…und schwupps war die vordere Hälfte des Rumpfes – oder auch allgemein als Brust bekannt – von jeglichen Textilien befreit und für jedermann, vor allem für die davor versammelten Pressefotografen, gut ersichtlich. Was sich hier liest wie ein durchschnittlicher Tag in der RTL-Show Dschungelcamp, fand aber auf dem Hamburger Presseball 2022 im Grand Hotel Elysée statt. Die Dame, die da so großzügig mit den Einblicken in ihre Anatomie hantierte, war Yellow Press-Darling Patricia Blanco – Tochter der Schlager-Legende Roberto Blanco – , begleitet von ihrem Freund, Moderator Andreas Ellermann. Die Aktion wurde vom Großteil der 500 Gäste nicht wahrgenommen, aber unten denen, die es gesehen hatten, teilten sich die Meinungen extrem. Während die einen die Auffassung vertraten, dass dies der Ball einer seriösen Branche ist und am selben Abend auch schwerpunktmäßig sehr ernste Themen wie der Ukraine-Krieg und die Pandemie in den Reden vorkamen und solche Nackedei-Aktionen deswegen nicht dahin gehören, meinten die anderen, dass auch die Boulevardmedien teil der Presselandschaft sind und man dies deswegen akzeptieren müsse.
Alles inszeniert für die Auflage? Zweites Promi-Pärchen am BILD-Tisch
Und noch ein weiteres Promi-Pärchen sorgte bei den Pressefotografen für viel Schnappatmung, wenngleich nicht ganz so spektakulär: Medienunternehmer Frank Otto tanzte zum Ball mit seiner Ex-Freundin Nathalie Volk an, mit der es nun laut der Boulevard-Presse ein Revival geben soll. Auf Einladung der BILD Hamburg saßen sie dann am Prominenten-Tisch der Hamburger Ausgabe der erwähnten Zeitung. Irgendwie kam jedoch die Begeisterung für all das bei der Angebeteten nicht so wahnsinnig an, sie wirkte ziemlich desinteressiert und dampfte auch nach knapp einer Stunde wieder ab. Als neutraler Beobachter konnte man sich die Frage stellen: alles nur inszeniert, damit man in der Montagsausgabe schön viel berichten kann?…
Erleichterung nach Pandemie-Pause
Kommen wir aber nun zur Hauptsache: das was sonst noch los war auf dem 72. Hamburger Presseball. Nach einem Jahr coronabedingter Pause trafen sich erstmals wieder Persönlichkeiten der Hamburger Medien, Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft in festlichem Rahmen. Die Themen waren durch die aktuelle Weltpolitik vorgegeben, so sagte auch wenig überraschend Karsten Lüchow, Vorsitzender der Stiftung der Hamburger Presse „Wir befinden uns in bewegten Zeiten, und der Krieg in der Ukraine macht einmal mehr deutlich, wie wichtig eine freie Presse, ein offener Diskurs und Austausch sind“. Konsequenterweise gehen in diesem Jahr die Erlöse der großen Tombola an die Ukraine-Hilfe.
Erich Klabunde-Preis an Reporter-Duo vom Hamburger Abendblatt
Der Höhepunkt des Abends war die Verleihung des Erich Klabunde-Preises für sozial engagierten Journalismus. Er ging in diesem Jahr an die Reporter Christoph Heinemann und Jens Meyer-Wellmann für ihr intensiv recherchiertes Werk „Der Ausbruch“, das Ende August 2020 im Hamburger Abendblatt erschien und den Corona-Ausbruch im UKE beschreibt. Überreicht wurde die Auszeichnung durch den Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher und Marina Friedt, Vorsitzende des DJV Nord. Es gratulierte auch Peter Ulrich Meyer, Chef der Landespressekonferenz, ebenso Gastgeber des Presseballs.
Live-Musik und DJs sorgten für Stimmung
An dem Abend spielte das Gala-Orchester Max & Friends Evergreens und Disco-Hits. Mit dem Auftritt der Band Bruderherz von Schauspieler Torsten Münchow (ARD Großstadtrevier) und dessen Bruder Christian gab es eine Live-Weltpremiere zu feiern. Le Fonque-Besitzer DJ Supergid brachte Funk, Soul und Jazz in den Ballsaal. Rapper, Produzent und Songwriter DJ Jomo legte in der Disco auf.
Neuer Veranstaltungsort hinkt Vorgänger hinterher
Der Hamburger Presseball fand das erste Mal im Hotel Grand Élysée statt und darum eine Anmerkung zum neuen Veranstaltungsort: das 5-Sterne-Hotel am Dammtor gab sich sichtlich Mühe hinsichtlich der Dekoration und der Atmosphäre in seinen Räumlichkeiten, doch kann es beileibe nicht mit seinem Vorgänger, dem Hotel Atlantic, mithalten. Die einmalige Atmosphäre der Nobelherberge an der Alster wird wohl noch für einige Zeit das Maß aller Dinge in Sachen Ball in Hamburg bleiben. Die Vielzahl der unterschiedlichen Räumlichkeiten und die klassisch-ornamentale Architektur sind anscheinend besser für romantische Tanzabende geeignet als eher sachlich-funktional entworfene Säle.
Wer war da?
Unter den Gästen sichtete ganz-hamburg.de unter anderem: die Bundestagsvizepräsidentinnen Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen) und Aydan Özoğuz (SPD), den Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Die Grünen) und die Generalkonsulin der Ukraine Dr. Iryna Tybinka. Aus der Hamburger Wirtschaft waren dabei: Sebastian Holtz (Carlsberg Deutschland), Michael Eggenschwiler (Flughafen Hamburg), Rolf Habben Jansen (Hapag-Lloyd), Andreas und Bernhard Fischer-Appelt (fischerappelt) und Ingo Egloff (Hafen Hamburg Marketing). Neben führenden Persönlichkeiten der Medienwirtschaft wie Sabine Rossbach, Uwe Jens Neumann und Frank Otto feierten außerdem Yasmina Filali, Isabel Edvardson und Patricia Blanco im Hotel Grand Élysée.
von Cetin Yaman