Rauminstallation, Leinwandarbeiten und Klangkunst

Gruppenbild vor Kunstwerk: v.l.n.r.: Dirk Staudinger (Gründer & Director Circle Culture Gallery), Benjamin Zombori (Zombori Art Media), Künstlerin Beatriz Morales, Johann Haehling von Lanzenauer (Gründer & Kurator Circle Culture Gallery)v.l.n.r.: Dirk Staudinger (Gründer & Director Circle Culture Gallery), Benjamin Zombori (Zombori Art Media), Künstlerin Beatriz Morales, Johann Haehling von Lanzenauer (Gründer & Kurator Circle Culture Gallery). Foto: Cetin Yaman

Ausstellung von Beatriz Morales in der Barlach Halle K

Die Textilarbeiten der mexikanischen Künstlerin Beatriz Morales hängen wie riesige Felle mystischer Fabelwesen im Raum. Sie interpretiert in ihren Werken einen traditionellen Rohstoff der Maya-Kultur neu: die Agavefaser. Nach einer ausverkauften Einzelausstellung von Morales in Berlin zeigt die Circle Culture Gallery die neuen Werke der mexikanischen Künstlerin nun zum ersten Mal in Hamburg. Im Rahmen der Ausstellung „Where the Wild Things Grow“ präsentiert Beatriz Morales eine monumentale Rauminstallation sowie neue Arbeiten auf Leinwand aus der Serie Sounds I’ll Never Hear. Charakteristisch für die Künstlerin ist dabei ihre Symbiose zwischen Malerei in Mischtechnik und textilen Komponenten. Ein weiterer Bestandteil der Ausstellung ist Klangkunst, entstanden in Kooperation mit dem britischen Filmkomponisten Sion Trefor. Das Ganze ist noch bis einschließlich Sonntag, 16. Oktober, in der Barlach Halle K (Klosterwall 13) zu sehen.

Beatriz Morales

Beatriz Morales, geboren 1981 in Mexiko-Stadt, arbeitet in Berlin und Mexiko. Ihr Atelier in Mexiko liegt eingebettet in der rauen Natur des bergigen Bundesstaates Hidalgos, umgeben von baumhohen Kakteen. Das Oeuvre der autodidaktischen und multidisziplinären Künstlerin umfasst Malerei, Textilkunst-Installationen und Videokunst. Nach einer Reihe von internationalen Ausstellungen ist das Interesse an Morales’ vielschichtigem Werk in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Ein zentrales Thema in den Arbeiten von Beatriz Morales ist die Frage nach Identität, der sie mit einem breiten Spektrum an Techniken nachgeht, darunter abstrakt-expressionistische Farbfeldmalerei in der Tradition von Clyfford Still und Elemente aus der Textilkunst.

Die in Berlin lebende Mexikanerin mit libanesischen Wurzeln leuchtet in Ihrem gesamten Schaffen Aspekte multinationaler Vielschichtigkeit aus. Die Künstlerin manifestiert ihre Identitätssuche durch ein stetes Kontrastieren von urbanen und naturbezogenen Einflüssen. Diese zwei Pole kontextualisieren sich gegenseitig: In Morales’ Ansatz ist die Natur nicht nur Quelle von Rohstoffen und Pigmenten, sondern wird als natürlicher Lebensraum der Werke verstanden. Ihre Kunstwerke fügen sich, obwohl abstrahiert, nahtlos in das Umfeld ein, das ihre Entstehung inspiriert hat. Kunst und Natur reflektieren und ergänzen einander gegenseitig, die Trennlinien zwischen natürlich-organischer Präsenz und abstrakter Komposition lösen sich auf.

Kunst-Fans Samia Carballal und Michael Rosenblatt. Foto: Cetin Yaman

Für ihre Textilinstallationen verwendet die Künstlerin Fasern der Agave. Dieser Rohstoff wurde in Mexiko seit tausenden von Jahren benutzt, bis er im Zuge der industriellen Revolution von synthetischen Materialien abgelöst wurde. Beatriz Morales interpretiert die Pflanzenfaser in ihren Installationen neu. Ihre Kompositionen transportieren eine archaische Kraft, die wie farbige Kaskaden aus dreidimensionalen Pinselstrichen in den Ausstellungsraum bricht.

Fiber Art mit Assoziationen an historisches Handwerk und lokale Traditionen trifft auf den kompositorischen Gestus des Abstrakten Expressionismus – um Symbiose und Spannungsfeld zugleich zu generieren. Den Begriff der Farbfeldmalerei erweitert Morales um eine dritte Dimension: Sie expandiert mit der Materialität und den Texturen ihrer Arbeiten in den Raum. Eine Auseinandersetzung mit den Eigenschaften und der Geschichte der verwendeten Rohstoffe fließt ebenso in den Arbeitsprozess der Künstlerin ein wie ihre biographischen Reflexionen. Beatriz Morales subsumiert ihre Serie von Textilkunstwerken aus Agavefaser unter dem Titel Ts’ul, ein Wort der indigenen Maya aus Südmexiko, dem Ursprungsort der Fasern.

Übersetzt bedeutet Ts’ul so viel wie „der/das/die Andere/Fremder/ Ausländer“ – ein Titel, der auf das konzeptuelle Fundament hinweist, welches die Arbeit der Künstlerin durchdringt. Hier, jenseits der tradierten Ebenen von Identität, liegt der Quell des originären kreativen Impulses: Where the Wild Things Grow. Die Kunst von Beatriz Morales wurde zuletzt unter anderem im Museo de la Cancillería Mexico City, im Museo MACAY Mérida, Museo Rufino Tamayo Mexico City, der Kunsthalle Dessau, der Drexel Galería, Heart Ego Gallery sowie der Circle Culture Gallery Berlin gezeigt.

Ihre Gemälde und Installationen sind Teil privater Sammlungen in Mexiko, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Kanada und den USA, sie wurden in zahlreichen Print- und Onlinepublikationen sowie der 2022 veröffentlichten Monografie “Color Archaeology” (erschienen im Kerber Verlag) besprochen.

BEATRIZ MORALES – Where the Wild Things Grow – noch bis 16. Oktober

Barlach Halle K, Klosterwall 13, Hamburg, präsentiert von Circle Culture Gallery  

von Cetin Yaman