögliches. Nun, ganz so unmöglich erschien das Vorhaben von Michael Wollny und Jan Peter Schwalm zwar nicht, fiel aber eindeutig unter die Kategorie sehr ambitioniert. Der gefeierte Jazz-Musiker aus Bayern und der Club-DJ, Remixer und Produzent aus Frankfurt hatten sich vorgenommen, den russischen Komponisten Alexander Skrijabin – jeder für sich – zu interpretieren.

Auf dem NDR Kultur Neo Klubkonzert im Mojo Club an der Reeperbahn machte sich zunächst der Pianist an den Tasten ran und benutzte dabei die Vorlage häufig nur als Basis für seine eigenen Improvisationen. Das gelang ziemlich gut, die Tatsache, dass Skrijabin ohnehin teils außergewöhnliche Anteile in seiner Musik besitzt, machte die Sache einfacher für Wollny. Eine knappe Stunde lang bewies er erneut sein großes Talent, auch mit Klassik kann der 37-Jährige offensichtlich viel anfangen.

So weit, so gut, schwieriger wurde es im zweiten Teil – nach einer viel zu langen Pause, die doppelt so lange betrug wie angekündigt -, in dem Schwalm die bereits interpretierte Version der Musik von Skrijabin selbst noch einmal zu interpretieren hatte. Dieser hatte das zuvor gehörte Konzert von Michael Wollny aufgezeichnet, daraus einige Passagen ausgewählt und bearbeitet. Was in den ersten fünf Minuten viel versprach, in der mit vereinzelten Piano-Klängen und elektronischen Sounds eine sich langsam steigernde Spannung aufgebaut wurde, konnte die restliche Zeit leider nicht mehr überzeugen. Es sind einfach zwei komplett verschiedene Richtungen, die sich nicht zusammenbringen lassen. Skrijabin ist Skrijabin und Electro ist Electro, man tut beiden Stilen keinen Gefallen wenn man sie wild zu mischen versucht. Netter Versuch, aber, – um nicht erneut das anfangs eingebrachte Bild von Nietzsche einbringen zu müssen – Klassik meets Electro ist wie vegetarisches Sandwich mit Schinken: etwas Unmögliches.

Dennoch insgesamt ein interessantes Experiment und ein überwiegend gelungener Abend, allerdings hätte man sich bei dieser Art der Musik durchaus eine Bestuhlung überlegen können. Bewegung war hier für das Publikum nicht unbedingt vonnöten, eher kontemplatives Sinnieren über die Klangwerke des musikalischen Mystikers Skrijabin. Und das hätten viele Besucher gerne im Sitzen getan.