Wann ist der Mann ein Mann? Hinnerk Baumgarten schrieb darüber ein Buch

Hinnerk Baumgarten auf einer Barkasse im Hintergrund die Rickmer RickmersImmer die großen Pötte im Blick: Hinnerk Baumgarten im Hamburger Hafen. Foto: Cetin Yaman

Als DAS!-Gastgeber gehört Hinnerk Baumgarten einer der wichtigsten und beliebtesten Hamburger Moderatoren des NDR.

Schwer imposante lange, breite Schlachtrösser aus hartem, schwerem – aber dennoch unsinkbarem – Stahl ziehen rechts und links gemächlich an uns vorbei im Hamburger Hafen und machen sich auf den Weg elbabwärts. Doch schon bald – wenn sie auf hoher See sind – werden sie Fahrt aufnehmen und dabei ganz sicher auch dem einen oder anderen Unwetter erfolgreich trutzen; die Kraft dazu steckt in ihren Tausende von PS starken Motoren tief unten im Rumpf.

Wir, etwa zwei Dutzend Medienschaffende, Verlagsvertreter, Agenten und Freunde von TV-Moderator Hinnerk Baumgarten, sind unterwegs auf der Elbe, um uns einige Kapitel aus seinem neu erschienenen Buch anzuhören. Doch für einige Minuten legt die Barkasse eine Pause ein und wir alle bestaunen die mächtigen Schiffe um uns herum, die trotz all der Schwere sich ihren Weg durch die Wassermassen bahnen. Ist da etwa eine Spur Sehnsucht in den Augen des Rezitators zu erblicken? Passen würde es ja zum Thema, denn in Baumgarten’s Erstlingswerk geht es – jedenfalls symbolisch ausgedrückt – um Ähnliches…

Hinnerk Baumgarten vor der Rickmer Rickmers Bug
Die optische Umsetzung des Buchtitels „Younger Sän Ewer“: Neu-Buchautor Hinnerk Baumgarten fühlt sich fit wie noch nie zuvor. Foto: Cetin Yaman

Weil der Mann ein Mann ist …

Denn auch der männliche Mensch benötigt gelegentlich – pardon, wenn es jetzt etwas zweideutig wird – eine gewisse Härte, vor allem in seinem Schwellkörper. Diese lässt aber im Laufe seines Lebens nach, bis sie irgendwann ganz verschwindet. Ein ganz gewöhnlicher, von der Natur auch so vorgesehener Vorgang. Die Frage ist nur: ab wann darf es damit losgehen, ohne dass man sich gleich im Allgemeinen Sorgen um seine Männlichkeit machen und in Depressionen verfallen muss? Mit 70? Mit 60? Mit 50? Oder etwa noch früher?

Hinnerk Baumgarten ist ein erfrischend ehrlicher Mensch und berichtet in seinem Buch „Younger sän ewer“, dass es ihn bereits vor den 50ern erwischte. Das Ganze erwies sich dann aber glücklicherweise als nur eine temporäre Hängepartie – ha, immer diese genialen Wortspiele! -, die kopfgesteuert verursacht wurde und nichts mit tatsächlich vorhandenen physischen Unpässlichkeiten zu tun hatte. Oder, wie es der Urologe erläutern würde:

„Das Sexualleben ist eng mit dem Sympathikus verknüpft und nicht vollkommen willkürlich steuerbar“ – einfacher gesagt: relaxt läuft’s besser!

Hinnerk Baumgarten liest aus seinem Buch
Mit Lesebrille, damit man auch gut entziffern kann, was man da so genau in seinem Buch geschrieben hat: Hinnerk Baumgarten rezitiert aus „Younger Sän Ewer“ auf einer Barkasse im Hamburger Hafen. Foto: Cetin Yaman

Das Leben schreibt die Geschichten

Genau dies war allerdings nicht der Fall in der fraglichen Zeit in des Autors Leben. Denn auch ein gut aussehender Sunnyboy wie er ist keine Maschine und kann nicht 24/7 das ganze Jahr durch funktionieren, da gibt es stressige Zeiten sowohl im Job als auch im Privatleben. Diese Erwartungshaltung, dass immer alles piccobello abläuft, besteht aber teilweise in der Öffentlichkeit. Hinnerk will hier Pionierarbeit leisten, in dem er sich offen zu diesen – wenngleich nur vorübergend vorhandenen – vitalen Problemen bekennt und dadurch den unnötigen zusätzlichen Druck aus der Sache heraus zu nehmen versucht. Sein Rat:

„Ich finde, man muss doch mal darüber reden können, denn es gibt ja ganz einfache Wege raus aus dieser negativen Gedankenspirale, die uns hängen lässt“.

Buch von Hinnerk Baumgarten
ei Edel Books erschienen: YOUNGER SÄN EWER von Hinnerk Baumgarten 224 Seiten 18,95 € (c) Edel Books

Eingebunden ist dieses Sinnieren um das Männlichsein im 21. Jahrhundert in eine Liebesgeschichte, die dank zweier unterschiedlicher Nationalitäten sich auch im östlichen Nachbarland Deutschlands abspielt. Baumgartens polnische Freundin Joanna ist ebenfalls mit anwesend auf der Barkasse und zieht an einigen Stellen die Augenbrauen hoch, nicht alles in dem Werk scheint ihr bekannt zu sein. Alles löst sich aber in Wohlgefallen auf, ihre starke Liebe demonstrieren die beiden auch im ausgiebigen Foto-Shooting vor Fahrtantritt. Die amüsante Rezitation aus dem Buch ergänzt der Autor um einige Anekdoten, die nicht darin stehen und zur Erheiterung der Fahrgäste beitragen.

Am Ende legt die Barkasse wieder in ihre Parking Position an, direkt hinter der Cap San Diego. Auch hier bleibt der Blick des frisch auf den Markt gekommenen Buchautors Hinnerk Baumgarten für einige Sekunden an der beeindruckenden Erscheinung des Wasserfahrzeugs kleben. Gebaut Anfang der 1960er Jahre, dient die Cap San Diego inzwischen als Museumsschiff. Doch ist sie allerdings noch immer funktionstüchtig und wird noch für bis zu zehn Ausfahrten im Jahr genutzt. Dazu fällt mir der Untertitel des gerade eben präsentierten Werks ein und ich rufe es Hinnerk mit einem Augenzwinkern zu: „Da geht noch was!“. Seine Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Sag ich doch, mein Lieber!“…

von Cetin Yaman