Flügel Shigeru Kawai SK-7 weiterer Star des Abends in Altona
Musik ist bekanntlich bei allen Menschen auf dieser Welt eine beliebte Möglichkeit, sich das Dasein zu versüßen. Doch sie ist auch eine Frage der Stimmung, nicht alles passt zu jedem Zeitpunkt. So lautet derzeit die Herausforderung bei sehr vielen kulturellen Veranstaltungen: eignet sich das Thema zu der speziellen Zeit, die wir immer noch durchmachen müssen? An einem Abend im Spätherbst präsentierte der Pianist Andrea Merlo in der Alfred Schnittke Akademie International in Hamburg-Altona seine Antwort darauf: Chopin, und nur Chopin muss es sein. Auf den ersten Blick schien das der richtige Weg zu sein, denn auch der polnisch-französische Komponist war durchdrungen von einer tiefen Sehnsucht. Bei uns ist es das Verlangen nach einem normalen Leben wie in der Prä-Pandemie-Zeit und bei Frédéric Chopin war es das, fast sein ganzes Leben lang andauernde, Heimweh zu seinem Geburtsland Polen.
Jede Zeit hat ihre passende Musik – Chopin ist der Komponist für Jetzt
So viel sei jetzt schon gesagt: die Rechnung ging auf, die Gemütslage der Chopin’schen Musik ist ein ziemlich genaues Abbild der Jetztzeit, der Jahre 2020/2021. In dem trotz zahlreicher Einschränkungen – unter anderem 2G-Regelung – gut gefüllten Saal erschien der italienische Klavier-Maestro mit langen Haaren und Bart im Jesus-Look – das war schon eine kleine optische Andeutung auf die salbungsvolle Wirkung des nachfolgenden Konzerts. Der Einstieg mit der Etüde op. 10 Nr. 1 war gut gewählt, ein erhabener Opener mit viel Luft und majestätischer Aura. Das darauf folgende Prélude op. 28 zeigte aber auch gleich, wohin die Reise mit Chopin ebenfalls gehen kann: hin und wieder ins Traurige wandernde Anklänge. Am dritten präsentierten Werk der Aufführung bekamen die Besucher dann den Komponisten Chopin serviert, der ihn so einzigartig macht: konträre Gefühle wie in den ersten beiden Stücken werden in eine einzige Tondichtung verpackt. Wenn der Begriff ‚zartbitter‘ auf eine Musik zutrifft, dann auf die von Chopin. Heiter-schwingende Phasen wechseln sich mit melancholischen ab, um danach verstärkt erneut Schwung aufzunehmen und wieder dem Nachdenklichen Platz zu machen. Hier wird das Zitat von Sigmund Freud, dass es sich bei der Melancholie um präventive Trauer handelt, in eindrucksvolle Töne umgewandelt.
Talent und Konzentration: Merlo weiß, wie er Musikfreunde beglücken kann
Das alles ist nicht nur eine kompositorische Genieleistung, sondern erfordert auch von den aufführenden Künstlern enorme Fähigkeiten. Mit Andrea Merlo agiert in der Alfred Schnittke Akademie ein Musiker, der nicht nur enormes Talent besitzt, sondern dem man auch anmerkt, dass er in den vergangenen 20 Monaten sich gut in Übung gehalten hat und nicht in gelähmte Passivität verfallen ist wie manch anderer.
Konzentriert und mit ruhigen Körperbewegungen, die aber auch durchaus punktuell impulsiv ausfallen können, fühlt er sich in die Welt von Chopin ein. Sein zarter Anschlag kann ebenso mal zu einem kräftigen werden – ohne dass der Klang dabei hart wird. Die feinfühligen und anspruchsvollen, mit Einflüssen aus polnischer Volksmusik, italienischem Belcanto sowie Mozart durchtränkten Musikstücke erfordern höchste Klavierspielkunst.
Merlo ist dieser Aufgabe gewachsen, und selbst als er in den beiden Walzern nach der Pause etwas mehr Tempo als vorgesehen hineinbrachte, verloren diese bei seinem Vortrag nichts an ihrer Schönheit, sondern ließen lediglich eine andere Facette davon erkennen. Die Barcarole in F-Dur als Zugabe war eine gute Wahl, beschloss den Abend wie das ganze Konzert: ein gut tuendes, beruhigendes musikalisches Medikament.
Das Publikum zeigte sich mit einem lang anhaltenden Applaus dankbar für die famose Leistung des in Hamburg lebenden Italieners. Seine Ausbildung erhielt Andrea Merlo übrigens in Parma, Vancouver, Moskau und Hamburg. Er ist in zahlreichen internationalen Wettbewerben mit Preisen ausgezeichnet worden und tritt regelmäßig in großen Konzerthallen auf der ganzen Welt auf. Eine umfassende Erfahrung in bereits jungen Jahren, die man ihm jedes Mal anhört wenn er in die Tasten greift.
Organisatoren und Besucher euphorisch
Das Konzert wurde von der Alten Druckerei Ottensen in den Räumen der Alfred Schnittke Akademie organisiert. Veranstalter Professor Herbert Bruhn war mit der Aufführung hoch zufrieden: „Ich schätze Andrea Merlo als Chopin-Fachmann sehr. Seine Chopin-Interpretationen müssen unbedingt weltweit beachtet werden. Und genau dies werde ich als Veranstalter von Klassik-Konzerten versuchen: ihn dahingehend mit all meinen Kräften im nächsten Jahr zu unterstützen“. Auch der Künstler selbst blickte beglückt auf den Abend zurück:
„Während des Konzerts fühlte ich mich sehr frei und präsent. Ich habe das Spiel wirklich genossen. Jetzt werde ich es mir das Konzert noch einmal auf dem Video-Mitschnitt anhören und bin sehr gespannt,“
so der Pianist.
Die Besucher konnten sich – wie deutlich an den Ovationen am Ende zu sehen – dieser Meinung einhellig anschließen. So meinte die Künstlerin Summer Maria Sormani, dass sie sich an jedem Konzert von Andrea Merlo erfreuen würde. Und weiter:
„Chopins Musik ist für mich eine Musik voller Liebe und Freude. Sie ist in einem gewissen Sinne einfach, aber zugleich tiefgründig. Das bringt Merlo fantastisch rüber.“
Weiterer Faktor der überragenden Aufführung: der Shigeru Kawai Flügel SK-7
Es waren allerdings nicht nur das Talent des Pianisten Andrea Merlo und die musikhistorisch wegweisenden Vorlagen des Komponisten Frédéric Chopin, die den Abend so wohltuend gestalteten. Auch das Instrument des Abends, ein Shigeru Kawai Flügel SK-7, spielte eine wesentliche Rolle dabei. Anne-Sophie Desrez, Botschafterin für Hochschulen & Artist Relations bei Kawai Europa, hatte den exklusiven Flügel zur Verfügung gestellt.
„Für uns war es die erste Aufführung in der Alfred Schnittke Akademie und ich kann nur sagen, dass wir sehr glücklich sind, mit Andrea Merlo einen Shigeru Kawai Ambassador mit Herz zu besitzen. Er steht mit seiner inneren Überzeugung und musikalischen Meisterschaft für eine Marke ein, die für ein neues Klangideal steht, das dem Pianisten ein Höchstmaß an Flexibilität ermöglicht. Es freut mich immer, Konzerte oder Projekte mit ihm als Konzertpianist zu organisieren. Er besitzt sogar selber persönlich einen Shigeru Kawai Flügel in Italien“.
Der Mann am Piano konnte diesen Worten nur beipflichten:
„Der Shigeru Kawai Flügel SK-7 ist einfach ein fantastisches Instrument und für Werke eines Komponisten wie Chopin eine wunderbare Alternative zu der Marke Steinway, die bisher die Chopin-Interpretationen so stark geprägt hat. Es ist an der Zeit, unsere Ohren zu reinigen und uns für Neues zu öffnen.“
Musik- und Klangexperte Professor Herbert Bruhn erläutert aus den gleichen Gründen warum sie sich in der Alten Druckerei auch für einen Shigeru Kawai Flügel entschlossen haben:
„Das sind wirklich ganz besondere Instrumente. Diese neue Shigeru Kawai Fabrik wurde erst vor rund 15 Jahren gegründet und unterscheidet sich von fast allen anderen Herstellern, jedes Teil wird in Handarbeit gefertigt. Der Klang des Shigeru Kawai Flügels ist von den ganz tiefen bis zu den ganz hohen Tönen sehr ausgeglichen. Insbesondere die Mittellage ist aber erwähnenswert; es macht besonders Spaß, die Oberstimme von Akkorden wie einen Gesang hervortreten zu lassen.“
Ausblick für 2022
Wer sich selbst davon überzeugen möchte, ob diese Komplimente an das Instrument auch der Wirklichkeit entsprechen: „Das nächste herausragende Konzert wird am bei uns in der Alten Druckerei Ottensen bereits am 2. Januar 2022 stattfinden. Da tritt der Hamburger Pianist Markus Altenkamp auf“, kündigt Professor Bruhn an. Anne-Sophie Desrez von Kawai Europa sieht der weiteren Kooperation freudig entgegen:
Die Alte Druckerei Ottensen hat seit Ende Oktober vier Konzerte mit der Unterstützung von Shigeru Kawai Europa veranstaltet. Diese erfolgreiche Kooperation wollen wir in 2022 fortführen. Und diese gemeinsam organisierten Abende können auch wieder durchaus in der Alfred Schnittke Akademie stattfinden, wie Bruhn erläutert:
„Hier waren wir schon mehrfach. Und es wird auch damit zunächst so weitergehen, da wir in diesem Konzertsaal in dieser pandemie-beeinträchtigten Zeit wieder Musik für mehr Menschen zugänglich machen können als bei uns in der Alten Druckerei.“
von Cyrh Rhida