Mikhail Pletnev glänzt auf Shigeru Kawai

In der Laeiszhalle Hamburg: Mikhail Pletnev am Shigeru Kawai FlügelEr ist einer der wenigen noch verbliebenen Universalmusiker: Mikhail Pletnev, der auch selber dirigiert. In der Laeiszhalle zeigte er sein ganzes Können am Flügel. Foto: Bernard Rosenberg (hfr)

Auftritt auf Martha Argerich Festival in der Laeiszhalle begeisterte die Zuhörer.

Schon nach wenigen Minuten ist den Besuchern im Großen Saal der Laeiszhalle eines klar: das wird ein famoser Musikabend werden, wahrscheinlich sogar einer der besten des ganzen Jahres. Als Garant dafür sitzt ein Mann am Piano, der schon längst über den Superstar-Status in der Klassik-Welt hinaus ist und nun in seiner eigenen Liga spielt: Mikhail Pletnev. Der 66-Jährige hat in seiner bisherigen Karriere sowohl auf seinen Konzerten als auch auf seinen über 100 CD-Aufnahmen bewiesen, dass er zu den ganz großen Musikern des letzten halben Jahrhunderts gehört. Für den Konzertabend in Hamburg – im Rahmen des Martha Argerich Festivals – hat er sein Programm mit Kompositionen von Johannes Brahms und Antonín Dvořák mitgebracht, eine sehr feinfühlige und durchdachte Auswahl, die für seine Art des Vortrags hervorragend geeignet ist.

Das Programm des Konzertabends

Der Einstieg mit der Rhapsodie in h-Moll op. 79/1 von Brahms macht dies bereits sehr deutlich. Leidenschaft regiert in dieser Komposition, allerdings durchaus in diversen Schattierungen, die faszinierend gegenübergestellt werden. Stürmisch und etwas wild trifft hier auf lieblich und leicht schwermütig, aber mit reichlich Romantik aufgeladen. Pletnev ist der Pianist dafür, der diese Stimmungsschwankungen fließend und überzeugend darbieten kann. Jederzeit hat der Hörer das Gefühl, dass die gerade gespielte Passage harmonisch zu dem Ende der Komposition zusammengeführt werden wird – und das ist nicht nur klanglich gemeint, sondern auch inhaltlich. Der Russe ist meisterhaft darin, alles wie aus einem Guss zu präsentieren. Und dabei benötigt er nicht sehr viel Druck, seine Spielweise ist eher eine sanfte, entbehrt aber dadurch keineswegs der verlangten gelegentlichen Dramatik. Er braucht keine übermäßige Lautstärke um gewaltige Emotionen zu erzeugen. Weich und elegant ist sein Spiel und weich und elegant huschen auch seine Finger über die Tasten, eine Lehrstunde in Sachen meisterhafter Klangproduktion.

Mikhail Pletnev mit Martha Argerich
Mikhail Pletnev mit der Festival-Leiterin Martha Argerich. Die Argentiniern ist selbst ein Piano-Star und trat auch im Rahmen ihres eigenen Festivals in der Laeiszhalle auf. Foto: Bernard Rosenberg (hfr)

„Ostwärts“ ist das Motto des Abends, darum lautet der nächste Name auf der Liste  Antonín Dvořák, ebenfalls ein Meister der tiefen Gefühle. Hier treffen ein großer Komponist und ein großer Interpret aufeinander. Den Anfang machen das Menuett in As-Dur op. 28/1 und die sechs Stücke für Klavier op. 52 und dann geht es weiter im munteren Wechsel mit Werken von Johannes Brahms. Es folgen unter anderem die Acht Humoresken op. 101, die Eklogen in G-Dur und E-Dur sowie die Poetischen Stimmungsbilder.

Die Besucher in der Laeiszhalle sind bei diesem ganzen genialen Vortrag einheitlich in Andacht versunken vor so viel Können. Der russische Star-Musiker Mikhail Pletnev ist ein Pianist der sogenannten höchst kultivierten russischen Schule, der bereits mit 21 Jahren 1978 Gewinner des Tschaikowsky-Wettbewerbs gewesen ist. Seine feine Anschlagkultur sucht seinesgleichen, wenn überhaupt dann könnte man den ebenfalls aus Russland stammenden Kollegen Grigori Sokolov aufführen.

Pletnev spielt hoch konzentriert, bei ihm sieht das aber irgendwie gleichzeitig sehr lässig aus.  Nun, gekonnt ist eben gekonnt. Mit seiner perfekten Technik vergisst er aber nicht die emotionale Tiefe. Deutlich wird das in seiner Zugabe, der Nocturne No. 9 von Chopin. Mit viel spielerischem Klangreichtum ausgestattet, lässt er auch das leiseste Pianissimo im Saal zu höchster Geltung kommen. Die zweite Zugabe, eine Etüde von Moszkowski, steht in dem nichts nach. Es ist diese Mischung aus hoher Disziplin und kontrollierter Leidenschaft, die Mikhail Pletnev so einzigartig macht und die das Hamburger Publikum an dem Abend zu schätzen und zu feiern weiß. Ein überwältigender Applaus begleitet den Flügelkünstler von der Bühne.

Mikhail Pletnev mit Klavierstimmer Arimune Yamamoto
Klavierstimmer Arimune Yamamoto von Kawai sorgte für den exzellenten des Shigeru Kawai SK-EX Flügels. Meister Pletnev war überaus zufrieden mit dessen Arbeit. Foto: Bernard Rosenberg (hfr)

Mikhail Pletnev spielt auf seinem Lieblingsflügel

Hinzugefügt werden muss, dass der Meister an dem Abend eine meisterhafte Unterstützung hatte: seinen Lieblingsflügel der Marke Shigeru Kawai. Der SK-EX ist die Luxusklasse des japanischen Instrumentenherstellers und Mikhail Pletnev nimmt seinen eigenen auf seine Konzerte mit. Für den superb eingestellten Klang sorgte wie immer bei Pletnev der Klavierstimmer von Kawai, Arimune Yamamoto.

„Dieser Flügel Piano weiß genau, was ich will“, lobte der russische Klassik-Star hinterher auf der VIP-Party sein Arbeitsgerät.

Das hört man auch, die faszinierenden Klangfarben des japanischen Exklusiv-Pianos sind auf dem höchsten Level, es begeistert in allen Lagen – von den hohen bis zu den ganz tiefen Tönen ist es als Musikinstrument ebenfalls ein Meisterwerk an sich. Und wenn ein Meister wie Mikhail Pletnev darauf spielt, dann kommt so ein genialer Abend wie in der Laeiszhalle dabei heraus.

Anne-Sophie Desrez mit Mikhail Pletnev
Anne-Sophie Desrez, Botschafterin für Hochschulen & Artist Relations bei Kawai Europa, ist zuständig für die Konzerte von Mikhail Pletnev in Europa. Hier ist sie mit dem Star-Pianisten zu sehen. Foto: Privat

Anne-Sophie Desrez, Botschafterin für Hochschulen & Artist Relations bei Kawai Europa, koordiniert und organisiert die Konzerttourneen von Pletnev. Sie zeigte sich ebenso hoch erfreut über den Abend:

„Den Maestro habe ich nun inzwischen schon im Rahmen meiner Tätigkeit häufig live erleben dürfen und es ist jedes Mal ein absoluter Genuss ihn spielen zu hören. Vor allem natürlich der Aspekt, dass er der Welt zeigt, was für ein feiner Flügel der Shigeru Kawai SK-EX ist. Ein besseres Aushängeschild als Mikhail Pletnev können wir uns für Kawai gar nicht vorstellen“.

von Cetin Yaman