JAS liebt den schrägen Media-Mix für ihre Kunstwerke
Bei Jas handelt es sich um eine quirlige junge Künstlerin, die mit einem wahren Kultur-Mix als Background hantieren kann. Ihre Ursprünge sind sowohl mandaya (Philippinen) als auch chinesisch, spanisch und deutsch. Diese vier doch sehr unterschiedlichen Wurzeln sieht man ihren Bildern an; sie strahlen eine Frische aus, die man sonst selten in der Kunstszene findet. 1980 geboren, absolvierte sie ein Studium in Kommunikationsdesign an der “Hanseatischen Akademie für Marketing und Medien” in Hamburg. Ihre eingeschlagene Richtung beschreibt sie selbst als „Bohemian Art“ oder „Funky Art“, beides sind von ihr kreierte Variationen der späten Phase der Pop Art. Angesichts ihrer im März startenden Ausstellung in der Hansestadt unterhielten wir uns mit Jas über die genaue Wesensart ihrer Kreationen.
Interview mit der Künstlerin JAS
ganz-hamburg.de: Hallo Jas, lass uns doch mal ganz von vorn anfangen. Wie kamst du zur Kunst?
Jas: Bereits während meines Studium stand für mich fest, das ich nicht den klassischen Weg gehen werde, das wäre beispielsweise eine Karriere in der Werbebranche gewesen. Danach ist aber dennoch einiges an Zeit ins Land gegangen, die typischen Lebensumstände eben: verschiedene Jobs, Familienplanung und so weiter. Am Ende habe ich mich entschlossen, meiner wahren Passion nachzugehen und so folgte dann meine erste Ausstellung.
Gibt es jemanden in deiner Familie, von dem du möglicherweise dieses kreative Talent geerbt hast?
Tatsächlich nicht, allenfalls als Reinkarnation meiner Vorfahren.
Wie definierst du dich als Künstlerin?
Lass es mich so formulieren: Folge nicht blind einer Systemvorgabe, finde Wege diese zu sprengen, um Einzigartigkeit zu schaffen.
Was ist dein Ziel als Künstlerin?
Jedes Werk hat eine Botschaft, eine individuelle Geschichte oder Story Board. Diese können Ereignisse, Erfahrungen, Entwicklungen, Einstellungen und oder zum positiven Denken und Handeln anregende Aspekte beinhalten.
Die spirituelle Tradition meiner Vorfahren und die Ehrung der Früchte der Erde Schlagens sodann auch die Brücke zur allgegenwärtigen Botschaft, dass unsere Ressourcen begrenzt sind und als solche auch respektvoll und nachhaltig genutzt werden müssen. Stichwort: „[re]/generation“. Insofern beinhaltet meine Kunst immer eine vielschichtige Botschaft mit viel Raum für Interpretationen, welche ich in die Welt tragen möchte.
Back to the roots
Mit deiner Herkunft gehst du offensiv und positiv um. Magst du uns etwas über die einzelnen Wurzeln erzählen?
Meine Großmutter war Mandaya (Natives Samal Island) mit teils spanischen Wurzeln, mein Großvater Chinese, meine Mutter dementsprechend als philippinischer Mischling geboren auf den Philippinen (Samal Island) und mein Vater ist gebürtiger Deutscher.
Spielen diese genannten Wurzeln auch eine relevante Rolle in deiner Kunst? Wenn ja, wie äußert sich das?
Ja, unbedingt! Meine Wurzeln haben sogar einen großen Anteil an meiner Kunst, welche sie auch meiner Meinung nach einzigartig macht. Ich fertige meine eigene Modelliermasse aus Lebensmitteln wie Reis, Salz, Mungo-Bohnen und Glasnudeln mit dem Hintergrund der Spiritualität meiner Mandaya-Vorfahren an. Durch Ehrung dieser Nahrungsmittel wird der Schutz vor bösen Geistern beschworen sowie Glück, ein langes Leben und Reichtum. Jeder Käufer darf sich also auch eines lebenslangen Glückbringers erfreuen.
What’s the difference? Künstlerin JAS und der Rest
Das klingt ja sehr interessant und exklusiv. Aber heutzutage gibt es eine Menge Gemälde und sehr viele Künstler auf dem Markt. Wie unterscheiden sich deine Kunstwerke vom Rest?
Ich würde sagen: die Farbgewalt von Neonfarben, im bewusst komplementären Spektrum (Kontrast) und Stilmix verschiedener Materialien wie Sterlingsilber, Feingold 24karat, Collagen und Nachtleuchtfarben ergeben einen unverwechselbaren Ausdruck meiner Kunst. Unbeschwert, provokant, lebendig, fröhlich, prägend und hinweisend. Meine Kunst bezeichne ich selbst als „Boho Art“, da sich mein Stil nur schwer einer „Schublade“ zuordnen lässt, was auch gut so ist. Wichtigster Bestandteil ist jedoch, wie bereits beschrieben, meine eigene Modelliermasse, welche meiner Kunst neben der besonderen „Symbolik/Botschaft“ auch eine Dimensionalität verleiht.
Ich unterscheide meine Kunst in zwei Kategorien, „poppy“ und „funky“. „Poppy“ beinhaltet unter anderem sowohl alltägliche als auch luxuriöse Gegenstände, Bilder und Symbole aus der Massenkultur als Hauptmotive verpackt in eine Geschichte. Hierbei verwende ich Elemente und Kunstfiguren aus populären Medien in meiner eigenen Stil-Darstellung und aufwendigen Verarbeitung. „Funky“ hingegen steht für die abstrakte Seite meiner Kunst. Der Kreativität und den Interpretationsmöglichkeiten sind hier keine Grenzen gesetzt.
Das Leuchten der Farben verleiht deinen Bildern ein Gefühl von Fröhlichkeit. Ist deine Persönlichkeit auch so?
Absolut, ich würde mich als Frohnatur bezeichnen (lacht passenderweise dazu…).
Inklusive bissiger Gesellschaftskritik
Welche Bedeutung haben die Charaktere in deinen Bildern für dich?
Auch das ist unterschiedlich. Ich arbeite zum Beispiel gern mit chinesischen Jahreszeichen und Elementen. Beispiel: Café de Boeuf. Hier ist der chinesische Metallbüffel die Grundlage meiner Inspiration.
Gibt es auch Charaktere in deinen Werken, die immer wieder auftauchen? Welche sind das und warum kommen sie immer wieder vor?
Gut beobachtet, gern möchte ich hier die Figur „Pai Mai“ aus dem Film Kill Bill nennen. Den Charakter finde ich sehr faszinierend. Lustig, verachtend, diszipliniert, zerstörerisch und die Verkörperung von Perfektion, am Ende nur durch List bezwingbar.
Man kann in deinen Bildern, die von den Farben sehr viel Positives und Fröhlichkeit ausstrahlen, aber auch einiges an Gesellschaftskritik ablesen. Ist diese analytische Sicht auf das moderne Leben ein wichtiger Bestandteil deiner Auffassung von Kunst, speziell von deiner Kunst?
Teils ist es einfach die moderne Art und Ausdrucksweise der heutigen Zeit in einer multipolaren Welt. Ich provoziere gerne aus und mit allen Gesellschaftsschichten. Ich bin von der Kunstströmung des Hip-Hop geprägt und entsprechend ist auch die ein oder andere Botschaft aus dieser Richtung in meinen Werken zu finden.
Kannst du unsere Leser darüber aufklären, welche Erfahrungen deines Lebens sich in deinen Kunstwerken widerspiegeln?
Also sehr konkrete Lebenserfahrungen würde ich jetzt nicht sagen, nur eher allgemeiner Art. Ich bin der Meinung, dass nicht alles im Leben so ernst genommen werden muss. Achte nur auf dein Karma Konto!
Viele Künstler betreiben Gesellschaftskritik, belassen es aber bei allgemeinen Reflektionen. Manche gehen allerdings weiter und greifen, so wie zum Beispiel Ai Weiwei oder Banksy, ganz direkt die Politik an (sowohl in ihren Kunstwerken als auch außerhalb davon). Kommt so etwas auch in deinen Werken vor?
Nein, weder meine Werke, noch bin ich in Persona konfrontativ politisch. Sehr wohl beinhaltet meine Kunst aber Hinweise auf allgemeine Missstände jedweder Form, gern auch in Klischees dargestellt.
ganz-hamburg.de: Vielen Dank für das hoch interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg in deiner künstlerischen Karriere, Jas!
von Cetin Yaman