Urban Art-Ausstellung mit vielen fernöstlichen Motiven von ‘mittenimwald’
Alle Freunde von Street- und Urban Art kommen ab sofort im East Hotel in St. Pauli voll auf ihre Kosten. Der bekannte Künstler Andreas Jakobs alias „mittenimwald“ zeigt über ein Dutzend seiner neuesten Arbeiten unter dem Titel „Pretty Vicious“ (= ziemlich bösartig) im Bar- und Restaurantbereich des beliebten Kiez-Treffpunkts. Street Art-Künstler mittenimwald hat sich in der Szene mit seinen Arbeiten an Schablonen, Collagen und Aufklebern eine hohe Reputation erworben. Zuvor arbeitete er als Designer bei mehreren Werbeagenturen, bevor er 2005 seinen Job kündigte und sich hauptberuflich der Street Art widmete.
Von der Werbeagentur zum Freien Künstlertum
Den Sprung ins kalte Wasser hatte er sich aber lange gut überlegt, wie er sich im Rückblick erinnert: „Mein Wunsch, kreativ zu sein, war schon immer da. Mein Interesse an Street Art, insbesondere Schablonenkunst, wurde geweckt, als ich Anfang der 2000er Jahre als Grafikdesigner in einer Werbeagentur arbeitete. Ich hatte ein Zimmer im berühmten Hamburger Szeneviertel ‘Schanze’. Neben dem Eingang zu meiner Wohnung hing ein mit Kleister aufgezogenes Plakat und ich war sofort von der Technik fasziniert. Das wollte ich auch machen. Später erfuhr ich, dass die Beklebung vom Berliner Künstler Alias stammte. Aber es dauerte eine Weile, bis ich meinen Job kündigte und beschloss, Vollzeitkünstler zu werden“.
Foto: Cetin Yaman
Fokus: Frauen aus Fernost
Ein Schwerpunkt seiner Motive liegt im Bereich „Asia“, wie auch in der aktuellen Ausstellung im East zu sehen. Bilder wie „Mei Ling“, „Misaki“ oder „Kazuko“ zeigen das starke Interesse des norddeutschen Künstlers an fernöstlichen Themen, insbesondere Japan zieht mittenimwald ganz besonders an. Er lebte sogar ein halbes Jahr in Tokio, um sich noch tiefere Einblicke in die japanische Kultur zu verschaffen. Es geht ihm dabei neben der Historie und der Schriftkunst auch um das dort vorherrschende Frauenbild. Dieses definiert sich über den kulturellen Ritus des Verkleidens und Schminkens, früher bei den Geishas und in der Jetztzeit im Manga-Comic-Stil. Das sexuelle Element ist eher unterschwellig und subtil vorhanden und nicht so im Vordergrund wie in der westlichen Kultur. Mittenimwald mag das, obwohl er auch bei seinen anderen nicht-fernöstlichen Motiven gern die Frau in aufreizender Wäsche zeigt.
Punk is not dead – auf den Bildern von mittenimwald lebt er weiter
Einen weiteren deutlich sichtbaren Einfluss muss man ebenfalls erwähnen: die Popkultur seiner Teenager-Zeit. „Ich bin in einer Zeit und an einem Ort aufgewachsen, in dem es außer Punk kaum Möglichkeiten gab, sich von anderen zu unterscheiden. Daher ist Punk auch eine wichtige Inspiration hinsichtlich der Botschaft, der Wirkung und des Drecks. Ich möchte, dass meine Bilder etwas von einer schmutzigen Stadtmauer haben“, so Andreas Jakobs alias mittenimwald. Zu sehen ist das beispielsweise im Bild „Heroes“, in das ein Zitat von David Bowie’s Song „Heroes“ eingebaut ist. Bowie, ganz sicher selbst kein Punk, aber ein innovativer Rock-Star, der mit seiner kreativen Andersartigkeit Anfang der 1970er Jahre den Weg für Punk und New Wave bereitet hatte, passt gut in die philosophische Welt des Künstlers.
Begeisterte Vernissage-Besucher
Auf der Vernissage kam das bereits bestens an, so vergab Besucher und Kunst-Fan Sebastian Linke der Ausstellung die Höchstpunktzahl: „Faszinierende Arbeiten. Ich besitze schon Werke von mittenimwald und diese neuen Bilder finde ich auch wieder sehr reizvoll. Sie sind von den Farben und Motiven streng konzipiert und überzeugen mich komplett“. Ähnliches konnte man von vielen weiteren Gästen vernehmen. Die sehenswerte Ausstellung ist aber nicht nur für Asia-Fans ein Muss, sondern für alle, die sich für zeitgenössische Urban und Street Art aus Norddeutschland interessieren.
PRETTY VICIOUS – mittenimwald – Urban Art
EAST Hotel, Simon-von-Utrecht-Str. 31, 20359 Hamburg St. Pauli
Rund um die Uhr geöffnet. Laufende Ausstellung für die nächsten Monate, es steht noch kein Enddatum fest.
von Cetin Yaman
