Vernissage: Ein bisschen St. Pauli auf Sylt

Drei Bilder von Pedro Anacker von Foto: Cetin Yaman

Nun liebt mal schön – der Hamburger Künstler Pedro Anacker zeigt Mixed Media-Werke in der Barlach Halle in Kampen

Neue Arbeiten des Hamburger Künstlers Pedro Anacker sind derzeit in der Dependance der Barlach Halle K in Kampen auf Sylt zu bewundern. Die rund ein Dutzend Werke – darunter auch ein kunstvoll bearbeiteter Poller – sind allesamt aus der Serie „St.Pauli News“. Auf der gut besuchten Vernissage im Showroom von Beton.Gold fanden sich viele Hansestädter ein. Der Ausstellungsraum ist eine Kooperation mit dem Hamburger Einrichtungshaus bornhold, deren Designmöbel ebenfalls bewundert werden durften und genauso wie die kreativen Bilder von Anacker viel Zustimmung fanden.

Pedro Anacker mit Bild
Der ausstellende Künstler Pedro Anacker vor einem seiner Mixed-Media-Werke. Foto: Cetin Yaman

Versiert im Online-Marketing: Künstler und Galeristin

Seit Jahren verändert sich der Kunstmarkt, die Art und Weise, mitten in der Kunstszene zu sein, wird durch soziale Netzwerke, Online-Galerien und virtuelle Bewegungen demokratischer und zugänglicher. Künstler können – und sollen auch – möglichst nicht mehr nur malen. Sie müssen in den sozialen Netzwerken der virtuellen Community „lebendig“ sein. Auch die Galeristen erfinden sich neu, denn mittlerweile kann man – theoretisch zumindest – überall auf der Welt Kunst kaufen und verkaufen. Zwei, die das gut verstanden haben, sind der Künstler Pedro Anacker und die Galeristin Elvie Barlach. Ihre Online-Auftritte und Social Media-Aktivitäten überzeugen und korrespondieren harmonisch mit ihren Taten in der „richtigen“ Welt. Demgemäß kannten viele Besucher schon die Bilder vom Künstler von diversen Online-Präsentationen, aber eine Live-Betrachtung ist dennoch durch nichts zu ersetzen.

Red Light meets High Society

Besonders interessant werden Besuche in physischen Galerien wenn mittels der Kunst zwei vermeintlich gegensätzliche Welten – zum einen die Welt der Schönen und Reichen auf Deutschlands High Society-Insel und zum anderen die teils derbe Welt auf St. Pauli – aufeinandertreffen. In den in den Kunstwerken verwendeten Zeitungsausschnitten geht es um Ereignisse auf der sündigen Meile, mit denen man lieber via künstlerischer Verarbeitung zu tun hat als in der Realität, das wird schnell klar. Anacker weiß, wie man diesen Mix attraktiv umsetzt, seine Arbeiten beschäftigen sich zwar inhaltlich mit dem Rotlichtmilieu, optisch wird das Ganze aber ausbalanciert – und nimmt man noch die schicken Designmöbel im Showroom von Beton.Gold hinzu, dann erst recht. In diesen gezeigten Bildern sind altes Papier, Zeitschriften, Noten, Pappen, Material von der Straße eingearbeitet. Die Materialien sind Bestandteil der Arbeiten und in den Hintergrund gemalt, ohne ihre Wirkung zu verlieren.  

Kreationen brauchen ihre Zeit

In die Realisierung der Kunstwerke wird Zeit investiert: die Entstehung kann Tage, Wochen oder Monate dauern. Die Werke entwickeln sich organisch. Die verschiedenen Materialien schaffen eine einzigartige, visuelle und taktile Landschaft aus Form, Tiefe und Textur, die den Betrachter dazu herausfordert, über sich selbst und die Welt nachzudenken. Man fühlt es, hier ist ein Künstler, der Spuren hinterlassen möchte, indem er seine gesamte imaginäre Welt auf die Leinwand überträgt. Anacker sucht nach seinen Grenzen und probiert dabei neue Ansätze aus. Farbe, Tiefe und Textur stehen bei ihm im Vordergrund stellt. Er ist einzigartig, authentisch, denn Authentizität ist die wahre Leistung eines Künstlers, das weiß der Hamburger Künstler.

Pedro Anacker, 1962 in Hamburg geboren, studierte in den 1980ern einige Zeit Malerei an der HFBK Hamburg bei Prof. B. Koberling. Er hat national wie international ausgestellt. Seine Ateliers befinden sich in Hamburg St. Pauli und an der Ostsee in Dahme.

Showroom BETON.GOLD / BARLACH HALLE K SYLT / bornhold

Kurhausstr. 1, 25999 Kampen/Sylt
Öffnungszeiten: Mo – Fr: 11 bis 17 Uhr | Sa:11 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung
Die Ausstellung „Nun liebt mal schön“ von Pedro Anacker läuft bis zum 31. August 2023.

von Cetin Yaman