Kunst to go – erste Galerie am Airport Hamburg beschreitet neue Wege

Up, up and away oder happy landing, auf jeden Fall führt der Weg am Flughafen an der Arte Gallery vorbei

von Cetin Yaman
Kunst am Flughafen – das hört sich zunächst nach zwei Gegensätzen an, denn benötigt man nicht Zeit und Muße um Kunstwerke richtig genießen zu können? Und ist beides gerade an einem hektischen Ort wie am Flughafen überhaupt möglich? Ja, es ist, sagt Galerist Anaisio Guedes, der seit Ende vergangenen Jahres eine Galerie im Ankunftsbereich, neben dem Edeka-Markt, eröffnet hat. 130 Quadratmeter stehen ihm für seine von ihm vertretenen Künstler zur Verfügung, die Mehrheit davon sind Skulpteure. Der 41-Jährige zählt als erstens die hohe Frequenz an Besuchern auf, die sich tagtäglich auf den Weg zum Hamburger Airport machen.

„Hier laufen täglich 40.000 Menschen vorbei“, sagt er, und betont, dass auch einige Kunstkenner darunter sind. Der in Brasilien geborene Galerist will allerdings nicht nur die Elite erreichen, in der „Arte Gallery“ kostet die Kunst zwischen 99 und 10 000 Euro. Guedes bietet außerdem einen Full Service ein, der Kunde sucht sich etwas Passendes aus und tritt seine Reise an, unterdessen verpackt er sorgfältig die Kunst und sendet diese mit einer auf Kunstversand spezialisierten Spedition an die gewünschte Adresse.

ganz-hamburg.de unterhielt sich mit dem mutigen Galeristen über seine Idee:

Herr Guedes, wieso eine Galerie am Flughafen?

Für mich ist der Flughafen ein magischer Ort. Darüber hinaus ist meine Botschaft, dass ich Kunst mobil und zugänglich machen will. Also, der Flughafen ist für mich der beste Ort, dies zu realisieren.

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Es war mein Traum hier am Flughafen zu sein, und ich freue mich sehr, dass ich diesen nun hier verwirklichen kann.

Sind die Leute dort nicht gestresst, haben sie überhaupt die Zeit und die Muße sich Kunst anzusehen?

Sind sie, aber wenn man etwas Besonders sieht und das ist genau das, was hier bei der Arte Gallery zu sehen gibt, nämlich besondere, hochwertige aber vor allem bezahlbare Kunst, dann nimmt man sich gern die Zeit, um die Werke in Ruhe anzuschauen.

Sie sind ja mit Ihrer Galerie schon seit Ende des letzten Jahres am Flughafen, wie sind die ersten Reaktionen?

Die Reaktionen sind sehr positiv. Zum einen liegt das daran, dass mein Konzept kreativ und sehr innovativ ist, aber vor allem sind die Kunden mit der Auswahl der Werke und meinem Service sehr zufrieden. Das macht mich sehr stolz.

Wie viele verschiedene Künstler und wie viele verschiedene Kunstwerke präsentieren Sie in Ihrer Galerie am Flughafen?

Zur Zeit habe ich ca. 10 Künstler aus verschiedenen Ländern mit rund 100 Werken, die ich gleichzeitig in meiner Galerie in Eppendorf zeige.

Wie lange wir die Galerie am Flughafen dort bestehen bleiben?

Dauerhaft. Das ist der Plan und das Ziel.

Sie haben ja noch eine Galerie in Eppendorf, was ist der Unterschied zu dieser Galerie im am Flughafen?

In Eppendorf betreibe ich seit beinah 2 Jahren eine Pop-Up Galerie. Dreimal die Woche wird die Galerie aufgebaut. Jeweils 3 Stunden Auf-und Abbauarbeit.

Hier am Flughafen ist die Galerie geschlossen, so dass die Ausstellung permanent zu sehen ist.

Seit wann sind Sie in der Kunstszene aktiv und wie sind Sie dazu gekommen?

Ich interessiere mich über die Hälfte meines Lebens für Kunst, genau gesagt seit über 20 Jahren. Dazwischen habe ich andere Sachen gemacht. Ich habe einen Abschluss als Fachwirt für Außenwirtschaft und ein abgeschlossenes BWL Studium. Aber angefangen hat alles durch meinen dreijährigen Aufenthalt in Brüssel (1994-1997), bei dem ich viele Künstler persönlich kennengelernt habe.

Welche Verbindung haben Sie persönlich zur Kunst?

Ich selbst male seit 20 Jahren (mehr unter: www.anaisioguedes.com ) und kaufe Kunst auch immer wieder privat ein.

Warum haben Sie gerade diese Künstler für Ihre Galerie ausgesucht? Sie zeigen hier unter anderem Werke von Susanne Wind (Malerei), Joachim Röderer, Jonas Kötz, Guido Deleu (alle Skulpturen) und Frederic Daty (3D-Wandskulpturen von Städtelandschaften).

Für mich gibt es nur zwei Faktoren, die von Relevanz sind: 1. Der/Die Künstler/in und dessen/deren Werke müssen mir persönlich zusagen, denn ich zeige nur das, was ich selbst kaufen würde. 2. Alle Künstler, die ich exklusiv vertrete, kenne ich persönlich und habe zu jedem von ihnen auch menschlich eine gute Beziehung.

Wie sehen Sie Hamburg als Kunststadt?

Viele Hamburger sind an Kunst interessiert und viele von ihnen sind bereit, in Kunst zu investieren.

Welche Kunst kommt hier an?

Diese Frage kann ich nur für meine Galerie beantworten: Einzigartigkeit und Bezahlbarkeit ist die Devise.

Was sind die Besonderheiten des Hamburger Kunstmarkts aus Ihrer Sicht?

Ich glaube nicht, dass HH sich großartig unterscheidet. Wie überall muss Kunst zugänglich und bezahlbar sein, um einen Markt bzw. dessen Käufer zu erreichen.

Genau das ist mein Ziel: Kunst zugänglich und bezahlbar zu machen. Aber darüber hinaus steht bei mir an erster Stelle der Service und die Bedienung, schließlich möchte ich gern, dass meine Kunden zufrieden sind, wiederkommen und mich bestenfalls weiterempfehlen.

ganz-hamburg.de: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Arte Gallery

Hamburg Airport, Plaza, Ebene 0, Ankunftsbereich im Terminal 2
Öffnungszeiten, täglich außer Samstag von 09.00 – 21.00 Uhr