„Homage“ mit Gary D. Johns zeigt kunstvoll bearbeitete Afrikanische Kunst
Was macht man eigentlich wenn man als Porträt-Fotograf schon sämtliche Stars von Michael Jackson über Marlon Brando bis Tom Cruise bereits geknipst hat? Ganz einfach: man fotografiert zur Abwechslung mal afrikanische Holzskulpturen… so jedenfalls die Schlussfolgerung von US-Starfotograf Greg Gorman, der genau dies gemacht hat. Und um der ganzen Sache noch einen weiteren Schuss Variation hinzuzufügen, holte er sich einen Kollegen aus der malenden Zunft hinzu. Mit Gary D. Johns fand er dabei einen kongenialen Kooperationspartner aus seiner Heimat; die beiden ergänzen sich ideal, davon kann man sich nun noch bis zum 27. August in Lübeck überzeugen.
In der St. Petri Kirche fand auch die Vernissage statt, zu der sich sogar mit Harald Falckenberg einer der berühmtesten Kunstsammler in Deutschland auf den Weg machte und eine beeindruckende Eröffnungsrede hielt. „Neue Kunst ist ohne alte Kunst mit ihren Wurzeln im Mythos und ihren komplexen Prozessen ständiger Wiederholung und Veränderung nicht denkbar“, sagte der Hamburger in seiner Zusammenfassung. Die gezeigten Bilder zeigen Skulpturen aus ganz Afrika, aber hauptsächlich aus Westafrika. Die Stämme verwendeten sie für Zeremonien, Voodoo, Fetischismus und medizinische Praktiken.
Kreatives Genie trifft kreatives Genie
Die Idee dazu kam dem weltberühmten Fotografen Greg Gorman während des COVID-Lockdowns, als er wie viele andere nicht in der Lage war, seine klassischen Kunstfotografieren zu produzieren, die größtenteils auf Live-Modellen beruhen. So beschloss er Skulpturen aus seiner Sammlung afrikanischer Stammeskunst auf die gleiche Weise zu fotografieren, wie er seine klassischen Porträts aufnimmt. Inspiriert von der Kunstfertigkeit und Präsenz jeder Skulptur nutzte Gorman seine Fähigkeiten als einer der führenden Fotografen unserer Generation, um diese beeindruckenden Werke zu kreieren. Da er sich aber nicht mit diesen – eigentlich schon für sich genommen aussagekräftigen – Foto-Porträts zufrieden geben wollte, wandte er sich an seinen langjährigen Freund und Mitarbeiter, den Konzeptkünstler Gary Johns, um den Ausdruck dieser Werke zu verstärken. Johns war sofort fasziniert von Gormans Bildern und der Einladung zur Zusammenarbeit und nutzte seine eigene kreative Vision, um den Werken ein zusätzliches, völlig neues Licht zu verleihen. Das Zusammenspiel oder Nebeneinander von Gormans Fotografien und Johns‘ persönlicher Bildwelt führte dann zu diesen faszinierenden Ergebnissen.
Foto: Cetin Yaman
Leidenschaft für afrikanische Kunst erwachte schon früh
„Ich startete in den 1970er Jahren in Paris, Frankreich, in einem ethnografischen Geschäft im Marché aux Puces, mit dem Sammeln indigener Kunst. Ich begann mich für afrikanische Masken und Skulpturen zu interessieren und verliebte mich in sie, insbesondere die Art und Weise wie das menschliche Gesicht und die menschliche Form dargestellt werden, fand ich atemberaubend“, so Greg Gorman über die Anfänge seiner Leidenschaft zur afrikanischen Kunst. Und auch Hamburg ist bei dieser Ausstellung mit involviert, wie Gorman weiter ausführt: „Während der Produktion der Bilder wurde mir klar, dass ich nicht genügend Motive für mein Buch hatte, also wandte ich mich an eine Galerie in Hamburg, Harry’s Hamburger Hafenbasar, wo Teile der Sammlung zum Verkauf standen. Caroline Uhde hatte die Galerie nach dem Tod des Besitzers übernommen, ich kontaktierte sie, um Stücke zu kaufen, sie schickte mir zwanzig bis fünfundzwanzig Stücke auf einmal, ich kaufte am Ende ein paar Hundert“.
Kompliziertes Fotografie-Verfahren
Gorman ist bekannt für seine klaren, ehrlichen Darstellungen der berühmtesten und berüchtigtsten Gesichter aus der Welt der Unterhaltung, Kunst, Sport und Musik. Gorman’s erfolgreiche Karriere als preisgekrönter Kreativ- und Art Director für Werbekampagnen und Filme beweist sein Talent in der Gestaltung visueller Erzählungen. Und dieses zeigt er auch bei diesem neuen Projekt „Homage“ auf wunderbare Weise.
Wobei die Erstellung der Fotografie eine ziemlich komplizierte Angelegenheit gewesen ist, wie er erläutert: „Zuerst hatte ich Probleme, sie zu fotografieren. Ich habe die Figuren in eine Schüssel gegeben und legte sie auf einen Lazy Susan (einen Spinnständer, die Red.). Ich dachte, ich würde die Objekte nur mit viel Tiefenschärfe fotografieren, aber mir wurde klar, dass ich mehr tun musste – jeden Winkel erkunden, bis ich das Gefühl hatte, ihre wahre Persönlichkeit eingefangen zu haben. Jedes Bild war das Ergebnis von etwa 15–25 Belichtungen, bei denen ich die Fokuspunkte verschoben habe, um ein völlig scharfes Bild zu erhalten. Anschließend wurden sie im Line-and-Mix-Verfahren verarbeitet“. Danach durfte sich der Malerfreund Gary Johns über diese Foto-Kunstwerke hermachen und tobte sich dabei auch nochmal kreativ aus.
Bei HOMAGE handelt es sich um eine Wanderausstellung, die weltweite Premiere fand in Lübeck statt. Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Oliver Zybok und ist eine Kooperation mit der Overbeck-Gesellschaft, Kunstverein Lübeck. Rund 100 hochwertige Drucke sind ausgestellt und auch käuflich zu erwerben. Dazu ist ein Buch erschienen, es handelt sich um eine signierte, limitierte Auflage von 600 Büchern. Davon gibt es eine Sonderausgabe, die auf fünfzig Monographien limitiert ist, darunter zwei signierte Kunstdrucke in limitierter Auflage – eine von jedem Künstler.
Ausstellung HOMAGE
Wann: bis zum 27. August 2023, täglich von 11 bis 16 Uhr
Wo: St.-Petri-Kirche, Petrikirchhof 4, 23552 Lübeck
Der Eintritt ist frei
von Cetin Yaman