Viele Menschen halten das wilhelminische Kaiserreich für eine konservative statische Gesellschaft ohne viel kulturelle Entwicklung. Doch weit gefehlt, in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg entstanden in Hamburg viele aufwendig gebaute Museen, Konzertsäle, Theater, Schulen und Kulturbauten, von deren Bauqualität wir heute noch zehren.
Kulturelle ästhetische Bildung war nicht nur auf eine schmale Oberschicht beschränkt, sondern immer mehr immer mehr nahmen daran teil. Der technisch-wirtschaftliche Fortschritt ermöglichte Aufstieg und steigende Einkommen.
In Hamburg war Alfred Lichtwark (1852 – 1914) ein leidenschaftlicher Museumsmann. Kunstpädagoge und ein kompromissloser Förderer der ästhetischen Bildung. Seiner Heimatstadt Hamburg hinterließ er die renommierte Hamburger Kunsthalle, deren Sammlung er als erster Direktor maßgeblich ausbaute und an die Moderne heranführte. Und er war Mitbegründer der deutschen Kunst- und Museumspädagogik.
Die Kunsthalle ist in guter hanseatischer hauptsächlich durch bürgerschaftliches Engagement entstanden. Waren es ein großer Teil der Baukosten oder durch Schenkungen. Das ist ein großer Unterschied zu den Museen und Sammlungen der Fürsten.
Lehrer der Nation
Als „Lehrer der Nation“ wie ihn sein langjähriger Freund Max Liebermann nannte, war ihm die Kunsterziehung eine Herzensangelegenheit. Sein Erbe wirkt bis heute nach, sei es im Ruhm der Kunsthalle, die weit über die Grenzen Deutschlands strahlt. Und ebenso in seinem pädagogischen Wirken, das die Lichtwark Gesellschaft und die LichtwarkSchule in die Tat umsetzen.
„Lichtwark war überzeugt, dass schon die Schule zum Sehen von Kunst erziehen müsse und damit wichtige Grundlagen für die Entwicklung junger Menschen legen könne. Genau dies erleben wir, wenn wir mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und ihnen helfen, ihr kreatives Potential zu entdecken. Diese Arbeit und ihre großen Erfolge sichtbar zu machen, darauf freuen wir alle Beteiligten, Künstler und Förderer uns sehr – besonders aber auch die jungen Kreativen selbst.“
Franziska Neubecker, Vorsitzende der Lichtwark Gesellschaft
Der November wird zum Lichtwark Monat in Hamburg
Der November steht nun ganz im Zeichen des Museums- und Pädagogik-Pioniers, wenn die Lichtwark Gesellschaft Hamburg e.V. ihr 50-jähriges Jubiläum feiert. Höhepunkt ist die Benefizauktion am 13. November. Dann werden Kunstwerke aus 50 Jahren Förderung von Hamburger und Norddeutschen Kunstschaffenden sowie ausgesuchte Bilder, Fotoarbeiten und Skulpturen aus Sammlungen versteigert.
Darunter so besondere Meisterstücke wie eine Serigraphie von Oskar Kokoschka und eine eigens für die Lichtwark Gesellschaft geschaffene Mappe mit Grafiken von Eduard Bargheer, Tom Hops, Amin Sandig, Wolfgang Werkmeister sowie Bilder aus dem Forum für Nachlässe und Skulpturen von Hanno Edelmann. Mitbieten können die Teilnehmer vor Ort, aber auch am Telefon können Gebote nach vorheriger Onlineregistrierung abgegeben werden. Alle Erlöse der Versteigerung fließen in die Talentschmiede, mit der die Gesellschaft und LichtwarkSchule jugendliche Begabungen in der Bildenden Kunst mit Stipendien fördert.
Mit Dr. Katharina zu Sayn-Wittgenstein übernimmt nicht nur eine renommierte Auktionatorin die Leitung der Versteigerung, es ist auch die erste Benefizauktion, die sie in ihrer Funktion als Direktorin des neu eröffneten Auktionshauses Dorotheum Hamburg durchführt. Schirmherrin ist Jana Schiedek, Staatsrätin der Behörde für Kultur und Medien. Professorin Dorothea Wenzel, Dekanin des Department DMI (Design, Medien und Information) der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, wird eine Laudatio halten. Den perfekten Rahmen bildet die Kunsthalle, in der bereits ab dem 10. November die Abschlussarbeiten der aktuellen Absolventen ausgestellt werden.
Der Lichtwark Monat in Hamburg
- Festakt und Benefiz-Auktion am 13.11. um 16 Uhr im Werner-Otto-Saal der Kunsthalle Hamburg
- Ausstellung Talentschmiede am 10.11. um 18 Uhr im Klingersaal der Kunsthalle Hamburg
Weitere Informationen und Anmeldung zur Benefizauktion sowie Talentschmiede unter www.lichtwarkgesellschaft.de und anmeldung@lichtwarkgesellschaft.de
Über die Lichtwark Gesellschaft Hamburg e.V.
Die Lichtwark Gesellschaft Hamburg e. V. setzt sich seit 1972 aktiv für Künstlerinnen und Künstler ein. Seit 2004 steht auch die Förderung im Kinder- und Jugendbereich mit Kunst im Fokus. Besonders wichtig ist ein lebendiger Austausch durch Atelierbesuche, Besuche von Ausstellungen und andere Dialogformate für Hamburgerinnen und Hamburger.
Die LichtwarkSchule und Talentschmiede
Die LichtwarkSchule fördert Potentiale und entdeckt Talente von Kindern und Jugendlichen über soziale und kulturelle Grenzen hinweg. Im Fokus stehen Kinder, die wenig Förderung erfahren. Die Künstlerinnen und Künstler der LichtwarkSchule gehen in Hamburger Kitas, Vor-, Grund- und Stadtteilschulen und arbeiten mit den Kindern ein Jahr lang zwei Stunden pro Woche künstlerisch und kreativ.
Die Talentschmiede (eine Kooperation zwischen der LichtwarkSchule und der Gesellschaft) ist ein einjähriges Kunst-Stipendium für künstlerisch begabte Kinder und Jugendliche. Sie ist die letzte und anspruchsvollste Stufe im Kurskonzept der LichtwarkSchule, bei der die Stipendiaten professionellen Kunstunterricht von einem Künstler erhalten. Die Kurse finden im Atelier der HAW – Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg statt. Am Ende des Kurses werden die Werke öffentlich ausgestellt.