Industriegelände zum Träumen

Holger Mühlbauer-Gardemin in HamburgHolger Mühlbauer-Gardemin am Alsteranleger Foto: Cetin Yaman

Die ungewöhnlichen Motive des Fotokünstlers Holger Mühlbauer-Gardemin kommen bestens an

Der norddeutsche Künstler Holger Mühlbauer-Gardemin ist in diversen Bereichen erfolgreich unterwegs. So begeistert er bereits seit vielen Jahren mit seinen gemalten Bildern Kunstfreunde, aber auch in der Digital Art hat er sich einen Namen gemacht. Relativ neu hinzugekommen sind seine Arbeiten mit der Fotokamera.

Der in Wilhelmshaven und Hamburg wohnende Künstler ist seit Mitte der 90er Jahre freischaffender Künstler und arbeitet auch noch in seinem erlernten Beruf als Grafik-Designer. Seine Agentur „Mühlbauer Design im Pförtnerhaus“, dessen Residenz, das Pförtnerhaus des ehemaligen Marinebekleidungsamtes in Wilhelmshaven, als Namenspatron der Agentur dient. Über seine malerischen Arbeiten hatten wir an dieser Stelle schon im Jahre 2022 ausführlich berichtet. Nun trafen wir uns erneut mit Holger, um uns über seine Foto-Kunst zu unterhalten.

Das ganz-hamburg.de Interview

Moin Holger, was hat dich eigentlich ursprünglich zur Fotokunst hingezogen?

Dass man mit der Fotokunst relativ schnell ein – im besten Fall- ästhetisches Ergebnis erzielen kann.

Und wie kamst du zur Fotokunst?

Das war ein Teil meiner Ausbildung, damals in Bad Pyrmont, zum Medien-Designer.

Was inspiriert dich als Fotokünstler?

Meine Inspiration ist es, einen, für mich emotionalen Augenblick einzufangen um damit Bilderwelten zu entwerfen.

Beschreibe eines deiner besten Fotos und was es aus deiner Sicht großartig macht.

Das war damals noch im Fotostudio mit einer Großformatkamera, als ich Stillleben fotografiert und dafür Lichttunnel aus Styropor gebaut hatte. Diese dienten als „Special Effects“ für das Motiv: ein Stillleben mit Fitnessrequisiten.

Was hält dich als Fotokünstler motiviert?

Meine Kreativität, meine Sucht, visuell durchzustarten, aber wahrscheinlich auch die Hoffnung, etwas damit hinterlassen zu können.

Was hältst du für deine persönlichen Stärken als Fotokünstler?

Gute Motive schnell erkennen zu können, aus dem Augenwinkel heraus, oder im Vorbeifahren.

Ob man es „objektivbasierte“ Medien, Fotografie oder visuelles Geschichtenerzählen nennt – es gibt so viele Möglichkeiten, sich in der Welt des 21. Jahrhunderts auszudrücken – wie würdest du deinen persönlichen Fotografie-Stil bevorzugt ausdrücken wollen?

Ich habe diesen speziellen Fotostil und auch die künstlerische Bearbeitung der Motive „Orte der Stille“ genannt, weil sie eine bestimmte Stimmung ausdrücken, etwas Einzigartiges, wie aus der Zeit gefallen, eine unglaubliche Stille und Ruhe überkommt einen beim Betrachten. Obwohl es keine grünen Wiesen sind, sondern meistens Gebäude und/oder Industriegelände.

Was macht deiner Meinung nach ein gutes Foto aus? Wie entscheidest, ob etwas, das du erstellst, deine Erwartungen erfüllt oder sogar übertrifft?

Das sagt mir mein Gefühl, es ist wie ein Glücksgefühl.

Verändern große Ereignisse im Allgemeinen die Art und Weise, wie man Bilder erstellt und hinterher auch betrachtet? Oder um es anders auszudrücken: Gehst du deine Arbeit dadurch ganz anders an oder ziehst zumindest diese kontextuell mit ein? Konkret: muss man zum Beispiel mit dem Wissen des Klimawandels im Kopf bestimmte Motive nun anders erstellen?

Das hatte ich eher als der Ukraine Krieg los ging, da hatte ich immer Panzer oder Soldaten vor Augen mit Blumen im Gewehrkolben oder statt Kanonen wird mit Blumen geschossen.

Welchen Fotografen würdest du als wichtigen Einfluss für dich und deine Arbeit betrachten? Wie beeinflusst deren Arbeit oder die Wirkung ihrer Arbeit deinen eigenen kreativen Prozess?  Welche anderen wichtigen Künstler/Fotografen würdest du als Inspirationen nennen?

Andreas Gursky würde ich sagen, seine Bilderwelten. Peter Lindberghs Ästhetik. Und, was Landschaftsfotografie betrifft, Fotodesigner Klaus Schreiber. In der letzten Ausgabe der Fotokunstzeitschrift „Aesthetica Magazine“ aus Großbritannien wurde meine Arbeit mit den Fotografien von Bernd und Hilla Becher verglichen, das macht einen schon stolz.

Mit welcher Fotobearbeitungssoftware bist du vertraut und wie würdest du dein Können darin einschätzen?

Tatsächlich Photoshop seit Version 1.0, also sozusagen seit Anfang an dabei.

Gehen wir mal noch tiefer in die Materie hinein: Was signalisiert in deinem Kopf/Körper die Existenz von etwas, das du fotografierst möchtest? Ich bin mir sicher, dass dies zutiefst instinktiv geschieht, aber könntest du einen Schritt zurücktreten und versuchen den exakten Prozess zu analysieren?

Die Frage ist ja schon fast neurowissenschaftlich! Meistens sind es Erinnerungen an Begegnungen, Filme, besondere Situationen die diesen Impuls auslösen, es entstehen Bilder im Kopf, die dann umgesetzt werden müssen.

Glaubst du, dass die Menschen in den letzten Jahre ihre Sichtweise geändert haben? Spielt zum Beispiel der massive Fotografie-Veröffentlichungsschub auf Social Media eine Rolle? Wenn ja, wie beeinflusst so ein Trend auch deine Arbeit konkret?

Heutzutage fotografiert (knipst) ja jeder ständig und immer mit dem Handy, es entstehen somit Millionen, um nicht zu sagen Milliarden, von „Bilderleichen“, die dann unbeachtet beim neuen Handykauf mit entsorgt werden. Das kann man mit einem Fotokünstler nicht vergleichen. Meine Bilder sind keine Schnappschüsse, sondern von langer Hand geplant und aufwendig umgesetzt.

Hast du von anderen Fotografen Ratschläge erhalten? Wenn ja, von wem und welche?

Ja, ich habe den einen oder anderen Tipp von Fotografen bekommen und damals in meiner Ausbildung hauptsächlich von meinem Fotografenmeister. Ratschläge wie: „Pass auf, dass der Horizont immer gerade ist!“, „Beachte das Gegenlicht!“ und so weiter.

Wenn du mit einem Fotografen, noch lebend oder mit einem vergangener Tage, zu Abend essen könntest, wer wäre es und was würdest du ihn fragen?

Vielleicht mit Annie Leibovitz, und ich würde mit ihr nicht nur ihre über Fotografie reden wollen, sondern auch über ihre Art der Selbstvermarktung. Das beeindruckt mich bei ihr sehr, mindestens so sehr wie ihre kunstvollen Fotografien.

Folgst du Trends? Wenn ja, warum und wenn nein, warum nicht?

Trends folge ich nicht, auf jeden Fall nicht bewusst. Meine Bilder entstehen durch mein jahrelanges Foto-Training. Ich schaue auch anders als andere meine Umgebung an, sehe immer irgendwo ein mögliches Motiv.

Wann können wir deine hoch interessanten Kunstfotografien in Hamburg sehen?

Ja, das ist auch schon in Planung. Zunächst einmal werden aber meine gemalten Bilder im Musikhaus KAWAI in Hamburg vom 20. November bis 22. Dezember ausgestellt.

Dann wünschen wir dir viel Glück und Erfolg dabei, lieber Holger!

von Cetin Yaman