5. Chopin Festival Hamburg 2023

Gruppenfoto: 5. Chopin Festival Hamburg 2023Blumen für den Festival-Intendanten: Hubert Rutkowski gab gemeinsam mit dem Elphier-Quartett das Abschlusskonzert in der Elbphilharmonie. Anne-Sophie Desrez von Shigeru Kawai, gratulierte ihm zu seiner gelungenen Aufführung. Foto: Cetin Yaman

Shigeru Kawai trumpft auf

Eines der bekanntesten norddeutschen Klavierfestivals präsentierte schon zum fünften Mal Konzerte und Meisterkurse – sowie das Finale in der Elbphilharmonie (Kleiner Saal). Als einziges Festival in Deutschland legt das Chopin Festival Hamburg seinen künstlerischen Fokus auf die Gegenüberstellung der Klangwelten moderner und historischer Tasteninstrumente und ermöglicht damit außergewöhnliche Konzert- und Hörerlebnisse.

Das Besondere in diesem Jahr: auf jedem Konzert des Festivals war Musik von Brahms zu hören. Das war kein Zufall, denn in diesem Jahr wird der 190. Geburtstag des Hamburger Komponisten gefeiert.

Das Festival

Eröffnet wurde das Festival mit einem Klavierabend des Präsidenten der Brahms Gesellschaft Hamburg, Matthias Kirschnereit, der Werke von Brahms und Chopin auf gleich drei historischen Klavieren aus der Sammlung des Museums für Kunst & Gewerbe Hamburg sowie auf einem modernen Shigeru Kawai spielte. Jedes Konzert des Festivals war von einem anderen künstlerischen Profil geprägt.

Hubert Rutkowski mit Anne-Sophie Desrez
Blumen für den Festival-Intendanten: Hubert Rutkowski gab gemeinsam mit dem Elphier-Quartett das Abschlusskonzert in der Elbphilharmonie. Anne-Sophie Desrez von Shigeru Kawai, gratulierte ihm zu seiner gelungenen Aufführung. Foto: Cetin Yaman

Im zweiten Konzert beeindruckte der ukrainische Pianist Artem Yasynskyy mit seinen virtuosen Improvisationen und Bearbeitungen von Chopins Werken. Der junge Pianist Gevorg Matinyan, Student der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, präsentierte im dritten Konzert neben Chopin und Brahms auch Werke von Liszt und dem armenischen Komponisten Komitas Vardapet. Dies war auch das Debüt des musikalisch wiederbelebten Rittelmeyer-Saals. Das Thema „Chopin und Deutschland“ wurde in einem Vortrag von Professor Adam Wibrowski aufgegriffen.

Ein weiterer Höhepunkt des Festivals war das Konzert von Alexei Lubimov, der das Publikum mit seinen Interpretationen der Werke des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov begeisterte. Lubimov, der für seine Meisterschaft im Beherrschen mit historischen Instrumenten bekannt ist, spielte Werke von Brahms auf einem historischen Flügel aus dem Jahr 1872. Studierende der Hochschule für Musik und Theater Hamburg nahmen an zwei Meisterkursen sowohl auf historischen als auch auf modernen Flügeln teil. Dies stieß ebenso auf großes Interesse bei den Zuhörern.

Yihua Jin-Mengel mit Ruirui Zhou
Violinistin Yihua Jin-Mengel (li.) vom Elphier-Quartett wurde nach dem Konzert in der Elbphilharmonie noch kurz von der chinesischen Journalistin Ruirui Zhou interviewt. Foto: Cetin Yaman

Beim Abschluss des Festivals in der Elbphilharmonie trat der Festival-Intendant, Hubert Rutkowski, mit dem Elphier-Quartett auf. Sie führten zwei Klavierquintette von Brahms und Zarębski mit einem modernen Shigeru Kawai-Konzertflügel auf, Chopin stand nicht auf dem Programm. Während des Konzerts riss plötzlich eine Violinen-Saite. Spontan nahm Pianist Hubert Rutkowski die Unterbrechung zum Anlass, eine Chopin-Mazurka zu spielen. Sein eleganter Stil mit viel Gefühl und einem nahezu butterweichen Anschlag harmonierte sehr gut mit dem Quartett. Auch laute Stellen klingen bei dem polnischen Musikprofessor und Intendanten des Chopin Festivals nie rabiat, sondern wie die musikalisch-logische Fortführung der gesamten Komposition. Den Shigeru Kawai brachte Rutkowski besonders gut zum Schwingen.

„Es war ein weiteres Festival mit vielen musikalischen Genüssen. Wir stellen erfreut fest, dass Hamburg eine Klavierstadt ist und dass Chopin auch ein Komponist ist, der in Hamburg neben Brahms, Mendelssohn oder Mahler heutzutage seine musikalische Heimat gefunden hat“,

so Festival-Intendant Prof. Hubert Rutkowski abschließend.

Auch die Pianistin Joanna Ławrynowicz-Just ist schlichtweg begeistert: „Ich bin sehr dankbar, ein Teil dieser wunderbaren Klavierfeier des 5. Hamburger Chopin-Festivals gewesen zu sein, bei der ich Pianisten dreier Generationen traf und Erfahrungen und Standpunkte austauschen konnte.“

Unter anderem unterstützen die Hochschule für Musik und Theater Hamburg, die KAWAI Europa GmbH und das Generalkonsulat der Republik Polen in Hamburg das Chopin Festival Hamburg.

Anne-Sophie Desrez mit Jan Philipp Sprick, Elmar Lampson.
Anne-Sophie Desrez, Markenbotschafterin von Shigeru Kawai, mit Jan Philipp Sprick (li.), Leiter der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, und dessen Vorgänger Elmar Lampson. Foto: Cetin Yaman

Interview mit Anne-Sophie Desrez

ganz-hamburg.de sprach mit Anne-Sophie Desrez von Shigeru Kawai über das Chopin-Festival und ihr Fazit:

gh: Welchen Eindruck hatten Sie persönlich zuerst mal so ganz im Allgemeinen insgesamt von dem Chopin Festival? Also, sämtliche Konzerte eingeschlossen, nicht nur die mit einem Shigeru Kawai-Flügel.

Desrez: Ich habe einen sehr positiven Eindruck vom 5. Chopin Festival Hamburg 2023 gewonnen. Jedes Jahr entwickelt sich das Konzept weiter. Es war eine ganz feine Sache, das Abschlusskonzert im Kleinen Saal der Elbphilharmonie zu organisieren.

gh: Wie empfinden Sie das Konzept des Chopin Festivals, das heißt, die Gegenüberstellung von historischen und modernen Pianos? Ist es aus der Sicht von Shigeru Kawai dazu geeignet, die eigenen Instrumente in einem positiven Licht erscheinen zu lassen?

Desrez: Als einziges Festival in Deutschland legt das Chopin Festival Hamburg seinen künstlerischen Fokus auf die Gegenüberstellung der Klangwelten moderner und historischer Tasteninstrumente und ermöglicht damit außergewöhnliche Hörerlebnisse.
Dieses Konzept finde ich einzigartig. Das weckt die Neugier des Publikums. Die historischen Flügel sind zum Teil sehr unterschiedlich im Klang, aber auch in der Bauweise, Tastengröße, in der Art und Weise sie zu spielen und so weiter. Im Allgemeinen ist das Gehör des Publikums heutzutage an ein modernes Instrument gewöhnt. Bei einem Konzert auf einem historischen Instrument sollen wir wieder lernen zuzuhören. Dies erfordert eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Bei den meisten Konzerten fand der zweite Teil auf einem modernen Shigeru Kawai Flügel statt. Das Publikum freute sich über den Klang eines modernen Flügels und entdeckte den wunderschönen Klang unserer hochwertigen Instrumente. Ich habe nur Lob über den Klang unseres Shigeru Kawai Flügels bekommen.

gh: Sie als Shigeru Kawai-Botschafterin haben ja auch sehr viele der angebotenen Aufführungen des Festivals besucht und natürlich auch die mit einem Shigeru Kawai-Flügel. Welche Konzerte würden Sie ganz besonders hervorheben wollen, von denen Sie sagen würden, da wurde ihr Instrument aber wirklich „zum Leuchten“ gebracht?

Desrez: Ich habe dieses Jahr alle Konzerte auf unserem Shigeru Kawai Flügel genossen. Die drei Konzerte auf unserem SK-6 und das Abschlusskonzert mit unserem Konzertflügel SK-EX im kleinen Saal der Elbphilharmonie. Ich gratuliere dem Intendanten Herrn Professor Rutkowski für die Auswahl der Pianisten.

gh: Wenn Sie jetzt nach dem Ende des Chopin Festivals 2023 ein Fazit ziehen: wie sehen Sie die bisherige und zukünftige Entwicklung des Festivals?

Desrez: Das Chopin Festival hat sich sehr positiv entwickelt seit 2019. Ich bin vom 5. Chopin Festival Hamburg sehr zufrieden. Man sollte dieses Festival europaweit noch mehr bekannt machen, so dass das Publikum aus verschiedenen Ländern extra dafür anreisen würde. Man sollte auch die Klassik-Radiosender von verschiedenen Ländern über dieses großartige Festival informieren. So könnte es sich noch stärker bei den Musikfreunden verbreiten und in den nächsten Jahren noch weiter entwickeln.

gh: Gibt es von der Shigeru Kawai-Botschafterin Wünsche an das Chopin Festival, was die kommenden Festivals in den nächsten Jahren angeht?

Desrez: Wir hoffen, auch 2024 wieder im Kleinen Saal der Elbphilharmonie präsent sein zu können. Toll wäre zum Beispiel als Abschlusskonzert beim 6. Chopin Festival Hamburg ein Klavierkonzert von Frédéric Chopin auf unserem Shigeru Kawai Konzertflügel SK-EX mit einem Orchester aus Hamburg im Großen Saal der Elbphilharmonie Hamburg zu veranstalten. Es verursacht natürlich viel mehr Kosten. Daher wäre es notwendig weitere Sponsoren zu gewinnen.

gh: Nun war das erste Mal auch die Elbphilharmonie, Kleiner Saal, als Veranstaltungsort mit dabei. Wie ist da spezifisch das Fazit? Hat es sich gelohnt? Bringt dieser neue Veranstaltungsort dem Festival etwas? Denn da kann man ja das Grundkonzept des Festivals – also Gegenüberstellung von historischen zu modernen Instrumenten – schlecht realisieren, da die historischen Instrumente nicht transportabel sind.

Desrez: Es war eine großartige Entscheidung, das Abschlusskonzert im Kleinen Saal der Elbphilharmonie zu veranstalten. Die Elbphilharmonie zählt zu den bekanntesten Wahrzeichen Hamburgs und ist weltweit als Konzertsaal bekannt. Und auch der Kleine Saal der Elbphilharmonie gehört zu den beliebtesten Konzertsälen in Hamburg mit einer Kapazität von nicht zu unterschätzenden 550 Plätzen. Es ist eine Nummer größer als die anderen Veranstaltungsorte des Festivals.

gh: Gibt es für Shigeru Kawai außer der Präsentation der hochwertigen Flügel auf den Konzerten noch weitere positive Effekte? Zum Beispiel: hervorragende Networking-Möglichkeiten oder Ähnliches?

Desrez: In die Elbphilharmonie kommt ein erfahrenes Publikum. Es ist für uns wichtig, den Shigeru Kawai Konzertflügel beim erfahrenen Fachpublikum in Hamburg bekannt zu machen.

gh: Wird Shigeru Kawai auch in 2024 als Sponsor und Instrumentenlieferant wieder mit dabei sein?

Desrez: Wie jedes Jahr werden wir ein Meeting haben, wo wir unsere Ideen austauschen werden. Wir halten Sie selbstverständlich am Laufenden. Es dauert noch ein bisschen.

Wir danken Ihnen für das Gespräch, Frau Desrez, gratulieren zu dem erfolgreichen Festival 2023 und wünschen schon jetzt eine gelungene Veranstaltung im nächsten Jahr.

von Cetin Yaman