Und die Tuba bläst… Nein, nicht der Huber (aber fast)

Carstn Brosda mit TubaAuch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (re.) ist ein Tuba-Fan. Philipp Westermann, Mitgründer der Brass-Band Meute, ist Schirmherr des Instruments des Jahres. Foto: Cetin Yaman

Instrument des Jahres 2024 bald live in Action auf der Bühne im Stadtpark

Noch vor nicht allzu lange Zeit fristete das Bass-Blasinstrument Tuba ein ziemlich unhippes Dasein. Entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts für Militärkapellen, konnten sich noch weit bis vor 20 Jahren hierzulande fast ausschließlich bayerische Folklore-Ensembles dafür begeistern. Der erzeugte Ton war einfach viel zu tief und knarzig, als dass man es in die Pop-Musik gewohnten Ohren des Mainstreams hätte hinein verpflanzen können. Doch dann entdeckten pfiffige Underground-Musiker aus dem Techno- und Jazz-Bereich – immer auf der Suche nach frischen, unbefleckten Sounds für ihre Werke – das Instrument mit einem Tonumfang von mehr als vier Oktaven für ihre Zwecke und fertig war das Revival. In den Anfangstagen des Jazz Anfang des 20. Jahrhunderts war die Tuba fast immer mit dabei gewesen, doch wurde sie auch da mit der Zeit immer mehr ignoriert (und vom Kontrabass ersetzt). Aufsehen erregte dann in den 2010er Jahren die britische Fusion-Formation Sons of Kemet mit ihrer Involvierung der Tuba in ihre Band. Eines der letzten spektakulären Konzerte, die sie gaben, fand übrigens in der Hamburger Elbphilharmonie statt (siehe auch Nachbericht darüber hier auf ganz-hamburg.de, Dezember 2022). Viele weitere Gruppierungen aus der gesamten Popkultur folgten dem Trend, die Tuba als ein Sound-Variation mit einzufügen.

Instrument des Jahres 2024 ist… die Tuba!

Nun ist die Tuba inzwischen schon so angesagt, dass der Landesmusikrat Hamburg sie zum Instrument des Jahres 2024 kürte. Schirmherr der Aktion ist der mittlerweile weltweit bekannte Tubist Philipp Westermann.

„Die Tuba hat seit ihrer Erfindung 1835 in Berlin einen unvergleichlichen Siegeszug durch die Musikgeschichte hingelegt – vom einfachen Begleitinstrument in den damaligen Militärkapellen über das wichtige Fundament des Symphonieorchesters, bis hin zum virtuosen Soloinstrument“,

erzählt er.

Egal, ob Klassik, Jazz, Volksmusik, Hiphop, sogar Techno: die Tuba sei aus keinem musikalischen Genre mehr wegzudenken. „Eine Vielzahl von fantastischen Tubisten beleben mit ihrer künstlerischen Brillanz die globale Musiklandschaft. Deswegen freue ich mich sehr, dass die deutschen Landesmusikräte dies durch die Wahl der Tuba zum Instrument des Jahres 2024 honorieren. Da ich auch persönlich der Tuba sehr viel zu verdanken habe, fühle ich mich sehr geehrt, die Schirmherrschaft 2024 zu übernehmen – vielleicht ein kleiner Beitrag, dass die resonante Stimme der Tuba auch weiterhin weltweit Menschen berührt und verbindet“, so der Schirmherr Westermann.

Ein ausgesprochener Tuba-Experte: der Schirmherr Philipp Westermann

Westermann weiß, wovon er spricht, denn seine musikalische Laufbahn wurde durch die Tuba geprägt. Aufgewachsen im niedersächsischen Vechta, erhielt er während seiner Schulzeit Tuba-Unterricht bei Elmar Flore und war unter anderem Mitglied im Niedersächsischen Jugendsinfonieorchester. Nach dem Abitur begann er ein Tuba-Sttudium an der Musikhochschule Hannover bei Prof. Klemens Pröpper. Nach einem Auslandsjahr an der Musikhögskolan Stockholm bei Michael Lind, wechselte er zur Musikhochschule Weimar, wo er sein Studium bei Prof. Walter Hilgers mit einem künstlerischen Diplom abschloss. Während dieser Zeit war er Substitut der Staatskapelle Weimar und Mitglied der „Jungen Deutschen Blechbläsersolisten“. Orchesteraushilfen führten ihn außerdem unter anderem zur Radiophilharmonie des NDR und zum Symphonieorchester des BR in München.

Nach einer zweijährigen Station beim Göttinger Symphonieorchester wechselte er zum Orchester der Bundespolizei in Hannover und war freischaffend in der Hamburger Musikszene, vor allem als Sousaphonspieler, aktiv. Im Jahr 2020 war er auf Einladung des Deutschen Tubaforums Dozent beim ersten Grooveworkshop für Sousaphon. 2022 veröffentlichte Philipp Westermann die Komposition „The Dive“ seines Soloprojektes für Tuba und Electronics. Philipp Westermann ist Gründungsmitglied der Hamburger Brassband MEUTE.

Seit 2015 fasziniert die Marchingband weltweit auf ausverkauften Tourneen zahlreiche Fans mit ihren hypnotischen Technobeats. Nach mittlerweile vier LP Veröffentlichungen, unzähligen Konzerten, u.a. im Konzerthaus Wien, Zenith Paris, Concertgebouw Amsterdam und bislang vier USA-Tourneen, Afrika- und Australien-Tournee, ist Philipp Westermann auch als Arrangeur und Komponist für MEUTE tätig. 2023 ist Philipp Westermann als Sousaphonspieler in der aktuellen Staffel von „Babylon Berlin“ zu sehen.

Ende Juni im Stadtpark: Tuba meets Techno

Wer zu dem oben Beschriebenen nun auch den akustischen Beweis geliefert haben will, hat am 22. Juni die nächste heiße Gelegenheit dafür. Da spielt beim Stadtpark Open Air in Hamburg live die bayrische Blas-Rock-Formation LaBrassBanda aus Übersee am Chiemsee. Der Auftritt im Rahmen ihrer Brass Fire Tour 2024 wird sicher auch die Hansestädter begeistern, nicht zuletzt wegen ihrer ausufernden – und überall gefeierten – Performance werden LaBrassBanda sicher auch die Hansestädter begeistern.

Zwei weitere Möglichkeiten, Tuba-Töne live zu hören, gibt es in Hamburg noch unter anderem auf diesen zwei Terminen in diesem Jahr:

7. Juli 2024

14:00 Uhr: Konzert des Fachbereichs Blas-Holz Instrumente der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg. 17:00 Uhr: Konzert von Pustefix und Blasorchester Hamburg (BOH).

12. Dezember 2024

16:00 Uhr: Think Big!
17:15 Uhr: Blasorchester Hamburg (BOH).

von Cetin Yaman