Das ist die Frage, an einer privaten Hochschule studieren?

Studentin mit SchreibmappeFoto von Anastasiya Gepp auf pexels.com

Private Hochschulen: Die Vorteile überwiegen bei weitem die Nachteile

Auch die Corona-Pandemie hat den Aufschwung von privaten Hochschulen und Universitäten nicht abgebremst. Warum entscheiden sich immer mehr Menschen für private und nicht staatliche Hochschulen? Zumal eben über die Dauer des Studiums nicht geringe Studiengebühren anfallen während staatliche Hochschulen de facto kostenlos sind?

Die Gründe dafür sind naheliegend. Kostenlose, sprich staatliche, Universitäten und Hochschulen sind wenig an Studenten ausgerichtet. In der Wissenschaftshierarchie geht Forschung eindeutig vor Lehre. Studenten sind eine Art ; notwendiges Übel – sozusagen der Beifang‘. Viele staatliche Studiengänge bereiten nur ansatzweise auf Anforderungen im Arbeitsleben vor, haben kaum etwas mit der tatsächlichen Nachfrage nach Arbeitskräften zu tun und das größte Manko: Studenten werden kaum aktiv oder individuell betreut. In den sich oft selbstgenügen Strukturen von Hochschulen sind Studenten ein Zählfaktor bzw. ein Subjekt.

Wie gesagt, jede private Hochschule muss sich über Studiengebühren refinanzieren. An einer privaten Hochschule liegt der Fokus ganz klar auf der Lehre, Ausbildung und Wissensvermittlung. Folglich steht der Student im Zentrum. Denn nur zufriedene Studenten und Absolventen empfehlen ein Studium bzw. eine Hochschule weiter. Studenten werden von privaten Hochschulen als Objekte und nicht Subjekte verstanden.

Zielgerichtet studieren dank niedrige Abbruchsquoten

Die reale Welt von staatlichen Universitäten hat bekanntlioch wenig mit den Wortblasen von Bildungspolitikern zu tun. Studium in Deutschland heißt, die Abbruchsquote an staatlichen Universitäten liegt bei rund 33%. Fachhochschulen kommen auf 23%. Private Hochschulen liegen mit 8-9% im privaten Bereich wesentlich darunter. Im Übrigen, die exorbitant hohe Abbruchsquote ist nicht nur eine gigantische Ressourcenverschwendung. Für den einzelnen Studenten bedeutet es häufig eine Verschwendung von Lebenszeit und die frustrierende Erfahrung des Scheiterns.

Während an Universitäten sich die Studiendauer gefühlt bis in die Unendlichkeit ausdehnen kann, beenden neun von zehn Studenten einer privaten Hochschule das Studium in der Regelstudienzeit.

Die Gründe: Studiengänge sind straff, ohne Leerlauf, durchgeplant. Für erforderliche Kurse, Prüfungen und Scheine muss kein Student Warteschleifen drehen. Die Lehrpläne sind schlüssig aufgebaut.

So relativen sich die Studiengebühren, denn durch einen schnelleren Einstieg in den Beruf amortisieren sich die Aufwendungen fürs Studium (u.a. Gebühren, Miete, Lebenshaltung, Fachliteratur) viel schneller.

Weiterhin gibt es bei den Privaten ein deutlich besseres Angebot an Aufbaustudiengängen und Angeboten für Berufstätige, die sich qualifizieren und weiterbilden wollen.

Hohe Praxisorientierung

Sehr viel Wert legen private Hochschulen zumeist auf eine enge Verknüpfung und Verzahnung mit der Praxis. Das fängt schon bei der Auswahl der Dozenten und Lehrkräfte an. Die Fähigkeit zur Wissensvermittlung und der Kommunikation mit Studenten ist ein wichtiger Faktor. Dozenten haben neben einem wissenschaftlichen Profil sich in der Praxis profiliert und als Verantwortliche Erfahrungen gesammelt. Das ist ein guter Schutz vor Theorie-Huberei und praxisferne Ideologie. Qualifizierte Dozenten sind in der Lage Schwerpunkte zu setzen. Unwichtige Nebensächlichkeiten entfallen so.

Die Lehrpläne und Curricula sind deutlich praxisorientiert, erfassen zeitnah aktuelle Entwicklungen und Tendenzen. Praxisbeispiele oder Fallstudien vermitteln anwendungs- und umsetzungsbetonte Skills. Diffuse Inhalte sind somit eher selten in den Lehrplänen zu finden.

Kooperationen mit Unternehmen sorgen für eine konkrete Projektarbeit und Praxissemester erleichtern den Einstieg in die Jobwelt ungemein. Wissen wird umsetzungsorientiert angewandt, eigene Erfahrungen werden gesammelt.

Nachteile privater Hochschulen

Gegenüber staatlichen Universitäten bieten private Hochschulen eine deutlich reduzierte Amzahl von Studienfächern an. Aufgrund der hohen Praxisorientierung ist der Weg in einen akademisch-wissenschaftlichen Berufsweg oftmals nicht das Studienziel. Die Kosten für ein privates Studium wollen auch finanziert sein. Das ist kein unwichtiger Faktor, selbst wenn Hochschulen Finanzierungsmöglichkeiten bieten.

Wer allerdings ein paar Jahre mit sehr viel Freizeit oder langen Urlauben ohne viele Vorlesungen und Seminaren mit freiem Zeitkontingent für vielerlei Aktivitäten ungebunden verbringen will, der sollte sich an einer staatlichen Universität einschreiben. Allerdings, die Persönlichkeit eines einzelnen Studenten ist einer staatlichen mehr als egal. Denn dafür zeichnet keine eine Verantwortlichkeit.

Natürlich gibt es auch im privaten Hochschulbereich Underperformer oder schwarze Schafe. Doch alle Studiengänge an privaten und staatlichen Hochschulen durchlaufen seit der ‚Bologna Reform‘ einen identischen Akkreditierungsprozess. Das gibt eine gewisse Sicherheit.

Die passende Hochschule auswählen

Bei der Auswahl einer privaten Hochschule sollte man sich nicht nur an der Höhe der Studiengebühr orientieren. Viel wichtiger ist die Qualität des Studiums sowie das daraus resultierende Preis-Leistungsverhältnis:

  • Was bietet eine Hochschule an?
  • Wie ist die Studentenbetreuung organisiert. Welche Qualität hat sie?
  • Mit welchen Kooperationspartnern und Unternehmen arbeitet die Hochschule wie zusammen?
  • Gibt es staatlichen anerkannten Abschluss oder nur einen privaten ‚Fantasie‘ Titel? Obwohl, für bestimmte Bereiche gibt es nicht einmal ansatzweise eine staatliche Ausbildung. Das sollte man beachten.
  • Eine erste Vorabinfo-Quelle sind die Bewertungsportale. Zwar listen sie nur subjektive Einzelfälle auf, geben aber Trendinformationen.
  • Auch das Look & Feel eine Hochschule ist wichtig. Auf Infoveranstaltungen kann man vieles erfahren: Wie stellt sich die Raumsituation und Ausstattung dar? Welchen Eindruck machen die Lehrkräfte? Was berichten Studenten von ihren Erfahrungen? Fühlt man sich als Mensch in dem angebotenen Umfeld wohl? Stimmt die Atmosphäre?
  • Bietet die Hochschule Finanzierungsmöglichkeiten? Wie sind Kündigungen geregelt? Was passiert bei einem Zahlungsverzug, wenn der eigene finanzielle Spielraum eng ist?
  • Last but not least: Der Studiencheck: Passt das Studium zu mir, bringe ich die nötigen persönlichen Skills mit? Diese Frage sollte sich jeder angehende Student oder Studentin selbstkritisch stellen.

Entscheidungen für ein privates Studium sollten immer wohlüberlegt und nicht spontan gefällt werden. Je nach Hochschule und Ort addieren sich Kosten schnell auf 20.000 bis 40.000 Euro. Auslandssemester sind darin meist nicht eingerechnet. Gerade Schulabgänger, die im Anschluss ans Abitur ein Studium starten wollen, sollten frühzeitig anfangen sich zu informieren und Info-Veranstaltungen zu besuchen. Torschlusspanik macht Entscheidungen selten besser. Denn, die Entscheidung Studium oder Beruf will wohlüberlegt sein.