Kunst: Tschüss und bis bald!

AusstellungsimpressionenImpressionen von der abgelaufenen Ausstellung „Spunk“. Foto: Cetin Yaman

Die Capitis Galerie schließt – und kündigt gleichzeitig Neueröffnung an.

Sheila Rock, Ilse Ruppert, Janette Beckman, Katja Ruge und Roberta Bayley: Fünf renommierte Fotografinnen, fünf Blickwinkel auf das Phänomen und Gesamtkunstwerk Punk von den 70er Jahren bis in die Postpunk/New Wave-Ära der 80er. Dazu Fotos von Janette Beckman aus den Anfängen des Hip-Hop und Popkultur-Aufnahmen bis in die Gegenwart von Katja Ruge.

Es gab viel zu entdecken auf der Ausstellung „Spunk“ in der Fotogalerie Capitis; Bilder von Johnny Rotten, Debbie Harry, The Clash, Iggy Pop, Billy Idol und vielen anderen waren über ein halbes Jahr in den Ausstellungsräumen in der Kaiser-Wilhelm-Straße zu betrachten. Besonders interessant wurde die Schau durch die zahlreichen thematischen Überschneidungen und Überlagerungen von Portraitierten und Portraitierenden. Präsentiert wurde ein überzeitlicher Hubschrauberblick auf Musik, Mode, Jugendkultur und Ästhetik einer stilprägenden Epoche.

Andrea Lüdke, Sejung Choi und Yvonne Woelke
Schauspielerin Andrea Lüdke, Pianistin Sejung Choi und Yellow Press-Star Yvonne Woelke zählten zu den prominenten Besucherinnen an dem Abend. Foto: Cetin Yaman

„Sozusagen eine Generalperspektive, die uns die Punk-Bewegung und alles was danach kam durch sehr unterschiedliche Augen sehen ließ“, resümierte Galerist auf der Finissage. Diese war gleichzeitig ein Gallery Closing, da die Räume nun für ein anderes Unternehmen des Inhabers Platz machen müssen. Ganz vorbei ist die Akte Capitis Galerie allerdings nicht wie uns Kotte, selbst ein bekannter Porträt-Fotograf, im Interview wissen ließ.

Katja Runge mit Fotografie-Arbeit
Eine von fünf ausstellenden Fotografinnen der Ausstellung „Spunk“: die Hamburgerin Katja Ruge. Foto: Wolfgang Bürger

Interview mit Anatol Kotte

ganz-hamburg.de: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu der gerade abgelaufenen Ausstellung SPUNK mit Fotografien aus der Pop-Szene der 1980er Jahre, die Kunst- und Musikfans gleichermaßen begeistert hat. Wie lautet denn dein persönliches Fazit zu dieser Ausstellung? Hat sie auch deine Erwartungen als Galerist erfüllt?

Anatol Kotte: Diese war ganz sicher meine bisher am schönsten kuratierte Ausstellung. Rein wirtschaftlich betrachtet lag sie eher im Mittelfeld, aber das muss man als Galerist manchmal so hinnehmen. Ausgestellt waren Arbeiten von Fotografinnen, die sich in der Branche verdient gemacht haben. Es war wirklich etwas ganz Besonderes, diese fünf gemeinsam zu zeigen. Mit so wichtigen Fotografinnen, drei von ihnen leben mittlerweile in den USA sowie aus Berlin und Hamburg, und ihren klasse Arbeiten aus einer popkulturell so wichtigen Zeit, das hat mich stolz gemacht.

Holger Mühlbauer-Gardemin und Michael Blenk
Beide sind knapp drei Stunden aus Wilhelmshaven angereist und trafen sich dann zufällig in der Hamburger Galerie Capitis: Künstler Holger Mühlbauer-Gardemin und Michael Blenk (North Cat & Sail Store, Bootszubehör). Foto: Cetin Yaman

Auf den Kopf kommt es an

Bitte erzähl uns etwas über das Konzept deiner Galerie. Wie erfolgt die Auswahl der Fotokünstler? Wie ist die Bildsprache der Galerie entstanden?

AK: Capitis ist lateinisch und heißt “des Hauptes/des Kopfes”, es geht also um den Menschen. Er steht im Mittelpunkt der Arbeiten, die ich ausstelle. Porträts, Mode, Reportage, Street und so weiter. Landschafts- oder Architektur-Fotografie, wenn sie nicht in Bezug zu einer Geschichte steht, interessiert mich weniger.

Konzentrierst du dich bei der Auswahl der Autoren auf persönliche Vorlieben oder geht es mehr um die Wünsche der Sammler? Ist es möglich, beides zu kombinieren?

AK: Nun, das ist das Kunststück und natürlich nicht ganz einfach. Man muss als Galerist beides miteinander vereinen.

Wie würdest du den Stil oder Charakter deiner Galerie mit einem Wort beschreiben?

AK: Elegant.

Immer im Fokus: Der fotografische Nachwuchs

Vertritt und fördert die CAPITIS Galerie auch junge, aufstrebende Künstler?

AK: Unbedingt! Es ist mir ein großes Anliegen neue Künstler und Positionen zu zeigen. Im Rahmen der Phototriennale Hamburg 2022 hatten wir bei uns die Ausstellung Kaleidoscope. Präsentiert wurden neben der Gewinnerin des LOBA (Leica Oskar Barnack Award) 2021, Ana María Arévalo Gosen mit ihrer Serie „Días Eternos“, fünf weitere Gewinner und Finalisten des Preises.

Nun ist es aber leider so, dass die CAPITIS Galerie, zweifellos eine der schönsten Galerien für Fotokunst in Hamburg, zum Jahresende 2023 ihre Pforten geschlossen hat. Für Kunstfreunde in der Hansestadt ist das eine schlechte Nachricht. Wann hast du begonnen, über eine Schließung nachzudenken? Welche waren die ausschlaggebenden Faktoren?

AK: Die gute Nachricht vorab: wir schliessen ja nicht für immer. Im vergangenen Jahr musste ich aus gesundheitlichen Gründen etwas zurücktreten, außerdem muss der nebenan befindliche Laden für Analogfotografie, KHROME, wo ich Mitinhaber bin, vergrößert werden, da er aus allen Nähten platzt.

Wiedereröffnung an anderer Stelle für 2024 geplant

Dann wünschen wir Dir schnellstmögliche gute Besserung, Anatol! Für wann ungefähr ist denn ein Revival der Capitis Galerie geplant?

AK: Wir werden mit einem etwas anderem Konzept an anderer Stelle bald zurück kommen, das wird höchstwahrscheinlich noch in 2024 passieren.

Wie hat sich der Kunstmarkt deiner Meinung nach in den letzten zehn Jahren verändert? Wir hatten ja eine mehrjährige Pandemie, die für viele Unternehmen aus allen möglichen Branchen den Untergang bedeutet hat. Mit welchen Schwierigkeiten haben Galeristen, Künstler, Fotografen derzeit im Allgemeinen zu kämpfen?

AK: Eigentlich mit den Schwierigkeiten mit denen alle zu kämpfen haben. Da gibt es eine grosse Schere, zum einen werden Unsummen für Kunstwerke im Highend-Bereich gezahlt, auf der anderen Seite fehlt die Einsicht für unbekanntere Künstler etwas auszugeben. Das heißt, ein Kunstkauf wird immer mehr als Investition betrachtet. Die Leute stellen sich immer mehr Fragen wie “Bekomme ich mein Geld zurück oder verdiene ich sogar beim Wiederverkauf?”. Das sind alles Dinge, die momentan sehr viele bewegen.

Kunstmarkt in schwierigen Zeiten – auch in Hamburg

Gehen wir doch ganz konkret auf die Stadt ein, in der wir beide leben. Hamburg gilt als keine wirklich herausragende Kunststadt, selbst in Deutschland insgesamt betrachtet ist die Hansestadt in Sachen Kunst eher im Mittelfeld angesiedelt. Was denkst du in dieser Angelegenheit? Was ist der große Unterschied, wenn man Hamburg mit Berlin, London oder New York vergleicht? Was fehlt hier?

AK: Vielleicht mehr Menschen, die bereit sind für Fotokunst Geld auszugeben. Und das wie erwähnt im Moment ganz stark; andererseits aber auch verständlich, alle haben gerade Sorgen um das liebe Geld. Das merkt man ja nicht nur in der Kunstbranche. In solchen Situationen werden dann aber zuerst die vermeintlich verzichtbaren Investitionen wie Bildkäufe als erstes nach hinten gerückt.

Infobox Selbstmedikation

Selbstmedikation mit rezeptfreien Arzneimitteln ist ein wichtiger Baustein in unserem Gesundheitswesen. Oft ersetzt die Selbstmedikation einen Arztbesuch. Wie alle wirksamen Arzneimittel haben auch rezeptfreie und frei verkäufliche Medikamente Risiken, Neben- und Wechselwirkungen.

Denken Sie immer daran. Der Beipackzettel sollte sorgfältig gelesen, die Warnhinweise und Gegenanzeigen sollten beachtet werden. Es kommt immer auf die richtige Dosierung an. Überschreiten Sie nie die empfohlene Menge und Einnahmedauer!

Jede Selbstmedikation hat Grenzen. Sie sollten nicht auf eigene Faust an Symptomen, die Sie bisher noch nie hatten, ‚herumdoktern‘. Gehen Sie rechtzeitig zu einem Arzt. Selbstmedikation geschieht auf eigene Gefahr. Dieser Artikel dient lediglich zur Information und ersetzt keine ärztliche Beratung.

Bleibst du bei deinem Künstler-Portfolio bei deiner aktuellen Vision oder planst du, diese in Zukunft zu erweitern?

AK: Da schauen wir einfach mal, würde ich ganz lapidar sagen. Es geschehen im Moment sehr spannende Dinge da draußen, viele sehr talentierte junge Leute sind mit Kameras unterwegs und liefern bemerkenswerte Arbeiten. Das verfolge ich intensiv.

Wichtige Messe-Empfehlungen und Ratschlag für den Kunstkauf

Welche Messen für Fotografie/Kunstfotografien besuchst du persönlich? Welche kannst du empfehlen?

AK: London Photo und Paris Photo sind sicherlich die Highlights, es gibt aber auch kleinere Messen, deren Besuch sich lohnt.

Abschließend: welche Tipps kannst unseren Lesern zum Thema Kunstkauf geben? Möglichst alles bei Capitis kaufen, das ist klar, aber abgesehen davon, hast du einen Tipp parat?

AK: Dem Bauchgefühl folgen und nie den Partner fragen. Das Leben ist zu kurz um sich mit schlechten Bildern zu umgeben.

von Cetin Yaman