Charlie Watts wird sich im Himmel bedankt haben

Zwei Gitarristen spielen Schulter an SchulterRücken an Rücken rockten sich Gitarrist Thomas Khodl Bassist Holger Hogelücht durch die Power-Ballade „Wild Horses“. Foto: Cyrh Rhida

Das Tribute-Konzert von Mick and Stones verzückt Hamburger Stones-Fans.

„You can’t always get what you want“: so heißt einer der größten Hits der britischen Mega-Rockgruppe Rolling Stones und genau dieser bildet den Anfangs- und Schlusspunkt des Charlie Watts-Tribute-Konzert der Coverband Mick and Stones in der Hamburger Laeiszhalle. Für einen Abend muss diese gesungene Weisheit von Mick Jagger & Co. aber eine Ausnahme machen, denn die Fans bekommen tatsächlich alles zu hören, was sie hören wollen.

Zu Ehren des im August 2021 verstorbenen Schlagzeugers der Stones erklingt in 100%iger Perfektion vom Evergreen „Brown Sugar“, der Ballade „Angie“ über den Sixties-Knaller „Sympathy for the Devil“ und dem Disco-Hit „Miss You“ bis zu ihrem absoluten All-Time Klassiker „(I can’t get no) Satisfaction“ alles, was sich ein Rock-Liebhaber nur wünschen kann. Zu Letzterem, der als Zugabe in der XXL-Version präsentiert wird, marschiert Frontmann Michael Stachow mitten ins Publikum des Saals und darf selber dort die zahlreichen ausgepackten Luftgitarren der Besucher bewundern und dazu immer wieder „I can’t get no!…“ anstimmen.

Mick and Stones Band auf der Bühne
Zu Recht viel Applaus von einem begeisterten Publikum gab es nach über drei Stunden Live-Musik für Mick and Stones. Foto: Cyrh Rhida

Hamburg würdigt Charlie Watts – zuerst andächtig, dann mit einer Rock-Party

Der Beginn des fast drei Stunden dauernden Feuerwerks an mitreißender Sound-Power, toller Bühnenshow und begeisternden musikalischen Leistungen der Protagonisten auf der Bühne ist dem Anlass gemäß verhalten, aber von einer majestätischen Aura geprägt. Den Song „You can’t always get what you want“ haben Sänger Mick – alias Dr. med. Michael Stachow – klugerweise in einen 30 Frauen und Männer starken Chor verpackt. Genauer gesagt sind es zwei Chöre, die ihre Stimmen bündeln: die Singing Sues und der ChorCovado.

Dies wird zum einen dem traurigen Grund der Veranstaltung gerecht, zum anderen versetzen die bittersüße Melodie und der melancholische Text das Publikum schon mal in die richtige Stimmung: es ist Zeit für die unvergessliche Musik der besten Rockband aller Zeiten – und zwar einen ganzen Abend lang. Einen Song nach dem anderen und jeder davon ein Hit, den fast jeder im ausverkauften Saal wörtlich mitsingen kann.

Welche andere Band – außer den Beatles – kann das noch von sich behaupten? Der singende Chirurg am Mikrofon und seine Mitstreiter sind sich dieser Verantwortung bewusst und präsentieren eine entsprechend detailliert einstudierte, faszinierende Vorstellung voller Leidenschaft. Alle acht Aktiven auf der Bühne – gelegentlich kommen noch Gastmusiker wie ein Streichquartett und ein Flügelhornspieler dazu – sind in bester Musizierlaune und feiern mit den Zuschauern eine riesige Stones-Party. Das ist kein Widerspruch zu der traurigen Nachricht vom Ableben des Schlagzeugers der Original-Formation. Nein, nur so kann man Charlie Watts ehrenvoll würdigen, mit einem grandiosen Konzert. 

Original und Kopie kaum zu unterscheiden – Karl Watt macht den Charlie Watts

Neben dem charismatischen Sänger Mick steht an dem Abend aber noch ein weiteres Mitglied im Mittelpunkt: der Mann am Schlagzeug mit dem witzigen Künstlernamen Karl Watt. Ähnlich wie sein Vorbild – Karl bestreitet die Aufführung in einem Charlie Watts-T-Shirt – spielt er eher unaufgeregt, aber präzise und groovy sein Rhythmusinstrument.

Watts war eigentlich ein Jazz-Schlagzeuger und darum wenig mit anderen legendären Drummern wie John Bonham von Led Zeppelin zu vergleichen. Es war einfach nicht sein Ding, auf Konzerten stundenlang Soli zu trommeln. So hält es auch Karl Watt von Mick and Stones. Es gibt zwar ein Solo von ihm in den drei Stunden, aber eher dezenter Natur; er bleibt gern der verlässliche Gentleman-Schlagzeuger im Hintergrund. Auch bei der Foto-Session danach ist er überrascht, dass man auch Solo-Fotos von ihm haben will.

Geniale Truppe um Mick Stachow

Unerwähnt sollen aber auch nicht die weiteren erstklassigen Musiker bleiben: Rock’n Roll-Urgestein Thomas Khodl an der Gitarre merkte man, dass er die Riffs von Keith Richards liebt; Siegrun Hogelücht an den Backing Vocals zeigte ihr Können auf imponierende Weise; Markus Glossner ist ein langjähriger Profimusiker (den man zum Beispiel auch in „Schmidts Mitternachtshow“ in Hamburg hören kann); Herbert Schwartz am Saxophon gab mit seinen Soli einigen Songs nochmal die Prise Extra-Power und Bassist Holger Hogelücht sorgte ebenso gekonnt für die nötige Erdung. Und natürlich die beiden stimmgewaltigen Chöre Singing Sues und der ChorCovado.

Allgemeine Begeisterung in der Laeiszhalle

Von manchen vorher als wenig geeignet für ein richtig abgehendes Rock-Konzert betrachtet, erwies sich die Laeiszhalle an dem Abend als absolut richtige Wahl für ein Tribute-Konzert. Die historisch-feierliche Aura ließ die Zuschauer nie vergessen, dass die Veranstaltung dafür gegeben wurde, dass ein ganz Großer der Musikwelt abgetreten ist.

Doch Mick – bewundernswert wie er mit 65 Jahren immer noch auf der Bühne herumturnt wie ein Teenager! – und seine Kompagnons sorgten dafür, dass es keine Trauerfeier wurde. Die Meinung bei den Zuschauern war einhellig, so sagte Promi-Gastronom Mike Washington: „Wahnsinn! Das hat mich wirklich von den Socken gehauen, Mick und seine Jungs haben’s drauf. Ich sage nur: I can’t get no satisfaction!“. Model Jennyfer Celina-White war ebenfalls entzückt: „War der Hammer! Der Chirurg hat es voll drauf!“. Auch Social Media-Star Lars Vegas war ganz angetan: „Super Musik, super Show!.

Fazit: It’s only Rock’n’Roll, but Hamburg likes it!

von Cyrh Rhida